Vor allem ist das Reisen auf Mallorca erstaunlich einfach. Man steigt in den Bus ein, hält seine Kreditkarte an das Lesegerät neben dem Fahrer (wenn es mehrere Personen gibt, muss man sovielmal halten, wie viele Personen in der Gruppe sind). Beim Ausstieg hält man dann wieder seine Kreditkarte hin, und der Betrag für die Fahrkarte (oder mehrere Fahrkarten) wird von seinem Konto abgebucht. Natürlich wird es einfacher sein, wenn man in der Eurozone lebt, ich habe keine Ahnung, wie viel eine solche Transaktion die Schweden, Dänen, Tschechen oder Ungaren kosten würde, da dort muss die Bank natürlich die Devisen umrechnen. Wenn das meine Leser wissen, teilen Sie es mir bitte mit.

               Man muss also keine Fahrkarte kaufen und damit ist auch der Preis für die Fahrt nach Palma oder Alcúdia oder wohin auch immer primär uninteressant. Ich kann verraten, dass das Reisen auf diese Art wenig kostet und sehr bequem ist. Die Tschechin Lenka in der Hotelrezeption erklärte mir, dass dieses System in Ostrava schon seit Jahren funktioniert und gut funktioniert. Für Besucher der Stadt im Norden Mährens, die ein Papierfahrschein möchten, kann dies jedoch einen Kulturschock bedeuten, wie ich aus den empörten Reaktionen meiner Freunde auf WhatsApp erfahren habe. Ich träume aber, dass es bald in Graz funktionieren würde und damit der ewige Stress, wo kaufe ich eine Fahrkarte für die Fahrt von Dörfla zum Murpark, Geschichte würde.

               Wenn man eine Woche wie wir auf Mallorca ist, hat man nicht so viel Zeit, um die Insel zu erkunden. Im Osten gibt es die Stadt Alcúdia.

Alcudia

Es ist eine Stadt mit erhaltenen Stadtmauern, die ihre Bewohner einst gegen die Piratenangriffe errichteten, denen die Insel jahrhundertelang ausgesetzt war. Die Stadt mutiert tagsüber zu einem großen Markt in den engen Gassen der Stadt und vor dem Tor, abends wird der Ort zu einem großen Restaurant, in dem es schwer ist, einen freien Platz zu finden – vor allem, wenn man nur etwas trinken aber nicht essen möchte.

Also machten wir stattdessen einen Spaziergang entlang der Stadtmauern, das war eine schöne Erfahrung. Ebenso wie die Kirche des heiligen Jakobus. Ursprünglich gotisch, fiel sie im 19. Jahrhundert zusammen und wurde im neugotischen Stil wieder aufgebaut. Und natürlich darf eine Prise Barock in ihrem Inneren nicht fehlen, schließlich sind wir in Spanien.

               Alle drei Jahre findet in Alcúdia am 26. Juli das große Fest „Triennal de Santo Christo“ statt. Im Jahr 1507 begaben sich die Bewohner der Stadt auf eine Prozession zu den Höhlen des heiligen Martin, um Regen herbeizurufen, der die damalige schreckliche Dürre beenden sollte. Sie trugen ein wundersames Kreuz mit Christus, das im gleichen Jahr am 24. Februar Blut und Wasser schwitze. Offensichtlich haben sie auf diese Weise den Regen herbeigerufen, denn seitdem findet alle drei Jahre in Alcúdia eine Prozession statt, zu der Besucher einschließlich hochrangiger Kirchenvertreter aus der ganzen Welt kommen. Das nächste wird 2025 sein.

               Natürlich darf man einen Besuch in Palma de Mallorca, der Hauptstadt der Insel, nicht versäumen. Wir kamen mit dem Bus dorthin, was bequem ist, nur danach muss man bitte direkt unter dem Schwanz des Pferdes der Statue von Jaume I. durchgehen, und so gelangt man direkt in die Altstadt. Wir sind in die falsche Richtung gegangen, was etwa eine halbe Stunde Irrweg in der Neustadt zur Folge hatte.

Jaume I

               Natürlich ist es am schönsten am Meer, wo die Kathedrale „Le Seu“ aufragt, die offiziell der Jungfrau Maria geweiht ist.

Es ist ein riesiges Gebäude, über hundert Meter lang. Es sollte ein Symbol für die Wiederbelebung des Christentums auf der Insel sein, daher ließ Jaume I. bereits im Jahr 1230, gleich nach der Eroberung der Insel, den Grundstein legen. Mit dem Bau begann jedoch erst im Jahr 1306 sein Sohn Jaume II. Da der Bau bis ins 20. Jahrhundert dauerte, wechselten sich dabei viele Architekten und Stile ab. Die Kapelle des Heiligen Bernhard zum Beispiel wurde von Antoni Gaudí entworfen (oder rekonstruiert).

Gaudí ist auch der Autor des Altarleuchters. Es gibt Tickets nur für die Kathedrale oder auch für den Zugang zu den Terrassen, von wo aus man einen Blick von oben auf die Stadt und den Hafen hat. Der Zugang zu den Terrassen wird natürlich streng kontrolliert, damit niemand hineinkommt, der nicht bezahlt hat.

               Direkt neben der Kathedrale befindet sich der Königspalast – der König und der Bischof waren Nachbarn.

Königlicher Palast

Heute verbringt König Felipe VI. mit seiner Familie seinen Urlaub im königlichen Palast, wenn er auf Mallorca weilt. Während seiner Anwesenheit wird das erste Stockwerk, das für den Aufenthalt der königlichen Familie dient, für die Öffentlichkeit geschlossen. Wir hatten Glück, der König mit seiner Frau und den Töchtern war woanders, also konnten wir den Palast in seiner Gesamtheit besichtigen, einschließlich des königlichen Audienzsaals, wo Staatsbesuche vom König empfangen werden.

Das gesamte erste Stockwerk ist mit Tapisserien aus Flandern geschmückt, eine Erinnerung an die Herrschaft von Kaiser Karl V., der offensichtlich gerne auf Mallorca weilte Er wurde aber in den damaligen Niederlanden geboren und dort wuchs er auch auf, daher seine Vorliebe zu Tapisserien aus Flandern. Die Herrschaft scheint ihm nicht so viel Spaß gemacht zu haben, und schließlich trat er zurück und verbrachte den Rest seines Lebens in einem Kloster. Möglicherweise war der Anlass für seinen Rücktritt, dass er nachts und nur in Unterwäsche aus Innsbruck vor seinen Feinden flüchten musste. Vielleicht hätte er es auf Mallorca angenehmer gehabt, hätte nicht resigniert und wäre nicht so früh gestorben. Das Erdgeschoss des Palastes ist gotisch, das Obergeschoss eher im Stil der Renaissance, es gibt auch arabische Bäder, die erstaunlicherweise das System der römischen Bäder genau nachahmen. Aber die Exterieur in Palma sind einfach schöner als die Innenräume. Und das gilt auch für die Stadt, in der man viele Gebäude im spanischen Jugendstil findet, wie das Grand Hotel oder die Häuser „Can Rei“ oder „L’Aquila“ auf der „Placa Marques de Palmer“.

               Das Einkaufen ist wohl nicht so großartig. Meine Frau verschwand auf dem „Placa de Espaňa“, und ich fand sie erst nach über einer Stunde ziemlich frustriert wieder, weil sie nichts Anständiges gefunden und daher nichts eingekauft hatte. Aber es gibt dafür überall viele Lokale zum Sitzen und Trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Der Platz „Placa de Cort“ mit einem mehrere hundert Jahre alten Olivenbaum ist erstaunlich und dort befindet sich auch der Sitz des Balearischen Parlaments.

In der Stadt gibt es viele weitere Kirchen wie „San Francisco“ oder „Santa Eulalia“, aber für alle muss man Eintrittskarten kaufen und auch ein Museum mit kirchlichen Zeremonialgegenständen besichtigen, was zeitaufwendig ist. Geld für die Karte hätte ich gehabt, die Zeit nicht, wir waren in der Stadt nur einen einzigen Tag unterwegs.

               Kurz gesagt, wenn man zum ersten Mal und nur kurz auf Mallorca ist, schafft man nicht zu viel. Es lohnt sich, wiederzukommen. Dann kann man Palma mehr genießen – besonders, wenn man bereits weiß, dass man vom Busbahnhof direkt unter dem Schwanz des Pferdes der Statue von Jaume I. durchgehen muss, um in die Altstadt direkt zu gelangen. Aber natürlich gibt es in Palma auch das Aquarium, die Festung „Es Baluard“, die Gärten „de Marivent“ mit Skulpturen von Joan Miró und im Norden der Insel in den Bergen liegt das zauberhafte Städtchen Sóller mit einem botanischen Garten und einer Schmalspurbahn, die einen zum fünf Kilometer entfernten Hafen bringt. Mein Freund Milan hat mir definitiv geraten, ein Auto zu mieten und in diese Berge zu fahren da die Frauen auf dem Beifahrersitz auf kurvenreichen Straßen vor sich hin schweigen. Aber Milan kennt meine Frau nicht. Sie schweigt nicht, sie schimpft und speibt in einer solchen Situation und das ist für den Frieden in der Familie nicht fordernd.

               Es reichte, sie auf einen Ausflug zum Cap Formentor mitzunehmen.

Die Serpentinen dort sind wunderschön. Es geht rauf und runter, die Straßen sind schmal, Busse müssen ausweichen und immer wieder anhalten. Es war schon auffällig, als der Busfahrer in Pollenca alle Passagiere überprüfte, ob sie angeschnallt waren. Er wusste warum. Für Menschen mit Reisekrankheit ist der Norden Mallorcas ein bisschen problematisch. Als wir am Leuchtturm ankamen, von wo aus man in der Ferne sogar die Schwesterinsel Menorca sehen konnte, gefiel es mir dort sehr. Meine Frau hasste mich aber zu diesem Zeitpunkt. Weil der Ausflug meine Idee war. Eine Reisekrankheit mit Migräne ist kein Spaß.

               Trotzdem werden wir wahrscheinlich wieder nach Mallorca kommen. Aber ich fürchte, nach Port de Sóller fahre ich alleine. Egal ob mit dem Auto, dem Bus oder der Schmalspurbahn von Palma aus.

Balearisches Parliament in Palma

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