Category: Reiseberichte – andere Länder

Bremen I

               Bremen ist weit weg. Bremen ist das kleinste deutsche Bundesland. Bremen ist eine alte Hansa-Stadt. Bremen ist eine Rhododendron-Stadt. In Bremen hat unser Sohn Lubomir ein halbes Jahr gearbeitet, und so entschieden wir uns, ihn zu besuchen. Es ist zwar bereits zehn Jahre her, die Erinnerungen blieben aber bis heute lebhaft. Bremen ist nämlich sehr schön, obwohl sich die Einwohner irgendwann um das Jahr 1522 in der Sache der Religion für die Lehre Calvins entschieden haben. Es hat sie nicht daran gehindert, ihre Häuser schön zu schmücken. Nur bitte, keine lokalen Spezialitäten ausprobieren, man kann hier auch anders gut essen. Aber dazu später.

               Die Bremer grüßen sich mit dem Wort „Moin“. Das bedeutet in ihrem Dialekt, also in Plattdeutsch „Guten Morgen“. Im kalten Nordwind, der vom Nordsee bläst, erstarrte wahrscheinlich den Einheimischen der Mund und deshalb schaffen sie längere Worte nicht. Möglicherweise aus dem gleichen Grund sprechen auch die nicht weit entfernten Dänen nur die erste Hälfte ihrer Worte aus, was nicht gerade kleine Probleme mit der Verständigung zur Folge hat. Aber die Natur lässt offensichtlich nichts anderes zu. Mein Sohn grüßte brav auf die österreichische Art „Grüß Gott“ und verursachte damit unter den Angestellten der Firma eine bestimmte Panik. Am dritten Tag stellte ihn sein Chef in die Mitte der Halle und sagte nachdrücklich „Der Kollege kommt aus Österreich“. Trotzdem hat er schnell gelernt mit „Moin“ zu grüßen, um nicht auffällig zu sein. Wenn sie in Bremen gefragt werden, wie es Ihnen geht, handelt sich nur um eine Höflichkeitsfrage. Man muss also seinen Zustand nicht lange schildern, es reicht mit einem „Muscha“ zu antworten. Das bedeutet „Es muss gehen“. Mehr Optimismus wird in Bremen nicht verlangt.

               Bremen lebt – neben Anderem – von Schiffbau. Es gibt hier gleich einige große Firmen, die Luxusyachten produzieren. Die größte von ihnen ist die Firma Lürssen, die bereits im Jahr 1904 gegründet wurde und bei der russische Oligarchen ihre Yachten bauen ließen.

Es wird erzählt, dass Lürssen nicht einmal von den absurdesten Wünschen dieser meistens kriminellen Neureichen zurückgeschreckt ist. Als einmal ein Oligarch erfuhr, dass sich ein anderer eine Yacht bei der Konkurrenz bauen ließ und diese um fünf Meter länger als die seine sein sollte, ließ er seine Yacht, die bereits fertig war, in der Mitte durchschneiden und einen zehn Meter langen Teil hineinbauen. Die Deutschen wunderten sich zwar, sie schmunzelten sogar, aber der Kunde ist der Herr, also sie schnitten, klebten und die Yacht war fertig nach den Wünschen des Herren Oligarchen. Das heißt, zu diesem Zeitpunkt die größte auf der Welt.

               Unser Sohn arbeitete bei der Konkurenzfirma Abeking und Rasmussen, die in Bremen seit 1907 tätig ist. Diese Firma spezialisierte sich auf zwar kleinere, dafür aber spezielle und durchgedachte Schiffe. Zum Beispiel, als sie für einen Millionär, dessen Gattin an Seekrankheit litt,  eine Yacht bauten, die das Schwanken der Wellen am breiten See so kompensieren konnte, dass der stolze Besitzer auch mit seiner lieben Frau Ausflüge am Meer machen konnte. Die Größe der Yacht war für ihn im Gegensatz zu den Russen nebensächlich. Die Preise solcher Produkte entsprechen natürlicherweise der Bonität der Kunden. Wenn es gelang, zwei Aufträge in einem Jahr für solche Yachten zu bekommen, war die Firma Abeking und Rasmussen sorgenfrei, bei vier Yachten badete sie im Geld und wies große Gewinne auf.

               Wegen dieser großen Schiffbauer, wo man über die Größe ihrer Produkte in voraus nichts weiß, darf der Fluss Weser, an dem Bremen liegt, ab einem bestimmten Punkt mit keinen Brücken überquert werden, die dann das Ausfahren der fertigen Yachten ans Meer hindern könnten – der Sohn fuhr also täglich zur Arbeit mit der Fähre. Die letzte Brücke ist die Stephanibrücke am nördlichen Ende der historischen Stadt, danach ist Schluss.

               Der Fluss Weser ist die Ader der Stadt. Auf dem Fluss wurde die Ware transportiert, dank ihm wurde Bremen zu einer der wichtigsten Städte der Hansa. Aber mit der Zeit versandete der Fluss und war für Schiffe mit größerem Tiefgang nicht schiffbar. Zuerst versuchten die Bremer das Problem mit einem künstlichen Hafen im Vorort Vegesack zu lösen (wo heutzutage die Schiffswerften tätig sind), später bauten sie einen Hafen an der Flussmündung, der später zu einer selbständigen Stadt Bremerhaven wurde.

Bremerhaven

Sie blieb es bis heute, ist aber weiterhin ein Teil des Bundeslandes Bremen. Übrigens gerade von diesem Hafen aus verließen die meisten Deutschen im neunzehnten Jahrhundert ihre Heimat in Richtung Amerika. Darüber erzählt ein Museum im Bremerhaven. Man kann dort die Identität eines Emigranten einnehmen und dann mit ihm seine Reise nach Amerika, die Ankunft im Hafen von New York, die Dokumentenkontrolle sowie auch das weitere Leben in der Neuen Welt erleben. Der Bremerhaven war so wichtig, dass die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg erzwangen, dass Bremen mit Bremerhaven, liegend inmitten der britischen Besetzungszone, unter die amerikanische Verwaltung gestellt wurde. Bremen bildete also eine kleine amerikanische Insel, wo die Einwohner wahrscheinlich mehr Kaugummi, Chocolade und Jazz als Leute aus der Umgebung erleben durften.

               Bremen wurde dank seiner Mitgliedschaft in der Hansa eine reiche Stadt. Die Unabhängigkeit der Stadt stellt die Statue von Roland unter Beweis, die vor dem reichlich geschmückten Rathaus steht.

Roland

An der Fassade des Rathauses gibt es die Legende über die Gründung der Stadt oder auch Kaiser Karl der Große mit Kurfürsten. Bremen wurde zum Mitglied der Hansa im Jahr 1358 in der Zeit der Herrschaft von Karl IV. Karl IV. unterstützte die Unabhängigkeit der Reichsstädte von den lokalen Herrschern. In seiner Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356 trat er viele Kompetenzen des Kaisers an die Kurfürsten ab, unterstützte dafür aber die Selbstbestimmung der Städte. Roland als Palatin des Kaisers Karl und damit sein Vertreter wurde in dieser Zeit zum Symbol der Unabhängigkeit und der Selbstbestimmung. In Bremen wurde diese Statue allerdings zugleich mit der Fertigstellung des Rathauses im Jahr 1404 enthüllt, also in der kurzen Unterbrechung der Herrschaft der Luxemburger Dynastie im Reich durch Ruprecht von Pfalz. Aber es hat halt einige Zeit benötigt, bis Bremen für so ein prächtiges Gebäude genug Geld verdient hatte. Die Legende sagt, dass die Stadt so lange bestehen bleibe, solange Roland auf seinem Platz stehen würde. Deshalb blieb Roland sogar in der Zeit des zweiten Weltkrieges, als Bremen wegen seiner Lage und Bedeutung ein Ziel häufiger Luftangriffe der Alliierten wurde (es wurde 62% der Gebäude in der Stadt vollständig zerstört), auf seinem Platz. Er wurde mit Sandsäcken umhüllt und dann in eine Schutzwand eingemauert. Roland hat den Krieg überlebt und mit ihm auch die Stadt. Jetzt steht er vor dem Rathaus mit dem Schwert in der rechten Hand, geschützt mit einem Schild in der linken, auf dem der zweiköpfige kaiserliche Adler ist, als ein Zeichen der direkten Untergebenheit der freien Stadt ausschließlich dem Kaiser.

               Zu einer freien Reichsstadt wurde Bremen offiziell lediglich im Jahr 1646, lange konnte es sich aber an seinen Status nicht freuen. Der Westfälische Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendet hat, hat die Stadt nämlich Schweden zugesprochen. Im Jahr 1712 übernahmen Dänen die Stadt von den Schweden, die nach der vernichtenden Niederlage bei Poltava gegen Russland nicht mehr im Stande waren, ihre Besitzungen gegen die Koalition von Russland, Dänemark und Polen/Sachsen zu schützen und zu behalten. Die Dänen haben dann die Stadt gleich drei Jahre später an den Kurfürsten von Hannover verkauft. Im Jahr 1810 kamen Franzosen hierher, um hier drei Jahre lang zu herrschen, der Wiener Kongress erteilte Bremen den Status einer freien Stadt, den sie auch nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 behalten konnte. Als ein Bundesland mit einer Selbstverwaltung funktioniert Bremen also bis heute.

               Die zweite Skulptur in Bremen mit einer symbolischen Bedeutung sind die „Bremer Stadtmusikanten“.

Dieses Märchen der Gebrüder Grimm von vier alternden Tieren (Esel, Hund, Katze und Hahn), die tapfer Räuber in die Flucht geschlagen und ihre Beute sich angeeignet haben, gilt im deutschen Sprachraum zu den populärsten. In Bremen sind diese vier Helden in einer Skulptur verewigt, die an der Seitenwand des Rathauses steht. Bei Berührung der Statue aus Bronze werden angeblich Wünsche wahr, die man in diesem Moment hat. Ich wünschte mir etwas, es erfüllte sich nichts davon. Man kann nichts machen. Eine Kopie dieser Bremer Skulptur findet man auch im lettischen Riga. Es war ein Geschenk der Stadt Bremen an die Partnerstadt, die ebenso zur Hansa gehörte, nach der Selbständigkeitserklärung von Lettland im Jahr 1991.

               Die Altstadt von Bremen bildet eine Ellipse an dem rechten Flussufer, sie ist von einem Erdwall mit Wassergraben und Parkanlagen umgeben. Alles ist dort nah, alles kann man zu Fuß erkunden. Wir passierten eine lange Einkaufpassage Loyd,

dann kam man durch den Blumenmarkt zur Frauenkirche und dann zum Rathaus und zum Roland. Vor der Kirche „Unserer Lieben Frau“ steht eine Reiterstatue des Kanzlers Bismarck. Wie er sich um Bremen wirklich verdient gemacht hätte, habe ich nicht erfahren, vielleicht war das Dank dafür, dass in seinem politischen Gebilde, also im neuen Deutschen Kaiserreich, Bremen seine Autonomie bewahren durfte, da sonst das Verhältnis des Kanzlers zu Bremen wegen unterschiedlichen Ansichten auf die Kolonial- und Handelszollfragen nicht ungetrübt war.  Meine Hypothese, dass die Bremer sich bei dem mächtigen Mann einfach nur einschleimen wollten, hinkt durch die Tatsache, dass die Staue im Jahr 1910, also 12 Jahre nach Bismarcks Tod eingeweiht wurde. Wahrscheinlich als Symbol der deutschen Vereinigung, also etwas ähnliches wie Giuseppe Garibaldi in italienischen Städten. Dort fragt auch keiner, warum dort seine Statuen in beinahe jeder Stadt stehen, obwohl ihn manche von ihnen nicht ausstehen konnten.

               Einen Platz weiter gibt es den Dom, der dem heiligen Petrus geweiht ist. Auf den Turm des Doms kann man steigen. Natürlich kann man, wenn man die Sicht auf die Stadt von oben genießen möchte, dieser Versuchung nicht widerstehen, man muss aber über eine so enge Stiege nach oben gehen, dass eine Ampelregelung nicht ganz abartig wäre. Den entgegenkommenden Menschen auszuweichen, besonders wenn sie nicht gerade schlank sind, ist eine echte Herausforderung und ein enger Körperkontakt ist unvermeidlich. Vor dem Dom wurden wir Zeugen einer alten Tradition. Ein Mann, der mit Dreißig noch immer ledig ist, ist verpflichtet, am Tag seines dreißiger Geburtstags die Treppen vor dem Dom zu fegen oder den vorbeigehenden Menschen Schuhe zu putzen, um für seine Hochzeit das Geld endlich zu verdienen. Ich war ein vorbeigehender Mensch und meine Schuhe haben sich ein ordentliches Putzen seit langem dringend verdient, ein Widerstand war also zwecklos. Ob sich der junge Mann für die Hochzeit das Geld tatsächlich verdient hat, darf ich aber anzweifeln. Ich habe ihn kurz danach gesehen, wie er mit seinen Freunden, die seine Tätigkeit streng kontrolliert haben, den Verdienst in einer der vielen Bars verzechte. Die Tradition, die das weibliche Geschlecht betrifft, haben wir leider nicht erlebt. Eine dreißigjährige Jungfrau (die Jungfräulichkeit wird nicht dringend nötig, es reicht, wenn sie nicht verheiratet ist) muss so lange die Klinke an der Tür der Kirche putzen, bis sie von einem jungen Mann mit einem Schmatzer befreit wird. Ich fürchte, dass diese Tradition in Folge der „politic corectness“ bald stirbt (wenn nicht bereits gestorben ist). Schade darum.

Fortsetzung folgt.

Fuerteventura II

Der Strand, auf dem Bethencourt ans Land ging, ist ein der meistens besuchten Orte auf der Insel. Es ist das Gebiet von Ajuy, man erreicht es auf einer sehr guten Straße vom Ort Pájara oder zu Fuß auf einem historischen Pfad von Betancuria. In Pájara gibt es eine schöne Kirche „Iglésia der Nuestra Seňora de Regia“ mit einer Fassade mit aztekischen Motiven und mit einem vergoldeten Altar in ihrem Inneren. Die Kirche ist aber nicht immer offen. Das Städtchen ist gepflegt und die Straßenbeleuchtung leuchtet tags und nachts. Bereits anfangs November wurde die Weihnachtsdekoration installiert, die Bewohner wollten offensichtlich nichts einem Zufall überlassen. Was wäre, wenn das Weihnachten heuer früher kommen würde.

               In Ajuy gibt es den winzig kleinen bereits erwähnten Hafen „Puorto de la Peňa“ mit vielen Restaurants und dem Menu in beinahe allen Sprachen der Welt, zu meiner Überraschung wurden hier nicht die für Spanien so typischen Tapas angeboten. Der Ort ist durch seinen schwarzen, mit Vulkansand bedeckten, Strand berühmt. Er heißt „Playa de los Muertos“, also „Der Strand der Toten“.

Möglicherweise deshalb, weil von hier der Tod kam. Ob bereits mit Bethencourt oder doch später mit den berberischen Piraten, ist Sache der Auslegung. „Puorto de la Peňa“ war der Hafen der Hauptstadt Betancuria, auch heute noch kann man auf einem Pfad in einem Bergtal von der Stadt zum Hafen absteigen. Der Hafen lebte (oder besser gesagt vegetierte) ganze Jahrhunderte von Kalkerzeugung. Von den Kalkfelsen, die über den schwarzen Strand emporragen, wurde außerordentlich reiner Kalk gewonnen, hier gebrannt und anschließend auf die anderen Kanarischen Insel exportiert. Die Öfen zum Kalkbrennen sind auch heute noch sichtbar, sind aber natürlich seit langer Zeit bereits außer Betrieb. Am Ende eines halbkilometerlangen Spazierganges auf einem zerklüfteten Riff gibt es zwei Höhlen „Cuevas de Ajuy“.

Sie befinden sich auf der Seehöhe, also muss man zu ihnen auf steilen Treppen absteigen und beim Übergang von einer zu der zweiten Hölle muss man auch ein bisschen klettern. Also feste Schuhe sind gegen Sandalen oder Strandschlapfen im Vorteil. Vom Riff gibt es atemberaubende Blicke auf den Strand und das Meer, es zahlt sich also aus, hier einen Spaziergang zu machen. Deshalb machen das auch beinahe alle Inselbesucher.

               Die Straßen auf der Insel sind übrigens in einem sehr guten Zustand, sie sind offensichtlich noch relativ neu mit einer kompakten asphaltierten Fahrbahn. Mit bestimmten Ausnahmen, wie zum Beispiel die Straße zwischen Betancuria und Pájara, sind sie auch breit genug, dass zwei entgegenfahrende Fahrzeuge problemlos ausweichen können. Zwischen Corralejo und „Puerto del Rosario“ wird sogar eine Autobahn gebaut. Im Betrieb sind derzeit zwar nur sechs Kilometer, aber alle Städtchen und Dörfer auf der Insel sind mit einem gut befahrbaren Straßennetz mit Asphaltbelag verbunden.

               Betancuria war die Inselhauptstadt bis 1834, dann übergab es das Primat an das Städtchen Antigua, das aber Hauptstadt nur ein Jahr lang geblieben ist. In Folge der schwierigen Naturbedingungen, infolge deren die Bevölkerung ständig auf der Kippe zur Hungernot balancierte, hat der letzte Landesherr im Jahr 1800 das Handtuch geworfen und ist nach Tenerife übersiedelt. Die Inselverwaltung übernahm das Militär, zum Herrn der Insel wurde der örtliche Oberst, der seinen Sitz im Städtchen La Oliva hatte. So wurde La Oliva im Jahr 1835 zur weiteren Inselhauptstadt, bis es im Jahr 1956 die Stafette an Puerto del Rosario abgab. Zu dieser Zeit waren die ökonomischen Voraussetzungen bereits entscheidend und ein Hafen eignete sich am bestens, zum ökonomischen Schwerpunkt der Insel zu werden. Die Angst vor den Piraten ist bereits verschwunden und im Jahr 1879 musste das Heer auf die Verwaltung der Insel verzichten. In La Oliva gibt es eine schöne Kirche und die Villa der Oberste „Casa de los Coroneles“, von der sie über die Insel siebzig Jahre lang herrschten. Der kleine Palast wurde in der Zeit unseres Besuches gerade rekonstruiert und damit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Also konnten wir nicht erfahren, wie die militärischen Diktatoren auf der von Armut und Hunger geplagten Insel lebten. Im neunzehnten Jahrhundert flüchtete die Hälfte der Bevölkerung auf das Festland nach Spanien. Dann kam aber in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts der Fremdverkehr und brachte allmählich den Wohlstand mit sich auf die Insel.

               Fuerteventura sind Vulkankrater, Vulkankrater und manchmal zur Abwechslung noch einmal Vulkankrater.

Die jüngsten von ihnen sind 50 000 Jahre alt und befinden sich im Norden der Insel beim Städtchen Corralejo. Im Unterschied zur Nachbarinsel Lanzarote, wo die Vulkane noch im achtzehnten Jahrhundert wüteten, ist Fuerteventura also ziemlich ruhig.  Trotzdem ist die Erde praktisch nur aus Lavagestein gebildet, wenn wir die sandigen Strände an der Küste nicht in Betracht ziehen – besonders dann das ausgedehnte Gebiet der Sanddünen im Nordosten der Insel bei Corralejo. Diese Dünen sind ein beliebtes Ausflugsziel für die Touristen sowie auch für die Einheimischen – auf der Insel leben insgesamt 140 000 Einwohner und Fuerteventura, von der Größe her die zweitgrößte der Kanarieninseln, ist damit die am dünnsten besiedelte. Weil wir in Corralejo wohnten, konnten wir die Dünen zu Fuß erreichen – mit einem etwas schnelleren Gang dauerte der Spaziergang hin ein bisschen mehr als eine halbe Stunde.

Die Schönheit der mit spärlicher Vegetation bewachsenen Dünen störten nur die Körper außerordentlich hässlicher Nudisten. Oben ohne bei Frauen wird toleriert, ein großer Gewinn war es aber – ehrlich gesagt – mit spärlichen Ausnahmen nicht.

               Die Stadtstrände in Corralejo sind nicht wirklich schön, besonders dann vormittags bei Ebbe, wenn sich das Meer hunderte Meter zurückzieht und seinen felsigen Grund entblößt. Es ist in erster Linie ein Paradis für die Surfer, es gibt hier gleich mehrere Surfschulen. Nachmittag bei der Flut kommt das Wasser zurück und das Baden ist sehr gut möglich, auf den Stadtstrand wird aber eine Unmenge von Meeresalgen angespült, was zum Baden nicht gerade einladend ist.

Aber nur ein paar Minuten weiter der Küste entlang gibt es kleine schöne Strände mit weißen, an Popcorn erinnernden, Steinen und dort kann man sehr wohl baden. Die schönsten Strände sollte es im Süden der Insel um „Morro Jable“ geben, das ist aber vom Norden der Insel doch ziemlich weit. Vielleicht also das nächste Mal.

               Auf manche der Vulkane führen markierte touristische Wege. Es ist zum Beispiel die „Montagna de Tindaya“ bei La Oliva und direkt über Corralejo ragt bedrohlich der Vulkankrater „Volcano Bayoyu“ empor.

Er gebärdet sich bedrohlich, ist es aber nicht. Abgesehen von der Tatsache, dass er das letzte Mal Lava vor 50 000 Jahren gespuckt hat, kann man ihn ganz einfach besteigen. Aus der Stadt ist es nur vier Kilometer und der Höhenunterschied beträgt 290 Meter. Die Fauleren dürfen mit dem Auto bis zum Fuß des Berges in den Nationalpark „Malpaís del Bayuyo y Mascona“ fahren und damit sich den Weg wesentlich verkürzen. Ich machte mich bereits nach dem Frühstück auf den Weg und so konnte ich die atemberaubenden Aussichten vom Vulkangipfel in den Krater sowie auch auf Corralejo, die mit zahlreichen Kratern geschmückte Landschaft, die Insel Lobos und Lanzarote beinahe eine halbe Stunde allein genießen. Danach stürmten gegen Mittag plötzlich Touristen den Gipfel von allen Richtungen und ich trat den taktischen Rückzug an. Der Rückzug führte auf einer Schuttböschung hinunter, feste Schuhe schadeten also sicher nicht – obwohl manche deutschen Touristinnen in den Sandalen unterwegs waren – ich habe lieber niemandem verraten, dass ich ein Arzt bin.

               Die Vulkankrater bilden eine kontinuierliche Reihe, was imposant wirkt, der letzte der Krater ragt aus dem Meer empor und heißt „Isla de Lobos“. Auf diese Vulkaninsel nahe Fuerteventura kann man mit einem Wassertaxi fahren und wenn man sich langweilt, auch den Krater besteigen.

               Vom Hafen in Corralejo bieten gleich drei Gesellschaften einen Transfer zur Nachbarinsel Lanzarote an – der Weg dauert dreißig Minuten und auf der anderen Seite wartet ein bezaubernder Hafen „Playa Blanca“ mit einer langen Promenade, einem zauberhaften Stadtzentrum und unglaublich sauberem fischreichen Wasser auf dem Stadtstrand. Das ist aber schon eine andere Insel, übrigens der Hauptlieferant von Wein, der auf Fuerteventura nicht angebaut wird. Der Wein aus Lanzarote ist gut, das Klima dort muss also günstiger sein, wir sahen, wie eine Fähre ein Auto voll mit Ziegen hinübergeführt hat – sie freuten sich offensichtlich auf eine bessere Weide beim Nachbarn.  Zwischen den Fähren der Gesellschaften Fred Olsen, Armas und Fast Ferry gibt es keine wesentlichen Unterschiede, lediglich Fast Ferry transportiert keine Fahrzeuge. Aber bitte, den Personalausweis nicht vergessen, ohne einen Reisepass oder andere „Identity card“ verkauft euch niemand ein Ticket für die Fähre – obwohl beide Insel zum demselben Land und in weiterer Folge zu EU gehören. Das Taxi zum Hotel und zurück kostete allerdings bloß acht Euro, also war es keine Tragödie und die Fähren fahren in Halbstundentakt.

               Fuerteventura ist ein Ort zum Abschalten. Es herrscht hier Ruhe, die Insulaner leben langsam (obwohl sie sich bei der Bedienung der Gäste ziemlich schnell bewegen) und lassen sich nicht stressen. Wenn sie nach der Rechnung in einer Bar verlangt haben, dann bitte, schön gelassen auf die Rechnung warten! Jeder Versuch, den Prozess zu beschleunigen, ist sinnlos und wird als unanständig gewertet. Die Folge ist nur eine beruhigende Geste des Kellners, die Zahlung wird aber dadurch nicht schneller abgewickelt. Im Vergleich mit dem übervölkerten Teneriffa und dem ein bisschen hektischen Gran Canaria ist Fuerteventura trotz des wachsenden Tourismus immer noch eine Oase der Ruhe. Wenn die Ruhe nicht durch vom Ocean wehende Winde gestört wird. Die könnten nämlich ordentlich stark sein – deshalb gibt es hier auch so viele Surfer. Der Reiseführer wird ihnen einreden wollen, dass diese Winde es in 50 000 Jahren geschafft haben, die Berge, die ursprünglich 3500 Meter hoch sein sollten, auf die heutigen 800 Meter Seehöhe abzuschleifen.

               Ich bin mir nicht sicher, ob es stimmen kann, so viel hat es doch nicht geblasen. Wir hatten Glück. Unsere Ruhe wurde von nichts gestört.

Fuerteventura I

Ich beginne diesen Artikel mit einer Entschuldigung für die zweitägige Verspätung in seiner Veröffentlichung. Ich habe nämlich nach Tschechien gereist und den Computer zu Hause vergessen.

Also:

Was tut ein Historiker, wenn er an einen Ort fährt, wo es keine Geschichte gibt? Natürlich – er sucht und findet schlussendlich doch etwas. Wer viel sucht…

So war es mit mir, als wir mit meiner Frau entschieden haben (das Plural verwende ich ein bisschen euphämisch, es handelt sich eher bei dem „wir“ um den „imperiale Plural“ meiner Gattin – meine Zustimmung habe ich aber gegeben, also nicht jammern!) für den Novemberurlaub auf die Insel Fuerteventura zu fahren. Und so haben wir gepackt und sind geflogen.

               Wenn man schon das Glück hat, dass es in jedem seinen Urlaub regnet, ist die beste Lösung irgendwohin zu fahren, wo es gar nicht regnet. Also kommt die Sahara oder Fuerteventura in Frage. Die zweite Alternative ist viel verlockender. Besonders anfangs November, wenn der Ocean seine höchste Wassertemperatur bis zu dreiundzwanzig Grad Celsius hat.

               Fuerteventura ist die älteste der Kanarischen Inseln und liegt der Afrikaküste am nächsten. Möglicherweise deshalb kommt so wenig Feuchtigkeit her. Von Westen fangen den Regen die Insel Gran Canaria und Tenerife ab und von Afrika (der Insel gegenüber liegt die Westsahara) kann man viel Nässe nicht erwarten. Für die Touristen ist aber dieser Zustand absolut ideal. Während des gesamten Aufenthaltes regnete es nicht und obwohl schon November war, bewegten sich die Tagestemperaturen zwischen 21 und 25 Grad im Schatten und Wolken gab es nur in der Früh und das lediglich über dem östlichen Horizont und nur, wenn ich zur Beobachtung des Sonnenaufgangs aufgebrochen bin. Es war zwar frustrierend, aber meine Laune konnte es nicht kaputt machen. Es war nämlich nicht notwendig viel zu früh aufzustehen, die Sonne ging um 7:15 Uhr Ortszeit auf (obwohl schon Winterzeit galt), das heißt um viertel neun der mitteleuropäischen Zeit, also in der Zeit, wenn man bereits ausgeschlafen ist, und ein morgendlicher Spaziergang an der Küste von einem Strand zum anderen ist sicherlich eine gesunde Sache. Für den Körper sowie auch für die Seele. Obwohl man die aufgehende Sonne letztendlich nicht sieht. Um so schöner war der Vollmond.

               Die Insel Fuerteventura bekommt wirklich nur sehr wenig Feuchtigkeit und dementsprechend karg ist die dortige Vegetation. In den Hotels gibt es aber genug Wasser, die Insulaner haben, ähnlich wie die Malteser, gelernt, das Meerwasser zu entsalzen. Sie machen es offensichtlich konsequenter als die Malteser. Im Gegenteil zu Malta habe ich nämlich im Wasser keinen salzigen Geschmack gespürt – für einen Hypertoniker eine beruhigende Tatsache. Dem Wassermangel und dem Mangel an Grün passte sich auch die örtliche Landwirtschaft an. Vor allem durch Ziegenzucht – eine Ziege frisst nämlich absolut alles. Dementsprechend ist die Spezialität der Insel Ziegenkäse „queso majorero“.

Den Käse kann man überall kaufen, er wird auch in jedem Restaurant und in jedem Hotel angeboten. Er ist eine klassische ortspezifische Vorspeise (sowie auch Nachspeise). Zur Zubereitung wird noch immer sehr viel Handarbeit verwendet und er wird nach der Reifungszeit in drei Arten angeboten – als weich (tierno), halb hart (semicurado) und hart (curado). Meiner Meinung nach ist er in allen drei Formen absolut essbar. Sogar meine liebe Gattin, die gedroht hat, dass ich keinen Kuss von ihr mehr erwarten könnte, wenn ich den Käse gegessen hätte, änderte ihre Meinung und gab zu, dass der Käse keinen unangenehmen Geruch hatte und gut schmeckte. Und er macht satt.

               Wenn man auf Fuerteventura einen Ausflug mit einem Reisebüro buchen würde, muss man damit rechnen, dass er eine Ziegenfarm besuchen würde, wo eine Käseverkostung inkludiert ist. Es ist so etwas wie in der Türkei der Besuch einer Teppichfabrik. Wir kauften keinen Ausflug, eine Farm haben wir also nicht besucht, dafür aber das Käsemuseum in der Nähe des Städtchens Antigua. Es ist das „Museo del Queso Majorero“ und neben der Ausstellung zur Käseherrstellung gibt es hier auch einen wunderschönen Kakteenpark.

Ich hatte keine Ahnung, dass es mehr als dreißig Arten von Ziegen gibt. Jetzt weiß ich es, einzeln nennen könnte ich sie trotzdem noch immer nicht. Das Museum erzählt nicht nur über Ziegen und Käse, es gibt hier auch eine multimediale Projektion mit Darstellung der Theorien über die Entstehung der Kanarischen Inseln und mit Bekanntmachung mit der Flora und der Fauna der Insel. Besonders was die Fauna betrifft, hat die Insel aber nicht viel zu bieten – wenn wir die Ziegen nicht dazu zählen.

               Die Inselgeschichte begann für die Europäer im Jahr 1402, als in der Bucht, wo sich heute ein Minihafen „Puorto de la Peňa“ befindet, der Kapitän Jean de Bethencourt mit seinen 53 Männern landete. In Laufe der nächsten zwei Jahre eroberte er die ganze Insel. Die Inselbewohner so genannte „Mojo“, die hier in der Ruhe gelebt hatten, geteilt in zwei Königsreiche, hatten mit ihren Stöcken zum Ziegenantrieb gegen die europäischen Waffen keine Chance. So ließen sich beide Könige Ayoze und Guize lieber taufen und nahmen die Namen Luis und Christian an, in der Hoffnung, dass sie dadurch von der Eindringlingen Ruhe haben würden. Hatten sie nicht. Ihre Statuen stehen auf einer Aussichtsplatform an dem Straßenrand zwischen La Oliva und Betancuria.

Wie weit ihre Darstellung der Realität entspricht, weiß nur der liebe Gott. Einen Einblick in das Leben der Ureinwohner bietet ein Freilichtmuseum La Atalyita bei Pozo Negro an der Ostküste der Insel. Man kann von dem Städtchen Caleta de Fuste (wo sich die größten Salinen zu Gewinnung des Meersalzes befinden – auch mit entsprechendem Museum) oder aus dem Innenland vom Städtchen Antigua hinfahren.

               Gleich neben dem Rastplatz mit den Statuen von Ayoze und Guize oder – wenn Sie möchten – Luiz und Christian – gibt es eine Abzweigung zum Aussichtspunkt „Mirrador morro Vella“. Das Gebäude dort, das seine Entstehung dem berühmten örtlichen Künstler Césare Manrique verdankt, wurde entweder gerade restauriert oder befand sich in einem natürlichen Zerfall. Was von diesen zwei Alternativen zutrifft, konnte ich nicht erfahren, in jedem Fall war es geschlossen. Trotzdem gab es von diesem Aussichtsberg in der Höhe 700 Meter über den Meeresspiegel fantastische Ausblicke über die Berge und bis zum Meer.

               Bethencout gründete in den Bergen oberhalb des Hafens, wo er ans Land ging, die erste Stadt auf der Insel und ernannte sie als ein richtiger Katholik in den Diensten einer katholischen Majestät „Santa Maria de Bethencourt“. Heute heißt diese erste Inselhauptstadt Betancuria und sie ist ein liebes und schönes Nest.

Im Jahr 1403 bestätigte der Papst Benedikt XIII. die Gründung der ersten Pfarre auf der Insel. Benedikt war allerdings ein Gegenpapst, der im Jahr 1415 vom Konstanzer Konzil abgesetzt wurde (was er bis Ende seines Lebens nie anerkannte). Also musste die Dinge der kirchlichen Organisation im Jahr 1424 Papst Martin V., der in Konstanz gewählt wurde und über dessen Legitimität keine Zweifel bestehen, in Ordnung bringen. Aus der Zeit der ersten Eroberer findet man keine Relikte. Im Jahr 1593 wurde die Stadt nämlich trotz ihre in den Bergen versteckte Lage von den berberischen Piraten entdeckt. Sie plünderten die Stadt aus und was sie nicht mitnehmen konnten, zündeten sie an. Die Stadt wurde dadurch vollständig zerstört. Also alle Gebäude im Städtchen inklusiv der Kirche „Iglésia de Santa Maria Imaculata“, also „Die Kirche des unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria“ sind aus der späteren Zeit, trotzdem sind die Bauten Mitte in Parkanlagen mit Palmen und Kakteen lieb. Sie sind aus dem Vulkanstein mit weißem Mörtel gebaut, ästhetisch kann man nichts einwenden. Und es gibt sogar eine Fontäne, wahrscheinlich gibt es hier doch ein bisschen mehr Wasser als sonst auf der Insel – möglicherweise war es der Grund der Stadtgründung an diesem Ort.

               Bethencourt stammte zwar aus der Normandie und war also ein Franzose, Frankreich war aber nicht imstande ihm bei der Versorgung der Siedler mit Nahrungsmitteln auf der öden Insel zu helfen. Bethencourt fand letztendlich die Unterstützung bei König Heinrich III. von Kastilien, der ihn zum „Herrn der Kanarischen Inseln“ ernannte und die Kolonisierung der Insel förderte. Kastilien war zu dieser Zeit noch lange keine Seemacht (im Gegenteil zu Portugal oder Aragon) und deshalb war für König Heinrich sogar die unfruchtbare Insel verlockend. Nachdem Frankreich im Jahr 1415 die Schlacht bei Azincourt gegen die Engländer verloren hatte, kamen die Besitzungen von Bethencourt in der Normandie unter die englische Herrschaft und er musste dem englischen König seine Treue schwören. Das machte ihn in Kastilien zu „Persona non grata“. Kastilien gab aber seine Ansprüche auf die Kanarischen Inseln nicht mehr auf und nach der Entstehung von Spanien durch Vereinigung von Kastilien und Aragon im Jahr 1515 wurden die Inseln ein Teil des Spanischen Königreiches und blieben es bis heute. Weil die Inseln nördlich des Caps Bojador an der Höhe der Küste der Westsahara liegen, durch die die Grenze der Interessengebiete der Länder der Iberischen Halbinsel führte, mussten die Spanier um diese Insel nicht mit Portugiesen streiten.

Prekmurje

Als ich das erste Mal erfuhr, dass wir nach Moravske Toplice  in die Therme fahren sollten, habe ich auf der Karte gesucht, wo sich dieser Ort befindet. Ich machte das natürlich auf die altmodische Art – mein Sohn würde einen Lachkrampf bekommen – auf der Autokarte von Jugoslawien aus dem Jahr 1994. Und ich habe auf dieser Karte diesen Ort gar nicht gefunden. Obwohl ich ungefähr wusste, wo ich suchen sollte. Nämlich in der Nähe von Murska Sobota auf dem linken Murufer. Aber dort war einfach solches nicht zu finden.

               O.k. ich habe mich also modernisiert und das Internet eröffnet und dort das Dorf gefunden. Es hat ganze 719 Bewohner mit den anderen insgesamt achtundzwanzig angeschlossenen Ortschaften kommt es sogar auf ganze 6200 Menschen.

               Wenn man aber Moravske Toplice besucht, sieht man gleich, dass der dortige Wohlstand jung ist. Im Jahr 1960 entschied das sozialistische Jugoslawien, damals unter der Tito-Herrschaft – nach Erdöl zu suchen. Keine Ahnung, warum man sich entschieden hat, gerade in diesem Ort zu bohren, allerdings wurde in der Tiefe von 1400 Meter anstatt Öl heißes Wasser gefunden.  Die Einheimischen haben sofort ihre Chance begriffen und schon im Jahr 1962 gab es dort ein erstes Schwimmbecken mit warmem Thermenwasser. Die Slowenen waren immer sehr unternehmungsfreundlich, unvergleichbar mehr als alle anderen sieben Subjekten des damaligen Jugoslawiens (es gab sechs föderative Republiken und zwei autonome Regionen und das ganze Konglomerat wurde manchmal „Die Schneewittchen und sieben Zwerge“ genannt, wobei Slowenien die Rolle von Schneewittchen übernommen hat).

               Heute gibt es in der Ortschaft mehrere Vier- und Fünfsternenhotels und eine große Therme T 3000 mit einer riesigen Rutsche – die Einheimischen behaupten, dass es sich um die größte Rutsche in Mitteleuropa (eventuell in ganz Europa) handeln sollte. Es ist gut möglich, ich habe sie nur von Ferne gesehen und es ist mir kalt über den Rücken gelaufen. So ein Monstrum habe ich noch nicht gesehen – allerdings war ich natürlich nicht überall. Gott sei Dank bin ich alt genug, um eine glaubwürdige Ausrede zu haben, sie nicht benutzen zu müssen.

               Die Hotels Termal (wahrscheinlich das älteste gleich neben der Therme) Livada (das größte) Ajda und Vivat (ein bisschen entfernt aber um so ruhiger) bieten die Unterkunft für Hunderte von Gästen – der Aufenthalt ist deutlich billiger als im 20 Kilometer entfernten Bad Radkersburg. Neben den Hotels gibt es hier auch ein großes Apartmentdorf „Prekmurska Vas“ und es darf natürlich auch ein achtzehn Löcher Golfplatz nicht fehlen – er ist in unmittelbarer Nähe zu den Thermen. Es wird einfach auf Luxus gesetzt, und die Wette geht auf.

               Wir wohnten im Hotel Vivat (die Wahl wurde dadurch vereinfacht, dass eine Mitarbeiterin meiner Frau, die liebe Sarah, gerade aus Moravske Toplice stammt). Die Unterkunft in einem Zimmer mit Balkon war sehr gut, dass Essen tadellos und das Baden im „Weißen Wasser“ – das ist eine Quelle, die in der Tiefe von 900 Meter angebohrt wurde und 24 Liter Wasser mit einer Temperatur von 55 Grad pro Sekunde liefert, oder im „Schwarzen Wasser“ aus der Tiefe von 1257 Meter mit einer Temperatur von 66 Grad – diese Quelle ist weniger ausgiebig und liefert lediglich 2 Liter Wasser pro Sekunde. Natürlich werden beide Quellen abgekühlt auf eine sehr angenehme Temperatur von 32 Grad in einem großen Schwimmbecken oder auf 39 Grad in einem kleinen. Das war das „Schwarze Wasser“, das allerdings gar nicht schwarz war, wahrscheinlich wurde es entfärbt.

               Natürlich konnte ich es nicht auslassen, einen Spaziergang durch das Dorf zu machen und ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass der Ort calvinistisch ist. Die Kirche „Des guten Hirten Jesus“ ist einfach, besonders in ihrem Inneren wie es die calvinistische Konfessionirten JesusH

 vorschreibt. In einem anderen Ortsteil Bogojina baute sogar der berühmteste slowenische Architekt Jože Plečnik eine Kirche. Offiziell heißt sie „Christi-Himmelfahrt Kirche“, bekannt ist aber als „Die weiße Taube“.

               Die calvinische Gegenwart des Ortes brachte mich dazu, in der Geschichte der Region zu recherchieren. Ich entdeckte dabei, was ich noch nicht wusste. Slowenien gab es offiziell bis zum Jahr 1918 nicht. Als im Jahr 1918 „Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ entstand, wurde der slowenische Teil dieses Neugebildes aus der Windischen Mark um Ljubljana, aus der Grafschaft Celje und aus der Südsteiermark gebildet. Die Städte am Meer von Koper bis zu Piran erhielten die Slowenen nach dem zweiten Weltkrieg, als Istrien von Italien zu Jugoslawien kam und Papa Josip Bros Tito die Beute zwischen seine Kinder Kroatien und Slowenien teilte (ohne den Slowenen einen Korridor in das freie Gewässer zu schenken). Alle diese Ländereien waren einmal ein Teil von österreichischen Kronländern und damit überwiegend katholisch. Nur mit einer Ausnahme und das war eben Prekmurje

. Dieses kleines Stück Landes auf dem linken Murufer, also „Übermurgebiet“. Ungarisch Muravidék gehörte nämlich zum Ungarischen Königreich. Deshalb haben hier die Ortschaften nicht nur slowenische, sondern auch ungarische Namen. Moravske Toplice heißen auf Ungarisch Alsómarác oder auch Toplitz, die Hauptstadt der Region Murska Sobota hieß einmal Muraszombat.

               Das ganze winzig kleine Gebiet hat nur 950 Quadratkilometer und es leben hier 76 000 Einwohner. Wie ich schon schrieb, das Zentrum der Region befindet sich in Murska Sobota, wo es die Bezirkshauptmannschaft, das Krankenhaus und ein Schloss gibt, der nördliche Teil der Region in Richtung zur ungarischen Grenze heißt Goričko, ist hügelig und er wurde zu einem nationalen Naturpark erklärt. Der höchste Berg ist zwar lediglich 417 Meter hoch, es gibt hier aber viele Radfahrerwege, um die dortige Natur auf einem Fahrrad genießen zu können. Das Zentrum von Goričko ist ein Städtchen mit einem einfachen Namen „Grad“ also „Burg“ – die Burg gibt es dort tatsächlich und sie dominiert die ganze Landschaft.

               Im Jahr 1918 kam es zum Zerfall der Österreichisch-ungarischen Monarchie. Im ungarischen Teil ergriff im März 1919 der Kommunist Béla Kun die Macht. Im Land herrschte „der rote Terror“, viele besser situierten Ungaren und ungarische Intellektuellen wählten die Flucht aus dem Land. Sie waren bereit, alles Mögliche gegen die kommunistische Macht zu unternehmen, sogar die separatistischen Tendenzen der auf dem ungarischen Gebiet lebenden nationalen Minderheiten zu unterstützen. Im April 1919 gründeten sie in Wien unter der Führung von Graf Bethlén ein „Antikommunistisches Komitee“.

               Am 29. Mai 1919 wurde auf dem Balkon des Hotels Dobray in Murska Sobota (heutiges Hotel Zvezda) eine unabhängige Murrepublik ausgerufen.

Der Initiator war Vilmos Tkalecz, ein slowenischer Offizier der österreichischen Armee. Die Deklaration enthielt auch einen Appell an die ungarische Regierung, das Recht auf Selbstbestimmung der Nationen zu respektieren. In diesem Fall waren es die Slowenen, die in dieser Region eine Mehrheit darstellten. Letztendlich war dieses Recht einer der wichtigsten Punkte des Programms von Lenin und er war wieder das Vorbild für Kun. Béla Kun hat aber in diesem Fall sein großes Vorbild in Sankt Petersburg und seine Lehre in diesem Punkt ignoriert und schickte nach Prekmurje die Armee. Tkálecz hatte lediglich 600 bewaffnete Männer. In sechs Tagen wurden sie nach Österreich verdrängt und dort in Feldbach in einem Gefangenlager entwaffnet und interniert. Dieses eintagsfliegelanges Leben der Murrepublik war aber doch ein Anlass, dass in Trianon im Jahr 1920 entschieden wurde, dass diese Region von Ungarn getrennt sein sollte. Sie wurde zwar nicht selbständig, sondern wurde in den slowenischen Teil des neu gegründeten Königreiches aufgenommen, das später zum Jugoslawien wurde.

               Die Ungaren vergaßen diese Willkür der Siegesmächte nicht. Gleich danach, als die deutschen Truppen Jugoslawien im Jahr 1941 überfielen und die jugoslawischen Armee nach bloß elf Tagen der Kämpfe kapitulierte, besetzte Ungarn als der Verbündete Hitlers das Prekmurje und gliederte es wieder in den ungarischen Staat ein. Den Rest von Slowenien teilten sich Deutschland (Südsteiermark und die Region um Kranjska Gora) und Italien (Socatal und Ljubljana).

               Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kam Prekmurje zurück nach Jugoslawien und nach der Unabhängigkeitserklärung des neuen Slowenischen Staates im Jahr 1991 blieb es dort als ein der fünf Regionen Sloweniens.

               Von der ungarischen Geschichte blieb hier der örtliche Dialekt, in dem es viele ungarische Elemente gibt, zum Beispiel ungarische Nachnahmen – gleich nach der Grenze zu Österreich begrüßte uns „Gostelnica Vörös“ – die calvinistische Religion und einige Einflüsse in der örtlichen Küche.

               Vor allem das „Bograč“, das dem ungarischen Gulasch zu verdächtig ähnelt. Nicht also dem, was wir für ungarisches Gulasch halten und mit Knödel essen. Das echte ungarische Gulasch wird aus Rindfleisch mit Kartoffeln, Zwiebel, Knoblauch und Paprika gekocht, ob dazu auch Kümmel, Lorbeerblätter, Majoran und Tomatenmark gehören, weiß ich nicht, im Borač sind sie aber auf jeden Fall erhalten.

               Eine andere örtliche Spezialität ist „Bujta Repa“ und die ist aus meiner Sicht wieder dem russischen Borschtsch ähnlich. Es wird angeblich am ersten Tag der Schweinschlatung zu Mittag gegessen, neben den sauren Rübe und den Schweinsripperln gehört hierher die Hirse, der Zwiebel, der Knoblauch, das Butterschmalz, das Mehl, weiters geriebener Paprika, Pfeffer, Lorbeerblätter und Majoran.

               Die ECHTE SPEZIALITÄT aus der Region ist allerdings die „Gibanica“ und da sind wir schon wieder bei typischer slawischer Küche. Dieser ordentlich süße Kuchen hat acht Schichten. Eine davon ist aus Topfen, die zweite aus Nüssen, die dritte aus geriebenen Äpfeln mit Zimt und die vierte aus Mohn. In die letzte wird neben der Sahne auch der Weißwein beigemischt und das nicht wenig. Diese Schichten werden mit Blätterteig getrennt, nur die unterste Schicht wird aus Mürbteig gemacht.

               Also wenn Sie Perkmurje besuchen – und das ist wirklich keine schlechte Idee, kann man Bograč oder Bujta Repa vielleicht meiden, aber wenn man keine Gibanica gegessen hat, war man  einfach nicht hier. Der Besuch gilt nicht. Obwohl diese Mahlzeit ordentlich süß ist und satt macht – die Sahne entfaltet ihre Wirkung.

               Übrigens, wenn Sie sich entscheiden sollten, auf diesem Weg gewonnene Kalorien wieder auszugeben, in jedem Hotel kann man Fahrräder mieten. Der Nationalpark Goričko lockt mit seiner Natur und heißt willkommen. Die Fahrradwege an den Straßen entlang sind entweder fertig oder werden gebaut. Die Slowenen bemühen sich wirklich, die Gäste anzulocken.

Bohinjsee und Triglav

               Nur fünfundzwanzig Kilometer von Bled entfernt findet man einen weiteren See, der allerdings ein absoluter Gegensatz vom touristisch erschlossenen Bled ist. Wenn Bled eine Kuranstalt und eine dazu gebaute mondäne Stadt ist, Bohinj ist ein naturbelassener See.

Also ein Platz zum Entspannen und zum Wandern. Bohinjsee (Wocheiner See auf Deutsch) befindet sich bereits im Nationalpark Triglav, der Bled noch diskret auslässt – damit hier viel und ohne Aufsicht der Naturschützer gebaut werden darf.

               Bohinj liegt nahe des Savaursprungs. Der Fluss Sava hat allerdings zwei Ursprünge und auch zwei Flussarme, die Sava Dolinka (die durch Kranjska Gora fließt) und die Sava Bohinjka. Beide Flüsse vereinigen sich in der Nähe vom Bledsee.

               Wenn man also zum Ursprung der Sava Bohinjka fahren möchte, müsste man ungefähr fünfundzwanzig Kilometer von Bled durch ein enges Tal nach Westen fahren, wobei der Fluss unzählige Male auf Brücken überquert werden muss. Dann erreicht man das Dorf Stara Fužina mit dem Hotel Jezero auf dem Platz „Ribčev Laz“. Man steht an der Stelle, wo der Fluss Sava den Bohinj See verlässt.  Um zum Flussursprung zu kommen, muss man am Südufer bis zu einem verstreuten Ort Ukanz weiterfahren. Dort gibt es einen Parkplatz und von dort kann man einen Spaziergang entlang des Flusses Savica machen – natürlich, wenn man an der Mautstelle eine Gebühr bezahlt hat. Der Weg führt durch einen Wald mit für diese Gegend typischem Kalkfelsen – genannt Karst. Die Karstlandschaft ist typisch für einen großen Teil der Julischen Alpen. Das Wasser befindet sich nicht auf der Oberfläche, die karg aussieht, sondern tief im Gestein. Man marschiert auf einem gut gepflegten Wanderweg hoch über die Schlucht des Flusses Savica, bis man zu seinem Ursprung kommt.

Der Fluss entspringt aus dem Felsen hoch über einem See mit künstlichem Damm und bildet einen beeindruckenden Wasserfall. Ganz zum See kann man nicht kommen, der Weg ist durch einen Zaun gesperrt, bei einer Aussichtsplatform ist also Schluss. Und hier befindet sich auch ein Gedenkstein an einen prominenten Besucher dieses Ortes aus den Zeiten, als dieses Land noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Den Ursprung der Sava besuchte niemand geringerer als der begeisterte Bergsteiger und Wanderer, „der steierische Prinz“ Erzherzog Johann. Er besuchte diesen Platz am 8.Juli 1807, er war hier aber nicht als Tourist, sondern als Geologe. Es handelte sich um eine Erforschung der Wasserquellen, die für die Region essenziell waren.

               Die Region war in ihrer Geschichte sehr umkämpft, im ersten Weltkrieg wurde zum Bohinjsee eine Schmalspurbahn zum Transport des Kriegsmaterials gebaut, das dann an die Front in den Bergen zu den dort stationierten österreichischen Truppen weiterbefördert wurde. Wenn man die Berge anschaut, glaubt man nicht, dass man hier erbitterte Kämpfe führen konnte. Diese blutigen Kämpfe spielten sich auf der westlichen Seite der Berge Rombon und Krn ab. Zwei Jahre lang in insgesamt elf Offensiven versuchten die Italiener, die am 23.Mai 1915 Österreich-Ungarn Krieg erklärten, diese Berge im Sperrfeuer zu erklimmen, bis sie eine Gegenoffensive der österreichischen und deutschen Truppen bei Caporetto (heute Kobrid) bis an den Fluss Piava zurückdrängte. Auf der österreichisch-deutschen Seite kämpften unter anderen Erwin Rommel (damals Leutnant, der mit seiner Einheit mit Hilfe des Giftgases als erster die italienischen Linien durchbrach) oder der zukünftige österreichische Premierminister Engelbert Schuschnigg, auf der italienischen Seite nahmen an den Kämpfen Benito Mussolini oder der damals neunzehnjährige Ernest Hemingway teil (der seine Erlebnisse in seinem ersten Roman „A Farewel to Arms“ beschrieb und dadurch weltberühmt geworden ist).

               Wenn man mehr über diese Ereignisse erfahren möchte, dann sollte man das Museum in Kobrid besuchen. Das Sočatal gehört nicht direkt zum Nationalpark, in den Ortschaften Bovec, Kobrid und Tolmin kann man aber Unterkunft buchen und ein Rafting auf dem wilden Fluss Soča (italienisch Isonzo) genießen. Oder mit der Gondel auf den Berg Veliki Kanin fahren und dort wandern (im Winter ist es ein Skigebiet), in Tolmin dortige Schluchten begehen oder den riesigen Wasserfall Boca nahe Bovec bewundern.

Unterwegs beim Aufstieg zur Boca findet man einen Artillerieposten aus dem ersten Weltkrieg und versteht nicht, wie die Soldaten die Kanonen zu diesem Posten hoch über das Tal schleppen konnten. Dazu war der Winter 1916/1917 extrem schneereich, es fiel bis zu elf Meter Schnee, was viele Lawinen und damit verbundene Todesopfer zur Folge hatte. Die Natur spielte also das grausame Spiel des Todes mit. Heute ist sie wunderbar.

               Nach dem ersten Weltkrieg fiel das Sočatal an Italien. Aus dieser Zeit sieht man noch Bunker und Grenzposten auf dem Pass Vrsic. Bohinj sowie auch Bled blieben ein Teil des „Königsreiches der Slowenen, Serben und Kroaten“. Als am 6. April 1941 Jugoslawien von den deutschen Truppen besetzt wurde, wurde die Region um Bohinj ein Teil des Deutschen Reiches. Nach Ende des Krieges kam Bled und Bohinj zurück an Jugoslawien, das Sočatal blieb bis 1947 unter anglo-amerikanischer Verwaltung, dann wurde es ebenfalls an Jugoslawien angeschlossen.

               Der Bohinjsee ist 4,2 Kilometer lang, 1 Kilometer breit und 45 Meter tief. Am südlichen Ufer führt eine Straße, das nördliche Ufer ist nur für Wanderer zugänglich. Schön sind die Kirchen „Sveti Duh“, direkt am südlichen Seeufer unter dem Berg Vogel und „Sveti Janez“ im Ort Stara Fužina.

Sveti Duh

Im Inneren der Kirche findet man romanische, gotische sowie auch barocke Elemente, wertvoll ist das Fresko des heiligen Christophorus an der Fassade der Kirche. Im Mittelalter glaubte man, dass ein Blick an den Heiligen Christophorus vor Unglück schützen konnte, zumindest für einen Tag. Beim gefährlichen Leben in einer Bergregion war das offensichtlich vonnöten.

               Es gibt eine Abzweigung von der Straße am nördlichen Seeufer zum Aussichtsberg Vogel. Es handelt sich um ein Skigebiet auf dem 1922 Meter hohen Berg (der Name bedeutet auf Slowenisch „das Eck“). Eine Gondel bringt die Besucher auf einen wunderschönen Aussichtsberg, von wo aus man den ganzen Bohinj See von oben betrachten kann. Direkt auf der anderen Seeseite ragt das Massiv des slowenischen heiligen Berges Triglav empor. Von Norden, also von der österreichischen Seite, schaut dieser Gipfel ziemlich unspektakulär aus, nur von Süden erkennt man seine Größe und seine atemberaubende Schönheit. Interessant war die Tatsache, dass je weiter man sich beim Wandern auf dem Vogel vom Triglavmassiv entfernte, desto größer und bedrohlicher er aussah. Plötzlich habe ich verstanden, warum dieser Berg, der es auf die Staatsflagge Sloweniens geschafft hat, diesem Volk so heilig ist und warum die Slowenen einen unwiderständlichen Drang verspüren, seinen Gipfel zu besteigen.

               Auf den Gipfel des Triglavs aufzusteigen ist für einen wahren Slowenen eine beinahe religiöse Pflicht, vergleichbar mit der Pilgerfahrt eines Moslems nach Mekka. Das erste Mal wurde der Berg im Jahr 1778 bezwungen – ein Denkmal für die Bergsteiger, die es geschafft haben, (Lovrenc Willomitzer, Luka Korošec, Stefan Rožič und Matija Kos) befindet sich im „Ribčev Laz“ neben der Bushaltestelle.  Am 26. Juni 1991 in Frühmorgenstunden bestieg eine Gruppe Bergsteiger den Gipfel und hisste hier die slowenische Fahne auf – das war der Tag der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens.

               Es gibt zwei Möglichkeiten, den Triglav zu erklimmen. Wir wählten den kürzeren, obwohl steileren Weg von Norden, da man von dieser Seite den Triglav in einem Tag besteigen kann. Der Ausgangspunkt befindet sich bei „Aljažev Dom“ im Ort Mojstrana.

Aljažev Dom

Die Hütte bekam ihren Namen nach dem Triglav-Pfarrer aus dem Dorf Dovje, einem Autor, Komponisten und Kämpfer für den Erhalt der Region in slowenischen Händen. Von dort kann man den klassischen Weg über Prag wählen oder – wenn man noch ein bisschen mehr Katecholamine braucht – kann man den „Tominšek Steig“ nehmen. Obwohl auch der klassische Weg über Prag genug Adrenalin bietet und steile Kletterpassagen hat – alle allerdings gut gesichert. „Aljažev dom“ befindet sich auf einer Seehöhe von 1002 Meter, also gibt es zum Gipfel in der Höhe 2864 Meter einen Höheunterschied von mehr als 1800 Meter. Also nichts für Schwächlinge.

               Im frühen Nachmittag erreichten wir die Hütte „Triglavski Dom na Krederici“ und warteten bis 15 Uhr, da man ab dieser Zeit eine Übernachtung buchen konnte.

Triglavski Dom na Krederici

Die Hütte hat insgesamt 140 Betten, wir bekamen drei Plätze auf Stockbetten in einem Raum mit weiteren 22 Menschen. Das hatte eine Horrornacht zur Folge, da einer der Gäste an einem extremen Schlaf Apnoe Syndrom litt und sehr laut schnarchte – eigentlich eher am Ersticken war. In der Reihe der Schlafenden konnte ich allerdings diesen gefährdeten Menschen trotz mehrstündiger Bemühung nicht identifizieren, schlafen konnte ich jedenfalls keine Minute. Als aber in der Früh keine Leiche im Bett liegen blieb, war meine Erleichterung groß.

Nach der Buchung der Übernachtung konnten wir unseren Ausflug hoch zum Gipfel fortsetzen. Der Reiseführer schreibt, dass der Aufstieg von der Hütte zum Gipfel 30 bis 90 Minuten dauern kann. Die Aufstiegszeit ist vom Gegenverkehr abhängig – meistens ist er in den Nachmittagsstunden sehr stark. Der Aufstieg ist mit Eisenstiften, Seilen und Ketten gesichert (das hat dem Triglav den Spitznamen „Stachelschwein“ gebracht). Je näher zum Gipfel, desto häufiger begrüßten uns entlang der Aufstiegsroute Gedenktafel mit den Namen der Toten, die bei der Besteigung des Berges verstorben sind. Es gibt Hunderte davon, was nicht gerade motivierend und beruhigend wirkt. Bei den meisten wurde als Todesursache „strela ubila“ angegeben, sie wurden also vom Blitz erschlagen. Bei Unwetter ist der Weg nämlich wirklich gefährlich, man hängt an den Eisenketten, die natürlich wie Blitzableiter fungieren, und man hat kaum eine Möglichkeit dem Blitz auszuweichen. Sowie auch bei schönem Wetter den absteigenden Touristen. Man geht zuerst auf den „Mali Triglav“ und dann auf einem schmalen aber mit Seilen gut gesichteten Grad zum Gipfel.

Triglav Gipfel

               Die Belohnung für die Anstrengung und den Mut sind unglaublich schöne Aussichten. Der Triglav ist ein Solitär, mitte im Gebirge Julische Alpen und bietet berauschende Blicke ins Sočatal bis zur Adria und weit nach Österreich bis zum Dachsteinmassiv. Auf der Spitze gibt es einen kleinen Blechturm, den so genannten „Aljažev stolp“, der hier im Jahr 1895 installiert wurde. In den kommunistischen Zeiten war er rot gestrichen und mit einem fünfzackigen Stern geschmückt, seit dem Ende dieser Ära ist er nur mehr bescheiden grau.

               Die Königstour auf den Triglav gibt es aber freilich vom Süden. Sie ist viel schöner und erlebnisreicher, allerdings auch viel länger und der Höhenunterschied ist brutal. Der Ausgangspunkt beim Bohinj See bei „Ribčev Laz“ liegt nämlich nur 530 Meter über den Meeresspiegel. Also beträgt der gesamte Höhenunterschied stolze 2334 Meter. Sogar zur Krederica ist das 2000 Meter. Es wird also empfohlen, diesen Weg auf zwei Tage zu verteilen. Es gibt einige Möglichkeiten unterwegs zu übernachten. Es gibt unterwegs mehrere Berghütten, wie zum Beispiel „Vodnikov dom“, „Koča na Planine pri Jazeru“ „Koča pri Triglavskih jezerih“ oder „Zasavska koča na Prehodavcih“. Im Unterschied zum „Triglavski dom na Kredarici“ ist aber die Bettenzahl in diesen Unterkünften bescheiden, es wäre empfehlenswert, die Übernachtung im Vorfeld zu reservieren. Zusätzlich sind diese Hütten meistens nur in den Monaten Juni bis September bewirtschaftet, manche haben aber in der übrigen Jahreszeit einen offenen Winterraum.

               Von Süden ist der Weg – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit – schöner – er führt durch Almen und um die Seen bis man das Hochgebirgsgelände erreicht.  Über die Teufelsbrücke in Stara Fužina, entlang des Flusses Mostnica mit engen Schluchten und Wasserspielen. Dann durch „Voje“, das ist ein breites grünes Tal mit Almbetrieb. Später wird es steiler, aber im Unterschied zum Aufstieg von Norden, hat man von Süden den Triglav ständig vor sich und kann den Blick auf den Riesen genießen.

               Und dann kommt als Belohnung der Blick vom Gipfel des schönsten Berges der Julischen Alpen, für die Slowenen ohnehin des schönsten Berges weltweit.

Bled II

Die Dominante von Bled, die auf einem hundertvierzig Meter hohem Kalkfelsen über den wunderschönen blauen See mit unglaublich sauberem Wasser emporragt, ist die Burg. Ihre roten Dächer sieht man bereits von ferne und verliert sie während des Aufenthaltes im Ort praktisch nie aus den Augen. Die erste Burg ließ hier der Erzbischof von Brixen bereits im Jahr 1011 bauen, der Felsen lud dazu so beeindruckend ein, dass man einfach nicht widerstehen konnte. Damals hieß der Ort noch Veldes und dieser Name wird in deutschen Texten verwendet. In den Jahren 1511 und 1690 wurden die Burg sowie auch die Stadt von einem Erdbeben schwer beschädigt, also das aktuelle Aussehen der Festung ist das Ergebnis eines Nachbaus nach diesen Katastrophen und es ist ein Mix von Renaissance- und barocken Baustil.

Zur Burg kann man mit dem Auto fahren oder auf einem Pfad vom See aufsteigen – man muss dabei natürlich die 140 Höhemeter überwinden. Es zahlte sich aus, obwohl man für den Eintritt in die Burg 13 Euro zahlen musste (Stand im Jahr 2021) Von den Burgterrassen gibt es nämlich unglaublich schöne Aussichten auf den See und die umliegende Landschaft. Man kann das Museum im Barockflügel der Burg besuchen, wo die Geschichte der Region dokumentiert ist.

Aber aufpassen, nicht übersehen! Ein Teil der Eintrittskarte ist auch ein Gutschein für eine Weinverkostung im Burgkeller. Der örtliche Wein „Zelen“ sprach mich nicht wirklich an, der „Sauvignon blanc“ war aber hervorragend. Slowenische Weine haben einen deutlichen Obstgeschmack. Obwohl sie trocken sind, behalten sie etwas größere Menge vom Restzucker. Es gibt hier natürlich viel mehr Weinsorten zur Verkostung, wir hatten mit meiner Frau aber halt nur zwei Gutscheine. Einmal vor vielen Jahren vertratschte ich mich in diesem Keller mit einem Slowenen, der als Franziskanermönch verkleidet war (wir haben Bled in Rahmen einer gastroenterologischen Fortbildung besucht) und meine österreichische Gruppe fuhr inzwischen mit dem Bus fort. Aber Verständigung mit den Slowenen ist kein größeres Problem und sie sind hilfsbereit. Also brachten sie mich zum Hotel, und ich war dort sogar früher als die Gruppe im Bus, wo inzwischen eine Panik ausbrach, als mein Kollege auf dem Sitz neben mir meine Abwesenheit bemerkte.

Der Seeufer ist achteinhalb Kilometer lang, es handelt sich also um einen zweistündigen Spaziergang, wenn man eine Runde um den See machen will (wir wollten es). Der öffentliche Strand ist an dem von der Stadt am meisten entfernten Platz. Man kann natürlich mit dem Auto hinfahren, für das Parken muss man aber natürlich wieder einmal zahlen. Das Wasser im See ist unglaublich sauber und Ende September war es noch immer warm genug, um baden zu können. Also Badeanzug mitnehmen!

Wenn man ein begeisterter Fischer ist und im See fischen will, kann man ein Boot mit einer Lizenz zum Fischen beim Verein „Ribiška družina Bled“, also „Fishing club Bled“ kaufen. Der Sitz dieses Vereines ist am nördlichen Seeufer ungefähr einen Kilometer von der Stadt Bled entfernt. Am südlichen Ufer gibt es eine Piste mit einer Sommerrodelbahn, also jedem nach seinem Geschmack – natürlich, wenn man Geld hat.

Inmitten des Sees gibt es eine Insel mit einem ehemaligen Kloster (Blejski otok). Man kann sie mit einem Motorboot für 12 Euro pro Person besuchen oder viel mehr stilvoll mit einem Holzboot sogenanntem „Pletna“.

Der Ruderer (Pletnar) bringt Sie dann zur Insel, es gibt drei Einstiegstellen. Der Beruf des Pletnars ist auch heute noch ein angesehener Beruf, in der Zeit der Kaiserin Maria Theresia wurden Lizenzen für diese Tätigkeit an die Bauer am See vergeben und werden seitdem von Generation zur Generation vererbt. Die Fahrkarte kostete fünfzehn Euro, sie war also nicht wesentlich teurer als das Motorboot. Die Pletnars sind also so etwas wie die Gondoliere in Venedig und man kann offensichtlich von diesem Beruf gut leben. Interessant, dass der Preis für den Transfer zur Insel von allen drei Einstiegstellen gleich war, obwohl die Entfernung sehr unterschiedlich ist. Manche Ruderer müssen also für ihr Geld viel härter arbeiten als die anderen. Nach der Ankunft auf der Insel muss man 99 Stufen überwinden, um zur Kirche zu gelangen. Es wird ein Besuch des Glockenturmes empfohlen, wo sich eine Glocke befindet, die dem Besucher beim Läuten seine Wünsche erfüllen sollte. Es war mir nicht klar, warum ich während des ganzen Tages das Läuten lediglich sechsmal gehört habe, obwohl in dieser Zeit hunderte Touristen zur Insel transportiert wurden. Die Erklärung erwartete mich auf der Insel. Für einen Besuch des Glockenturmes (auch mit einem Besuch der Kirche, wo aber gerade eine bayerische Hochzeit stattfand) hätte man 12 Euro zahlen müssen. Also was zu viel ist, ist einfach zu viel.

Das Glück herauszufordern ist also in Bled nicht kostenlos, man kann das aber grundsätzlich als eine Investition für die Zukunft betrachten. Wir investierten nicht, obwohl uns unser Pletnar ganze fünfzig Minuten für den Besuch der Insel eingeräumt hatte und außer der Kirche und des Glockenturmes gab es auf der Insel gar nichts. Also eine klassische Touristenfalle. Wir bestellten einen Kaffee und Eis und beobachteten die bayerischen Hochzeitgäste. Der Besuch der Insel war trotzdem schön – und er gehört einfach unzertrennlich zum Besuch von Bled.

Im Städtchen selbst gibt es einige große Hotels, die größten sind „Hotel Park“, „Rikli Balance Hotel“ und „Hotel Toplice“. Weiters gibt es dort viele Apartments und einige Vilen, gebaut im Stil der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Am Bau dieser Gebäude beteiligten sich damalige Spitzenarchitekten der Österreichisch-ungarischen Monarchie, wie Franz Ritter. von Neumann, Paul Rikli, Raimund Jeblinger oder Wilhelm Bäumer oder auch Architekten aus der Region Friuli wie Andrej Tolazzi oder Alberto Valli. Beim Aufbau von Bled beteiligten sich auch tschechische Architekten Josef Hronek oder Jaromír Hanuš. Das reich im Jugendstill geschmückte Kaffeehaus des Hotels Toplice überlebte leider die Hotelrenovierung nicht. Direkt am Seeufer gibt es die „Vila Prešeren“, ein zauberhaftes Relikt aus den ruhmreichen Zeiten von Bled. Es gibt hier ein hervorragendes Restaurant. Der Fisch mit Polenta, die mit Trüffelöl verfeinert wurde, war einfach göttlich – die Preise dann zu unserer großen Überraschung absolut erschwinglich. Die Bedienung war ebenfalls tadellos, also kann ich die „Vila Prešeren“, die auch als ein Hotel funktioniert, mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Am südlichen Seeufer gibt es einige Privatvilen wie zum Beispiel „Vila Zlatorog“ (das ist der slowenische Name für Steinbock). Obwohl sie aus den Fonds der EU rekonstruiert wurde, glaube ich, dass sie nicht für Normalsterbliche zum Relaxen am Seeufer bestimmt ist.

Am Seeufer direkt im Städtchen liegt eine ausgedehnte Parkanlage, projektiert vom schwedischen Architekten Karl Gustav Svensson im Jahr 1890, also in der Zeit der höchsten Blüte des Ortes. Aus dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts stammt auch die St. Martin Kirche mit einem schlanken weißen Turm im neugotischen Stil. Sie wurde auf dem Platz einer älteren mittelalterlichen Kirche nach dem Projekt des Architekten Friedrich von Schmidt erbaut, er war unter anderem auch der Autor des Wiener Rathauses. Die innere Freskendekoration stammt aus den Jahren 1932 – 1937, ihr Autor ist der akademische Maler Slavko Pengov. Seine Spur hat in Bled auch der berühmteste slowenische Architekt Joze Plecnik hinterlassen. Seine Hand sieht man nicht nur in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, wo nach ihm auch der Flughafen benannt wurde. Er war der Vorsitzende der Bildkunstakademie in Prag und im Jahr 1920 wurde er vom tschechoslowakischen Präsidenten Masaryk beauftragt, die Prager Burg umzugestalten. Also für die, die nach Prag reisen und dort das Panorama vom Hradschin bewundern – das Endergebnis ist das Werk von Joze Plecnik. Sein Projekt des königlichen Schlosses in Bled konnte leider nicht realisiert werden, auf dem Platz des geplanten Schlosses steht heute die „Vila Bled“ des Josip Bros Titos, aber zumindest vor der St Martin Kirche kann man eine Mariensäule von Plecnik sehen.

Bled darf man nicht verlassen, solange man die „Kremšnita“ nicht gekostet hat. Die Slowenen sind sehr stolz auf diese Erfindung, die dem Koch des Hotels Park in Bled namens Ištván Lukačevič zugeschrieben wird. Er soll diese Leckerei im Jahr 1953 erfunden haben. Natürlich kann man sie im Kaffee des Hotels Park, also direkt am Tatort genießen, sie wird aber überall angeboten. Wir bestellten Kremšnita im Café auf der Burg und genossen neben dem Dessert auch die fantastischen Aussichten auf die Landschaft von Bled.

Also los, fahren Sie hin und lassen Sie sich in eine der schönsten Touristenfallen, die Europa bietet, fangen.

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Bled I

Der See Bled ist einfach ein bezaubernder Ort. Es läuft hier die Schönheit der Natur mit mittelalterlichen Artefakten und mit dem Charme eines Kurortes aus der Zeit der Österreichisch- Ungarischen Monarchie zusammen, die weder die Zeit der politischen Spannungen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen nach dem ersten Weltkrieg noch die kommunistische Herrschaft nach dem zweiten Weltkrieg zu vernichten vermochte. Bled hat alles überstanden, es hat seinen Charakter bewahrt und lockt Besucher aus der ganzen Welt an. Sie kommen in Massen.

Viele von euch haben diesen Ort bereits besucht. Die anderen, die das noch nicht geschafft haben, sollten sich durch den folgenden Artikel motivieren lassen, dieses kulturelle Defizit abzubauen. Es zahlt sich aus. Es ist nicht weit und die Slowenen sind sprachlich sehr gut aufgestellt, also es ist kein Problem sich dort zu verständigen. Auf English, Italienisch oder Deutsch. Ein Tscheche wie ich hat dann überhaupt kein Problem. Bier ist Pivo und Wein ist Vino, gleich auf Slowenisch wie auch auf Tschechisch.

Eine Warnung muss ich aber voraus stellen. Man fährt in eine Touristenfalle, wo man für so gut wie alles zahlen muss, der Besuch lohnt sich aber trotzdem. Es gibt Fallen, in denen sich das Opfer ganz gut und gemütlich fühlen kann.

Moderne Geschichte der Region um den See Bled begannen im Jahr 1855. Das bedeutet nicht, dass es vorher hier gar nichts gegeben hätte. Die Region um Bled schenkte am 10.April 1004 der deutsche König Heinrich II. der später heiliggesprochen wurde, dem Bischof von Brixen Albuin und die Folgen dieser Schenkung hatten eine lange Dauer. Erst im Jahr 1803, also nach langen achthundert Jahren, machte die Säkularisation ein Ende der Herrschaft der Bischöfe von Brixen. Im Jahr 1809 kamen die Französen hierher und sie gliederten den Bled See mit der Burg in die so genannten Illyrischen Provinzen ein, womit Bled ein Teil des Französischen Kaiserreichs wurde. Das war aber nur von kurzer Dauer und nach dem Wiener Kongress kehrte die Region unter die Obhut des Bischofs von Brixen zurück. Der hatte aber mit der Sorge um die entlegene Region bald die Schnauze voll, besonders nach dem Jahr 1848, als die örtlichen Slowenen infolge der revolutionären Geschehnisse nach einer nationalen Selbstbestimmung zu streben begannen. Also verkaufte der Bischof im Jahr 1858 den See mit der Burg an den Fabrikanten Viktor Ruard, den Besitzer der Stahlwerke im Nahen Jesenica.

Bereits in den Jahren 1846 – 1853 war hier der slowenische Priester und Fotograf Janez Pluhar tätig, der von der Schönheit der Landschaft bezaubert war und seine Fotos begannen in die damals noch immer entlegene Region erste Touristen zu locken.

Die Bilder beeindruckten auch einen jungen schweizerischen Arzt Arnold Rikli (geboren im Jahr 1823 in Wangen an der Aare). Er kam das erste Mal im Jahr 1854 her und er hatte eine Idee, heute würden wir es „bussines plan“ nennen. Ein Jahr später gründete er hier eine Heilstätte für Therapie der Zivilisationskrankheiten. Bereits im Jahr 1859 war seine Kuranstalt fertig mit Bademöglichkeiten im See und 56 Körben für ein Sonnenbad in Rahmen der Sonnentherapie. Die Behandlung beruhte auf drei Pfeilern, in dieser Zeit handelte sich um eine medizinische Revolution – es war die vegetarische Ernährung, der Nudismus und Massagen. Die Patienten aus den reichsten Kreisen strömten zum „Švajcer“, wie er von Einheimischen genannt wurde oder zu „Sun doctor“, wie er in den erhabenen Wiener Kreisen bekannt war. Der Ruhm des Kurortes Bled wurde gegründet und sollte nur mehr wachsen.

Im Jahr 1870 wurde Bled an die Rudolf-Eisenbahn angebunden, die Laibach mit Tarvisio verband, obwohl die Eisenbahnstation noch fünf Kilometer von der Stadt entfernt war und sich im Dorf Lesce befand. Als aber die österreichische Regierung beschlossen hat, die Karawanken-Bohinj Eisenbahn als eine Alternative zur Strecke Wien-Triest zu bauen (die größte Herausforderung für diese neue Strecke war der Bau von „Bohinj Tunnel“ mit einer Länge von 6327 Metern), begann der Zug mit den Touristen und Patienten direkt am See einen Stopp zu machen.

Im Jahr 1919 gab es um diese lukrative Kurregion schon immenses Interesse. Nicht nur das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen als ein neues Staatsgebilde, das später zu Jugoslawien unbenannt wurde, sondern auch Italien wollten dieses Gebiet in seinen Besitz nehmen. Letztendlich gewann Jugoslawien diesen Streit, angeblich dank der Intervention von Mihailo Idvorski Pupin. Dieser Herr, ein Student der Karlsuniversität in Prag, wurde nach seiner Auswanderung in die USA zu einem berühmten Physiker – er erfand die so genannte Pupinspule, die das Telefonieren auf lange Entfernungen ermöglichte. Seit dem Jahr 1911 war er der serbische Konsul in den USA und er hatte einen großen Einfluss auf den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson. Dank seiner Bemühung gewann der neue slawische Staat den Zwist mit Italien und Bled blieb slowenisch. Im Jahr 2015 wurde eine Statue von Pupin am Ufer des Bled See bei der Gelegenheit des Jubiläums achtzig Jahre seit seinem Tod aufgestellt. Schon die Tatsache, dass in Slowenien eine Statue eines serbischen Politikers stehen darf, (obwohl auf Kosten eines serbischen Vereines errichtet), kann man möglicherweise als ein Vorzeichen für eine Überwindung der nationalen Animositäten zwischen den Nationen des ehemaligen Jugoslawiens, der Relikten des blutigen Krieges vom Anfang neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, werten.

Auch in den Zeiten des kommunistischen Regimes wussten die damaligen Herrscher die Schönheit der Region zu schätzen. Josip Broz Tito ließ am Seeufer an der Stelle eines ehemaligen Königsschlosses, das er abreißen ließ, auf dem schönsten Platz mit einem Blick auf die Insel im See und auf die Burg von Bled einen Luxuspalast im modernistischen Stil bauen, der mit einem großen Park umgeben war. Der Autor dieses Projektes war der jugoslawische Architekt Vinko Glanz. Heute gibt es in dieser Residenz Vila Bled, ein Luxushotel, in dem man tiefer in die Tasche greifen müsste. Eine Übernachtung kostet mindestens 165 Euro pro Person und Nacht und ein vegetarisches Risotto kostete hier bereits im Jahr 2021 achtzehn Euro. Allerdings man isst im Objekt, in dem Nikita Chruschtschow oder Fidel Castro zu Abend aßen. Diese Tatsache ist im Preis inkludiert.

Leipzig II

Die Universität hatte immer ihren Sitz im Augusteon am Rande des Stadtzentrums, nach dem Krieg ließen hier die Kommunisten einen neuen Campus bauen, wobei sie die Sankt Pauls Kirche, die seit der Gründung der Universität ihren zentralen Punkt und Aula darstellte (obwohl die Universität offiziell bei der Kirche des heiligen Thomas gegründet wurde), niederreisen ließen. In der Fassade der neuen Universität, die im Jahr 2004 fertiggestellt wurde, ließ der Architekt Erick van Ereraat das Motiv der Kirchenfassade wieder beleben – es wirkt sehr interessant und modern – die Leipziger Universität ist schon nur aus diesem Grund besuchswert.

            Das ursprüngliche Gebäude wurde bei der Bombardierung Leipzigs im zweiten Weltkrieg vernichtet. Leipzig hatte trotzdem großes Glück, dass die Alliierten sich entschieden, Dresden anstatt Leipzig dem Boden gleichzumachen, Leipzig war nämlich das ursprüngliche Ziel dieses Angriffs). Trotzdem erlebte die Stadt insgesamt 14 Luftangriffe und die Gegend um Augustusplatz litt am meistens. Deshalb steht hier heute eine Oper im Stil der kommunistischen Architektur aus dem Jahr 1960 (wirkt aber mit ihrem neoklassizistischen Stil gar nicht so übel wie man es erwarten würde) und das Gewandhaus aus dem Jahr 1981, dieses moderne Konzerthaus befindet sich auf der anderen Seite des Platzes.

            Leipzig hatte nach dem zweiten Weltkrieg Pech. Am 18.April 1945 zogen amerikanische Einheiten in die Stadt (ob sie die Stadt besetzten oder befreiten, wird bis heute diskutiert, es geht dabei um den Blickwinkel). Die Amerikaner traten aber anschließend das ganze westliche Sachsen und Thüringen im Austausch für Westberlin an die Russen ab und am 2.Juli 1945 zog in die Stadt die Rote Armee ein. Leipzig wurde so zum Teil Ostdeutschlands, also der russischen Besatzungszone, und anschließend der Deutschen Demokratischen Republik, die im Jahr 1949 gegründet wurde.

            In Leipzig wurde der bereits erwähnte Anführer der erfolglosen deutschen kommunistischen Revolution im Jahr 1918 Karl Liebknecht geboren, später auch der ostdeutsche Diktator in den Jahren 1949 – 1971 Walter Ulbricht, einer der Hauptprotagonisten des militärischen Einsatzes des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei im Jahr 1968. In der Stadt lebte auch Klara Zetkin, deren Initiative wir den Internationalen Frauentag am 8.März verdanken.

            Die Stadt hatte immer aufgrund ihrer Industrie eine starke rote Tradition. Paradoxerweise begann das kommunistische Regime in Deutschland gerade in Leipzig zu bröckeln. In keiner anderen Stadt gibt es so viele Museen und Expositionen, die sich mit dem kommunistischen Regime und seinem Untergang beschäftigen wie in Leipzig. Gleich neben der Mädlerpassage gibt es eine Dauerausstellung im „Zeitgeschichtliches Forum“ und dem Besucher ist auch die ehemalige STASI Zentrale zugänglich. Auch im Museum der Stadtgeschichte wird der kommunistischen Episode ein großer Raum eingeräumt. Die Bürger von Leipzig sind nämlich stolz darauf, dass sie es waren, die dem kommunistischen Regime den entscheidenden Todesstoß verpasst haben. Sie waren immer ein bisschen anders. Wo sonst wäre es möglich, dass eine Punkkapelle namens „Wutanfall“ ihren Unterschlupf und Konzertmöglichkeit in der Sakristei der Kirche des heiligen Nikolaus finden könnte? Gerade diese Kirche mit ihren feinen Farben der Innenwände – rosarot und hellgrün – die an die Frauenkirche in Dresden erinnern, sollte beim Fall der kommunistischen Regime in Ostdeutschland eine entscheidende Rolle spielen.

            Alles hat ganz harmlos begonnen. Im Jahr 1980 wurde die so genannte „Dekade der Friedentoleranz“ ausgerufen. Seit dem Jahr 1981 trafen sich jeden Montag um fünf Uhr nachmittags Menschen zu einem Gebet für den Weltfrieden. Unter der biblischen Parole: „Dann schmieden wir Pflugscharen aus ihren Schwertern“ (Micha 4,3), eine Parole, die auch die kommunistische Propaganda so gerne benutzte.

            Jetzt aber schlug STASI Menschen, die einen Aufkleber mit diesem Text trugen, sie wurden verhaftet und stundenlang verhört. Trotzdem kamen zum Gebet immer mehr Leute. Was mit einigen Dutzend Menschen begann, wuchs von Hunderten zu Tausenden. Im Mai 1989 erlaubten sich Leipziger Aktivisten die Wahlergebnisse zu kontrollieren und konnten feststellen, dass die „Einheitliche Kandidatenliste“ nicht die angekündigten 96,8 Prozent sondern nur knapp über 90 Prozent Stimmen bekam. Für die, die dem Regime noch immer vertrauten, war der Nachweis der Wahlfälschung ein herber Schlag. Als dann das chinesische Regime am 3.Juni 1989 auf dem „Platz am Tor des himmlischen Friedens“ in Peking über 2000 Studenten massakrierte und die ganze Welt im Angesicht diese Gräueltat erstarrte, gab es auf der ganzen Welt nur zwei Regierungen, die der chinesischen Führung offiziell gratulierten. Es war Kim Ir Sen von Nordkorea und Erich Honecker in der DDR. Diese sinnlose Geste erschütterte auch die letzten Treuen und die Menschenmenge in der Kirche des heiligen Nikolaus wuchs an. Am 4.September verlangte der Bürgermeister von Leipzig vom Pfarrer der Kirche des Heiligen Nikolaus, mit den Gebeten aufzuhören. Dieser lehnte es ab.

            Für 9.Oktober 1989 bereitete die Kommunistische Regierung eine abschreckende Aktion. Sie warnte im Radio und im Fernseher alle Bürger von Leipzig vor dem Kirchenbesuch. Die Kommunisten gaben bekannt, dass sie 10 000 Polizisten und Soldaten mobilisierten und dass diese einen Schießbefehl erhielten. Ich erfuhr, dass 10 000 Feldbetten für die Verwundeten und 20 000 Blutkonserven bereitgestellt wurden. Die deutsche Regierung bereitete also ein echtes Massaker nach dem chinesischen Vorbild vor. Trotzdem erschienen am 9.Oktober zum Gebet 70 000 Menschen. Mit den Kerzen in den Händen füllten sie die Straßen von Leipzig. Das Regime wagte es nicht, auf die Menschen zu schießen, die in einer Hand eine Kerze hielten und mit der anderen Hand das Licht vor dem Wind schützten. Es wäre schwer zu behaupten, dass die Demonstranten Zusammenstöße mit der Polizei durch Steinwerfen ausgelöst haben. So nämlich hieß die im Voraus vorbereitete offizielle Begründung des Einsatzes. Dazu – der Schießbefehl kam aus dem gehassten Berlin – der Leipziger Kommandeur wurde plötzlich zum Leipziger Patrioten und ließ die Sicherheitskräfte zurückziehen. Der Protest blieb ohne Blutvergießen. Am 23, Oktober waren dann in den Straßen von Leipzig sogar 320 000 Menschen. Am 9.November fiel die Berliner Mauer. Die Gebete in der Kirche Sankt Nikolaus finden auch heutzutage jeden Montag um 5 Uhr statt – als eine Erinnerung, aber auch als Streben nach einem Weltfrieden, dieses Streben ist heutzutage aktueller denn je.

            Leipzig kann sich über eine Mangel an Kriegsgeschehen in seiner Nähe nicht beschweren. Seine Lage auf der Kreuzung zwei wichtigen Straßen “Via imperialis” und „Via regia“ machte aus der Stadt nicht nur ein Handelszentrum und nach dem Jahr 1945 auch ein Finanzzentrum Ostdeutschlands, sondern auch einen Platz zahlreicher kriegerischen Auseinandersetzungen. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden vor der Stadtmauer von Leipzig sogar drei große Schlachten statt, zweimal bei Breitenfeld (1630 und 1642) und einmal bei Lützen (1632). Besonders die Schlacht bei Lützen war schicksalhaft. Der österreichische Heerführer Wallenstein hat zwar die Schlacht verloren, aber der schwedische König und genialer Stratege Gustav Adolf starb in der Schlacht.

            Das berühmteste militärische Ereignis in dieser Gegend war aber mit Sicherheit die „Völkerschlacht“ am 16. – 19. Oktober 1813. In dieser größten Schlacht der napoleonischen Kriege gelang es dem Generalissimus Karl von Schwarzenberg den französischen Kaiser Napoleon zu bezwingen und das auf so eine vernichtende Art, dass sich Frankreich von diesem Schlag nie mehr erholte. Während dieser drei Tage starben vor der Mauer von Leipzig 90 000 Soldaten (zum Vergleich, Leipzig selbst hatte damals gerade 90 000 Einwohner). Übrigens die Sachsen haben wieder einmal auf der falschen Seite gekämpft – also in der französischen Armee. Die Sachsen haben ohnehin eine seltene Eigenschaft, immer auf der Seite der Verlierer zu kämpfen und wenn sie sich einmal der siegreichen Armee anschlossen – das war bei Breitenfeld im Jahr 1630 – flüchteten sie bereits nach dem Beginn der Schlacht und blieben 20 Kilometer hinter der Kampflinie stehen. Also erfuhren sie von dem Sieg der Schweden über den kaiserlichen General Tilly (der in der Schlacht verwundet wurde und bald danach an den Folgen der Verletzung in Leipzig starb) nur vom Hören. In Leipzig starb übrigens an den Folgen seiner Verletzungen aus der Schlacht bei Lützen auch der berühmte General der Kavallerie Pappenheim (der seine Pappenheimer gut kannte) und zuletzt ertrank hier am 18.Oktober 1813 der polnische Marschall Poniatowski – es liegen hier also viele Kriegshelden begraben. Im Jahr 1813 machten das die Sachsen doch gescheiter. In dem entscheidenden Moment der Schlacht beim Dorf Propstheida wechselten sie die Seiten und begannen auf die überraschten Französen zu schießen. Also es gibt nichts Besseres, als einen verlässlichen Verbündeten zu haben.

            Heute steht an der Stelle des ehemaligen Dorfes ein riesiges „Völkerschlachtdenkmal“.

Es wurde hier im Jahr 1913 für die Feier des hundertsten Jahrestages der Schlacht erbaut und in der Anwesenheit des deutschen Kaisers Wilhelm II. feierlich eröffnet. Zu dieser Zeit stürzte sich die Welt gerade in die nächste Katastrophe, die schlimmer als die vorherige sein sollte. Diese Tragödie begann im Jahr 1914 und endete durch Besetzung von Leipzig von den amerikanischen Soldaten am 28. April 1945.

            Leipzig kann sich mit seiner Schönheit sicherlich nicht mit Dresden, Lübeck oder Aachen messen. Historisch hat aber viel zu bieten und genau so auch, was die Kultur betrifft. Es wird hier regelmäßig die Buchmesse veranstaltet, die Konzerte im Gewandhaus auf dem Augustusplatz sind dank der Bach- und Mendellsohntradition von weltbesten Musikern besucht.

            Der Fußballklub RB Leipzig spielt in der Bundesliga und in den europäischen Wettbewerben. Übrigens war Leipzig im Jahr 1903 (damals noch unter einem anderen Namen) der erste deutsche Fußballmeister. Seinen Aufstieg aus der vierten deutschen Liga verdankt der Klub dem österreichischen Unternehmer Didi Mateschitz, dem Besitzer der Firma Red Bull. Das Fußballstadion am Ufer des Flusses Elser heißt also Red Bull Arena. Der Klub darf aber offiziell diesen Namen nicht tragen – das deutsche Gesetz verbietet den Klubs die Namen ihren Sponsoren zu präsentieren. Die einzige Ausnahme ist Bayer Leverkusen, weil dieser Klub als Klub der Angestellten des Pharmagiganten entstand, der einmal in den Gründungszeiten durch Aspirin berühmt wurde. Der Trick von Mateschitz, die Abkürzung RB, dass die Fußballer auf ihren Trikots tragen, als „RasenBallsport“ zu interpretieren, ließ Emotionen in der deutschen Fußballwelt hochgehen, aber wie schon der Fernseher-Kommentator knapp vor dem Aufstieg von RB Leipzig in die Bundesliga resigniert sagte: „Wir können sie hassen, aber in ihrem Erfolg und Aufstieg können wir sie nicht hindern.“

            Also warum eigentlich nach Lepzig fahren? Es ist nicht so weit, die Stadt ist interessant und für Shopping günstig. Nur bitte, wenn Sie dort sind, versuchen Sie lieber keine lokalen Spezialitäten. Man kann dort gut und für vernünftige Preise essen, die Stadt hat nämlich genug Restaurants mit internationaler Küche. Zum Schluss – entweder als Einladung oder als Warnung präsentiere ich die Liste der berühmtesten sächsischen Spezialitäten.

  • Quarkkeulchen – Top 1.
  • Sächsische Flecke – Top 2.
  • Leipziger Allerlei – Top 3.
  • Sächsisches Feuerfleisch – Top 4.
  • Pulsnitzer Lebkuchen – Top 5.
  • Leipziger Lerchen – Top 6.
  • Der Dresdner Christstollen – Top 7.
  • Leipziger Räbchen – Top 8

Also Mahlzeit und gute Reise.

Leipzig I

            Mein Sohn lacht immer über die Tatsache, dass die Tschechen für jede Stadt in Europa einen eigenen Namen haben müssen, mit dem Original sind sie nie zufrieden. So ist aus Wien Vídeň, aus Graz Štýrský Hradec, aus Konstanz Kostnice und aus Koppenhagen Kodaň. Manchmal ist aber der tschechische Name der richtige und ursprüngliche (wie es auch bei Konstanz der Fall ist – im Altdeutsch hieß die Stadt Kostnitz). Bei Leipzig ist es auch so. Der ursprüngliche Name der Gemeinde war Lipsk, also in der serbischen Sprache ein Ort, wo „Lipy“ also Linden wachsen. Die ganze nördliche Seite des Erzgebirges wurde zu dieser Zeit von den Serben bewohnt, bevor sie von den deutschen Kaisern Heinrich I. und einem Sohn Otto I verdrängt wurden. Seitdem sind aber mehr als tausend Jahre vergangen und die slawische Vergangenheit Sachsens spiegelt sich nur mehr in zahlreichen slawischen Ortsnamen. Angeblich aber auch in der Schönheit der dortigen Frauen, wie mir ein einheimischer Taxifahrer in Dresden erklärte.

            In Leipzig war ich das erste Mal im Jahr 1982 und ich habe nach Hause ein Bild einer grauen depressiven unschönen Industriestadt gebracht, die ich nie mehr besuchen wollte. Das Schicksal wollte es aber anders. Zuerst besuchte mein Sohn Leipzig und nach einer Nacht, die er in der Moritzbastei (in der ehemaligen Stadtbefestigung errichteten Studenten der Leipziger Universität einen Klub und einen Ort, wo Diskotheken stattfinden) verbrachte, pochte er darauf, dass ich unbedingt noch einmal hinfahren müsste, um meine Meinung zu korrigieren.

            Ich tat es. Ich habe die Stadt besucht und meine Meinung korrigiert, obwohl nur teilweise. Leipzig wird die Schönheit von Dresden, München oder Aachen niemals erreichen. Es wirkt irgendwie inhomogen, zwischen historischen Häusern steht moderne Architektur kombiniert mit den Häusern aus der kommunistischen Vergangenheit der Stadt. An der Schönheit hat die Stadt dadurch viel eingebüßt.

So war es aber immer, die Stadt ist immer im Schatten von Dresden oder Meißen gestanden, sie war nie eine Residenz-, dafür aber immer eine Handelsstadt. Zwei Privilegien des Kaisers Maximilian I. aus den Jahren 1497 und 1507 verliehen der Stadt das Recht, Messen zu organisieren und Leipzig wurde so zum ostdeutschen Frankfurt am Main. Das echte Frankfurt war nämlich für die Kaufleute mit schlechter Anbindung an das Rhein/Main Flusssystem nur mühsam erreichbar. Wenn also nach Frankfurt die Ware auf dem Wasserweg transportiert wurde, nach Leipzig geschah es auf dem Landweg. Aus diesem Grund wurden die Paläste im Stadtzentrum mit sehr breiten Einfahrten in den Innenhof gebaut, damit ein vollbeladener Wagen einfahren konnte und die Ladung nicht auf der Straße umgelagert werden müsste. Heute wurden diese Einfahrten in charmante Passagen im Stadtzentrum umgebaut.

            In Leipzig war und ist eine Universität. Sie entstand im Jahr 1409 aus einem guten Grund und mit sehr guten Voraussetzungen für ihre Prosperität. Am18.Januar 1409 hat der tschechische König Wenzel IV. in Kuttenberg ein Dekret erlassen, das die Verhältnisse auf der Karlsuniversität in Prag gründlich veränderte. Bis dahin hatten ausländische Studenten und Lehrer in Prag bei Abstimmungen drei Stimmen und die Tschechen nur eine. Ab jetzt sollten die Tschechen drei Stimmen haben und alle Ausländer zusammen nur eine.  In Folge dieser Veränderung verließen Prag viele deutsche (aber auch polnische und viele andere) Professoren und Studenten – die Mehrheit von ihnen ging nach Leipzig, das auf die neue Situation flexibel mit einer Gründung der eigenen Universität am 2.Dezember 1409 reagierte. Jede neue Universität – das gilt bis heute – hat das Hauptproblem, gute Lehrer zu gewinnen. Leipzig hatte dieses Problem also nicht, hier ließen sich sofort die besten Professoren aus Prag nieder. Im Jahr 1519 fand in Leipzig die so genannte Leipziger Disputation zwischen dem katholischen Gelehrten Johann Eck und Martin Luther und seinen Freunden statt. Auch diese Tatsache bezeugt, dass Leipzig bereits damals ein anerkanntes Bildungszentrum Sachsens war. Luther mochte diese Stadt nie (er nannte Leipzig „Sodoma und Gomora“) es gelang ihm die Stadt für seine Lehre durch eine leidenschaftliche Rede in der Kirche des Heiligen Thomas im Jahr 1539 zu gewinnen. Trotzdem ist es gerade das Leipziger Museum der Stadtgeschichte im Alten Rathaus, das den Ehering der Gattin Luthers, Katharina von Bora, besitzt.

            An der Leipziger Universität studierten viele berühmten Menschen, vor allem in den Jahren 1765 – 1768 Johann Wolfgang Goethe. Seine Statue, die ihn als einen jungen Studenten darstellt, steht vor dem schönen Rokokogebäude der Börse.

            Gerade aus diesem Grund platzierte der große Dichter eine der Szenen seines Doktor Faust Dramas in den Auerbachkeller in der Mädlerpassage, wo wahrscheinlich der Lebemann Goethe nicht wenige Gläser während seines Studentenlebens leerte. Ich habe lange Zeit nicht verstanden, warum es diese Szene im „Faust“ überhaupt gibt, – aus meiner Sicht wirkt sie dort künstlich und überflüssig. Nur als ich Bescheid über die stürmischen jungen Jahre Johann Wolfgangs in Leipzig erfuhr (und er konnte wirklich leben!), dämmerte mir, warum Mephistopheles dieses Lokal besuchen musste. Übrigens Mephisto ist der Name einer Bar in dieser Passage sowie auch auf dem Leipziger Hauptplatz.

            Das Lokal Auerbachkeller, geschmückt beim Eingang mit Statuen von Doktor Faust, Mephisto und den Studenten, die in diesem Drama auftreten, ist natürlich eine Attraktion der Stadt, geschmückt mit Motiven aus Faust.

Die typische sächsische Küche würde ich aber nicht unbedingt probieren. Also ich habe es natürlich ausprobiert und erfahren, dass sie nur für Menschen mit einer sehr guten Verdauung geeignet ist. Kraut und Kartoffel sind allanwesend, der Geruch vom sauren Kraut schlägt in die Nase gleich beim Eintreten in dieses berühmte Wirtshaus und die sächsische Ernährung kann in den Gedärmen eine explosive Mischung bilden.

            Goethe lässt hier seine Studenten folgende Sätze sagen:

Will keiner trinken? Keiner lachen?
Ich will euch lehren Gesichter machen!

Ihr seyd ja heut wie nasses Stroh,

Und brennt sonst immer lichterloh.

            Goethe besuchte dieses Wirtshaus offensichtlich sehr gerne.

            Weitere berühmten Absolventen der Universität waren Richard Wagner, Karl Liebknecht oder Angela Merkel. Sie als eine Studentenaktivistin half die Moritzbastei auszugraben, ein Ort der besuchswert ist. Dieser Teil der Stadtbefestigung war nach der Bombardierung des zweiten Weltkrieges unter Trümmern begraben. Die Studenten der Universität wählten diesen Ort im Jahr 1974 aus und nach acht Jahren Ausgrabungen und Reparaturarbeiten eröffneten sie hier im Jahr 1982 eine Bar und eine Diskothek – in diesem Jahr besuchte die Moritzbastei auch meine Gattin, die damals ihre Famulatur in Leipzig machte.

            Richard Wagner war durch seinen Antisemitismus bekannt – möglicherweise auch deshalb wurde er zum Kultautor des Naziregimes. Er wurde zum Antisemiten gerade in Leipzig. Er kam in Leipzig in armen Verhältnissen zur Welt, sein Vater starb als der kleine Richard ein Jahr alt war. Mit der Mutter und dem Stiefvater war er viel unterwegs und im Jahr 1827 kehrte er nach Leipzig zurück. In Jahr 1831 begann er sein Studium an der Universität – er studierte Musik. Zur gleichen Zeit war Felix Mendelssohn-Bartholdy der Star der Leipziger Musikwelt, er wirkte in Leipzig in den Jahren 1835 – 1841. Mendelssohn Bartholdy stammte aus einer reichen jüdischen Familie und durch seinen Ruhm, seine Erziehung und seinen Reichtum waren für ihn alle Türe der Leipziger höher Gesellschaft geöffnet. Wagner dagegen kämpfte mit dem harten Schicksal und versuchte vergeblich mit seinem strahlenden Vorbild gleichzuziehen. Nach der katastrophalen Premiere seines ersten Werkes „Das Liebeverbot oder die Novize“ verließ der frustrierte Wagner Leipzig und ging nach Königsberg in der Überzeugung, dass seine Kariere in seinem Geburtsort eine jüdische Verschwörung zunichte gemacht hätte. Er hörte bis Ende seines Lebens nicht auf, die Juden zu hassen.

            Übrigens das erste, was Nazis nach der Machtergreifung im Jahr 1933 in Leipzig entfernten, war die Statue von Mendelssohn – Bartholdy, die vor der Fassade der Kirche des Heiligen Thomas stand. Heute steht sie dort wieder und bei der Feier „200 Jahre von der Geburt des Komponisten“ wurde nach ihm auch die Fassade der Kirche benannt.

            Wenn man aber über Leipzig und Musik spricht, sollte man in erster Linie an Johann Sebastian Bach denken.

Dieser höchste Meister der Barockmusik war nämlich seit dem Jahr 1723 siebenundzwanzig Jahre lang der Chormeister in der Kirche des heiligen Thomas und ist seit 1950 in dieser Kirche auch bestattet. In Leipzig waren auch Robert Schumann, Franz Liszt oder Hector Berlioz tätig, alle in der für Wagner so schicksalhafter Zeit um 1840, als in die Stadt Schumann einzog – sein Haus ist als sein Museum erhalten.

Passau II

            Mit Passau ist auch das Schicksal der seligen Gisela verbunden. Sie ist hier in der Kirche Heiligenkreuz bestattet, in einem Kloster in Niederburg, wo sie Äbtistin war. Ihr Grab ist ein Pilgerort für viele ungarische Stadtbesucher. Gisela war die Gattin des ersten ungarischen Königs Stephan und nach seinem Tod zog sie sich nach Passau zurück, wo sie zur Äbtistin wurde. In der Tat sollte die selige Gisela eigentlich einigermaßen frustriert sein. Ihr Ehemann Stephan, ihr Sohn Emmerich, ihr Bruder Heinrich und sogar auch ihre Schwägerin Kunigunde wurden alle ein nach dem anderen heiliggesprochen, sie blieb die Einzige aus der ganzen Familie, die „nur“ selig wurde. Wahrscheinlich haben die Passauer vergessen, dieses Versäumnis dem Papst Johann Paul II. zu melden. Er hätte sich so eine Gelegenheit zum Stadtbesuch sicher nicht entgehen lassen und in die kaiserliche Familie im Himmel hätte Ruhe einkehren können. Gisela hätte sich die Heiligsprechung sicher mehr als ihr Bruder, der machtgierige Kaiser Heinrich II. verdient. Wenn jemand einen Spitznahmen „der Zänker“ hat, passt es nicht unbedingt zur Heiligsprechung. Gisela und ihr Bruder Heinrich waren Kinder Herzogs Heinrich von Bayern, genannt „der Streitbare“ (sie hatten die Streitlust offensichtlich in der Familie), des jüngeren Bruders des Kaisers Otto II. Heinrich schaffte es sich gegen seinen Gegenkandidaten Hermann von Schwaben geschickt zu behaupten und dann mischte er sich ordentlich auch in die tschechische Politik ein, als er tschechische Fürsten nach Belieben eingesetzt und abgesetzt hat. Als auf dem tschechischen Thron ein schwerer Alkoholiker Vladivoj vom polnischen Fürst Boleslaw Chrobry eingesetzt wurde, lief dieser zum Kaiser und ließ sich im Jahr 1002 mit dem Fürstentum belehnen. Dadurch wurde Böhmen für viele weitere Jahrhunderte ein Teil des Römischen Reiches. Vladivoj soff sich ein Jahr später zu Tode und Heinrich intrigierte zwischen den Premyslidenbrüdern Jaromir und Oldrich, wobei er seinen treuen Verbündeten Jaromir fallen ließ, als er ihm nicht mehr von Nutzen sein konnte. Der Hauptgegner des Kaisers war aber der polnische König Boleslaw Chrobry, gegen den der Heilige viele Kriege führte. Kaiser Heinrich, der keinesfalls mit heiligen Mitteln herrschte, wurde im Jahr 1146 heiliggesprochen, als bereits der Stamm der Staufer an der Macht war. Wahrscheinlich wollte der Papst die Staufer mit dem Kult ihren Vorgängers aus dem konkurrierenden bayerischen Stamm provozieren. Ein skurriles Detail der Heiligsprechung war die Tatsache, dass die Ehe Heinrichs mit Kunigunde kinderlos blieb. Es wurde behauptet, dass es die Folge eines Schwures der Kaiserin jungfräulich zu bleiben war und dass der Kaiser mir seiner Gattin wie „Bruder und Schwester“ lebten. Natürlich kann man es glauben, ob aber eventuell dahinten eine nicht operierte Phimose oder andere sexuelle Orientierung des Herrschers war, erfahren wir wahrscheinlich nicht mehr. In jedem Fall war die Keuschheit des kaiserlichen Ehepaares der Hauptgrund für ihre Heiligsprechung. Natürlich abgesehen von williger Hilfe des Kaisers dem Papst Benedikt VIII. gegenüber, der von Normanen in Süditalien bedrängt war. Übrigens gerade um sich diese Hilfe zu erkaufen, schob der Papst in das Glaubensbekenntnis das Wort „Filioque“ ein, das seit der Zeit des Karls des Großen in seinem Reich (aber nur dort, nicht in Rom und überhaupt nicht in Konstantinopel) verwendet wurde. Das hat einige Jahrzehnte später das Schisma zwischen der westlichen und östlichen Kirche zu Folge gehabt.

            Aber zurück zu der seligen Gisela. Sie hat ihre Arbeit in Ungarn sehr gut erledigt, sie brachte ihren Mann zur Taufe (aus Geiza wurde Stephan) und zur Einführung des Christentums in seinem Königreich und nach seinem Tod (der Sohn Emmerich starb bei einem Jagdunfall noch vor seinem Vater) ging sie nach Passau in ihr Heimatland Bayern – geboren wurde sie im nahen Regensburg. Dort wurde sie, wie schon gesagt, Äbtistin. Ihre sterblichen Überreste wurden im Jahr 1908 exhumiert, heute ist ihr Grab das Ziel von tausenden Pilgern aus Ungarn und herum liegen viele Kränze und hängen viele ungarische trikoloren. Ich glaube, es ist richtig so, obwohl sie „nur“ selig ist. Sie hat sich das verdient.

            Mehr als durch das Feuer wurde Passau immer durch das Hochwasser bedroht. Egal ob das Wasser von den Bergen mit dem Inn oder aus Deutschland mit der Donau kommt, die Gefahr vom Hochwasser ist immer anwesend, das letzte Mal wurde die Stadt von einer Flut im Jahr 2013 betroffen. Es war nicht das erste Mal, obwohl die Spuren dieser Überflutung an den Passauer Häusern noch jahrelang sichtbar blieben, vielen von ihnen fehlte noch Jahre später, als wir die Stadt besucht haben, der Putz bis zum ersten Stock. Es war aber nicht die schlimmste Flut in der Geschichte, wie die Aufzeichnungen auf dem Passauer Rathaus zeigten. Am höchsten war das Wasser im Jahr 1501, als der Inn mit der Donau noch vor der Stadt zusammenflossen und das Stadtzentrum wie eine Insel aus den Flutwellen ragte.

            Passau verlor seinen Wohlstand durch den Verlust des Salzmonopols. Es wurde ihm von den bayerischen Herzögen entzogen, denen natürlich so ein Einkommen willkommen war. Im Jahr 1803 verlor dann Passau in Rahmen der Säkularisierung des Römischen Reiches unter dem Einfluss von Napoleon und den Ideen der französischen Revolution definitiv seine Selbständigkeit und es wurde zu einem Teil des neuentstandenen Bayerischen Königsreiches. Die Passauer lösten ihre Frustration vom Verlust ihrer Privilegien wirklich seltsam. Dem König Maximilian I., der aus Passau eine bedeutungslose Bezirksstadt seines Königreiches machte, bauten sie vor dem Dom eine riesige Statue – sie wurde von dem „dankbaren Passauer Volk“ gestiftet. Wofür das Volk so dankbar war, konnte ich nicht erforschen, die Arschkriecherei ist aber offensichtlich eine universale menschliche Eigenschaft.

            Passau als eine Bischofresidenz musste natürlich eine ganze Reihe von Kirchen haben. Neben dem monumentalen Dom in Stil des Barocks, der Kirche Heiligenkreuz mit den sterblichen Überresten der seligen Gisela und der bereits erwähnten Kirche Mariahilf am rechten Innufer sind das zum Beispiel ein großes Gebäude der Kirche des Heiligen Pauls am Donauufer oder ein interessantes kleines turmloses Kirchlein des Heiligen Salvators im Viertel Ilzstadt. Hier, eingebaut in einen Berg über dem Fluss, stand bis zum Jahr 1477 eine jüdische Synagoge. In diesem Jahr wurden Juden beschuldigt, die heilige Hostie mit einem Messer durchbohrt zu haben. Die Beschuldigten wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, der Rest der jüdischen Kommune wurde aus der Stadt verbannt und die Synagoge abgerissen. In den Jahren 1479 – 1495 bauten hier die Bürger das Kirchlein des Heiligen Salvators als ein Zeichen der Reue über diese Tat.

            In Passau kann man natürlich noch viel mehr sehen. Besonders die Atmosphäre der Gässchen zwischen beiden Flüssen, die Promenaden entlang der Flussufer, die Erinnerungen an die berühmte Geschichte der Stadt, die man auf jedem Schritt begegnet – wie zum Beispiel die Erinnerung an den Besuch der bayerischen Prinzessin Elisabeth, die in Passau einen Halt auf ihrer Reise nach Wien machte, wo sie den österreichischen Kaiser Franz Josef heiraten und dadurch zur legendären Kaiserin Sissi werden sollte.

            Fahren Sie bitte, hin. Passau ist wunderschön und das Essen und Bier sind auch sehr gut – einfach bayerisch.