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Massnahmen gegen Coronaverweigerer – ein Vorschlag

Die ewige Frage: Was mit den Anticoviddemonstranten tun, die sich an den antiepidemischen Regeln nicht halten?

  1. Finanzielle Strafen sind keine Lösung. Sie werden großteils nicht bezahlt und sind schwer zu fordern.
  2. Verpflichtung zu 2 Tage Zwangsarbeit auf den Intensivstationen mit Covid Patienten wäre zwar lehrreich und klingt gut, aber so ein Gerichtsurteil ist nicht schnell zu bekommen und bei Verweigerung schwer zu fordern. Natürlich dürften dann die Covid Verweigerer dort ohne Maske und ohne Schutzaufrüstung zu arbeiten, man darf sie dazu nicht zwingen.
  3. Einfache Lösung: Die Teilnehmer werden identifiziert und dann ihrer Krankenversicherung gemeldet. Die Versicherung hätte dann das Recht, (nicht die Verpflichtung) den Vertrag mit dem Versicherten für die Leistungen, die mit der Behandlung einer Covid Infektion verbunden sind, zu kündigen. Also, wenn der Demonstrant dann mit Covid erkrankt, verzichtet er entweder auf die Behandlung oder er zahlt sie privat. Ich glaube, das ist fair, da aufgrund des Solidaritätsprinzipes wir derzeit alle den kranken COVID Verweigerern ihre Behandlung zahlen müssen.

Wenn ihr das gerecht findet, schickt es weiter.

Calvin ist an allem Schuld

               Es hat überraschenderweise bereits in Genf begonnen. Ich meine damit meine Zweifel. Für eine Stadt mit Französisch als Amtssprache war die örtliche Küche ziemlich arm. Ich suchte allerdings die Schuld bei mir. In Genf hat nämlich so gut wie niemand Deutsch gesprochen (mit Ausnahme des Eintrittskartenverkäufers an der Kassa im Museum des Protestantismus) Englisch auch nicht und ich kann wieder nicht Französisch. Ich dachte also, dass ich die richtigen Lokale in Folge des Informationsmangels einfach nicht gefunden habe. Das glaubte ich damals wirklich. Dafür durften wir in der Kathedrale von Genf einen Stuhl sehen, auf dem Jean Calvin persönlich gesessen war und gepredigt hatte. Ein normales Möbelstück, allerdings mit Geschichte. Ich habe den Stuhl sogar fotografiert! Damals habe ich Calvin für einen Reformator wie jeden anderen gehalten und hatte ich ihm nichts vorzuwerfen.

               Dann entschied ich mich, örtliche Spezialitäten in Amsterdam zu verkosten. Ich habe nämlich eine dumme Eigenschaft und die heißt Neugier. Also esse ich örtliche Spezialitäten überall, wohin wir reisen. Die Erbsensuppe mit Speck war noch ziemlich essbar, die panierten Kugeln mit merkwürdigem, nicht wirklich identifizierbarem schmierigem Inhalt genannt Bitterballen, das war schon ein anderer Kaffee. (Übrigens der Reiseführer von Amsterdam warnt davon zu versuchen zu erkunden, was in den Kugeln wirklich ist). Der Kaffee war übrigens in Amsterdam auch miserabel. Nur so nebenbei habe ich erfahren, dass die Stadt im sechzehnten Jahrhundert zum Calvinismus, also zur Reformierten Kirche übergetreten war. Die Zusammenhänge blieben mir zu diesem Zeitpunkt noch verborgen.

               Und dann fuhren wir einmal nach Bremen. Im Rathauskeller, also in einem der besten Restaurants in der Stadt, bat ich den Kellner um eine örtliche Spezialität um die Mentalität dieser Stadt, die besonders in der Oleanderblütezeit so wunderschön ist, noch besser kennen zu lernen. Und ich bekam den Seemannlaubkaus. Mein erster Gedanke war, dass der Koch wahnsinnig geworden ist und der Kellner diese Tatsache fahrlässig übersehen hat. Das Essen sah so aus, als ob bei seiner Entstehung folgende Geschichte geschah: „Die Matrosen von Bremen stachen in See und zum Mittag aßen sie Kartoffeln mit Selchfleisch. Nachmittag ist dann ein starker Sturm gekommen und so konnten sie das bereits verzehrte Mittagessen noch einmal zu Abend zu sich nehmen.“ Zu diesem gemixten Brei aus Selchfleisch und Kartoffelpüree ohne jedes Gewürz wurde noch Hering mit Roten Rüben serviert. Ich verhandelte mit dem Kellner, dass ich bereit bin, die Hälfte des Preises zu bezahlen. Die zweite Hälfte sollte der Mensch bezahlen, der diese Mahlzeit bereits vor mir im Magen hatte. Ich hatte keinen Erfolg, der Ober hatte keinen Sinn für Humor und dachte sicher, dass ich nicht richtig Deutsch konnte. Die Tatsache, dass in Bremen Calvinisten an der Macht waren, weckte in mir das erste Mal einen Verdacht, dass es Zusammenhänge geben könnte. Ich roch die Spur…

Und dann plötzlich wurden mir meine Augen geöffnet. Das geschah im Deutschen historischen Museum in Berlin, als ich erfuhr, dass die ganze Rheinpfalz, also das Gebiet um Heidelberg und Mannheim, im Jahr 1566 zur Lehre Calvins konvertierte. Alte Erinnerungen wurden wach. Das war vor einigen Jahren, als ich nach Heidelberg fuhr, um meine Frau nach Hause zu holen. Sie konnte nämlich die weiße, rote und braune Saucen, die sich nur durch die Farbe, nicht aber durch Geschmack unterschieden, weil sie keinen hatten, und im Krankenhausspeisesaal zu jedem Essen (na ja zu jedem Essen, es war immer Faschiertes) serviert wurden, nicht mehr vertragen. Sie versuchte zu erfahren, wo man in Heidelberg gut essen konnte. Es wurde ihr gesagt, dass es in Wiesloch wäre, in einem Städtchen südlich von Heidelberg. Dort gäbe es ein berühmtes und hervorragendes Lokal nach der die Art des österreichischen Buschenschanks (in Wien heißen diese Lokale Heurige, diese Bemerkung natürlich nur für meine Leser aus Deutschland oder anderen Ländern) und dort könnte man sehr gut essen. Wir fuhren hin. Vor dem Lokal stand eine Unmenge von Autos. Wir kauften eine Eintrittskarte um 13,50 Euro, die uns berechtigt hat, so viel zu essen, wieviel wir mochten. Das Problem war, dass wir nach einer halben Portion Ente nichts mehr essen konnten. Das Essen war gewürzlos und wahrscheinlich aufgewärmt und ein paar Bissen, die ich verzehrt hatte, wuchsen in meinem Magen zu einer ungeheuren Größe, für die mein Magen einfach zu klein war. Hätten wir nicht eine Flasche österreichischen Marillenschnapps mit, hätte ich möglicherweise die halbe Portion, die ich im Hunger verzehrte, nicht überlebt. Das schockierte mich. Die Pfalzregion hat unglaublich günstiges Klima, es wächst hier alles inklusiv Wein, die Vegetation ist zwei Wochen vor Graz, obwohl viel mehr nördlich gelegen ist – warum können die Pfälzer aus dieser Gabe nichts Essbares kreieren? In Berlin habe ich es verstanden – es war die Schuld von Calvin!

               Ich las und fand, dass in der Lehre von Calvin jede Wohllust des Körpers eine Sünde war, also das gute Essen genau wie auch ehelicher Geschlechtsverkehr (wenn gut war) und der Rechtgläubige strengte sich an, eine Sünde zu vermeiden, um die Erlösung zu erfahren und in den Himmel zu kommen. Also offensichtlich, überall wohin die Anhänger dieser Lehre kamen, vernichteten sie als die erste Tat die örtliche Küche (wie sie das mit dem Geschlechtsverkehr taten, habe ich nicht erfahren können, obwohl es in Amsterdam mehr als genug Gelegenheit dazu gab). Obwohl gerade das „Rote Viertel“ von Amsterdam mich zum Nachdenken brachte. Entstand es nicht gerade deshalb, weil es zu Hause zu öd war? Übrigens die größte Kirche in Amsterdam „Oude Kerk“, befindet sich direkt in der Mitte des roten Viertels. Also, man konnte gleich nach der Sünde in die Kirche gehen und sich vor Gott rechtfertigen. Vom Wohnhaus und vom Ehebett war es erstens weiter, und zweitens hätte die Gattin dumme Bemerkungen machen können. Nach dem Besuch eines Bordells maulte niemand und die Kirche war gleich zur Hand. Die Protestanten brauchen zum Dialog mit Gott nicht unbedingt einen Priester, weil es bei ihnen keine Ohrenbeichte gibt. Es ist natürlich intellektuell viel anspruchsvoller, die Sünden vor Gott, ohne einen Vermittler direkt zu rechtfertigen, weil es auch keine Absolution gibt. Aber wenn am nächsten Tag die Geschäfte wieder gut laufen, ist es ein klarer Beweis, dass Gott dem die Buße tuenden Sünder seine Gunst nicht entzogen hat. Darüber später.         

               Mein Bild hat sich also vollendet und ich erlaube mir einen kleinen Tipp denen zu geben, die  ähnlich wie ich gerne örtliche Spezialitäten kosten. Erfahren Sie zuerst, ob in der Stadt, die Sie besuchen möchten, nicht einmal – vielleicht auch nur für eine kurze Zeit – die Calviner an der Macht waren. Dann ist Vorsicht geboten. Lassen sie lieber die Finger von den örtlichen Spezialitäten und gehen Sie zum Italiener oder zum Chinesen.

               Kaiser Ferdinand I. der im Jahr 1555 einen Religionsfrieden zwischen Katholiken und Lutheranern vermittelt hat, schloss in diesem Dekret dezidiert die Reformierte Kirche aus und verbot sie am strengsten. Der alte kleine Brummler wurde mir sofort sympathischer. Er aß offensichtlich gerne und das spricht für einen in Grunde guten Charakter. Wenn er schon auch hinrichten lassen musste (wie im Jahr 1522 in Wiener Neustadt,) tat er das wahrscheinlich nicht ganz gern.

               Ich würde nach dem Erlebnis mit dem Seemannlaubkaus Calvin auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.

               Es könnte euch vielleicht interessieren, wie sich diese Lehre, die beinahe alles Angenehmes im Leben verboten hat, überhaupt durchsetzen und besonders in den Städten mit starkem Handel und reicher Kaufmannsschicht so eine starke Position erreichen konnte. Calvin predigte – gleich wie Jan Hus oder der heilige Augustin – die Lehre der Prädestination. Also jeder Mensch wird bereits bei seiner Geburt entweder zur Erlösung oder zur Verdammung vorbestimmt. Damit kann er in seinem Leben nichts mehr tun, weil seine Sünden oder auch Wohltaten von Gott gesteuert werden und der eigene freie Wille dabei keine Rolle spielt. Man kann aber die Vorbestimmung für das ewige Leben im Himmel bereits im Leben hier auf Erde erahnen. Wenn man nämlich im Leben erfolgreich ist, wenn die Geschäfte gut laufen und die Kassa sich mit Silber und Gold füllt, ist das ein klares Zeichen der Gunst Gottes und Gott würde doch nicht einem Verdammten seine Gunst schenken. Deshalb verbreitete sich diese Lehre besonders erfolgreich in den reichen Städten, wo die Kaufleute das Sagen hatten, wie in Amsterdam, Bremen oder Mannheim. Erfolgreiche Geschäftsleute waren bereit, auf gutes Essen und guten Sex zu verzichten – die Aussicht auf den Himmel war viel zu verlockend. Das Essen musste also üppig sein, damit der Herr oder die Frau ihren Wohlstand und damit auch ihre Vorbestimmung für den Himmel demonstrieren konnten, bei Gewürzen wurde aber sehr gespart. Erstens weil sie teuer waren, zweitens, weil sie das Essen köstlich machen könnten und damit den Menschen in Versuchung bringen und den Weg in den Himmel versperren konnten. Also wenn man an dem ungenießbaren Mittagessen kaute, konnte man sich auf den Himmel freuen, wo man endlich auch Pfeffer zum Gastmahl bekommt.

               Es ist besser, Belgien zu besuchen. Dort hat den Menschen der Herzog von Alba solche Reformationsgedanken aus dem Kopf geschlagen (und das nicht nur im übertragenen Sinn). Die Küche in einem Land, dass an Frankreich grenzt und unter einer langen österreichischen Verwaltung katholisch blieb, ist einfach eine Traumküche. Obwohl es die Belgier waren, die Pommes frites erfanden. In dieser Erfindung hat Calvin seine Finger sicher nicht gehabt.

               Übrigens, nicht überall war seine Lehre bei der Essenvernichtung erfolgreich. Die Ungaren, obwohl sie sich der Lehre der Reformierten Kirche anschlossen und dafür einen Platz für ihren Anführer Stephan Bocskai auf dem Reformationsdenkmal in Genf erhielten, ließen sich ihr Gulasch und Paprikasch mit scharfer Paprika nicht nehmen. Eine wahrhaft weise und tapfere Entscheidung.

               Die Tschechen hatten wieder Glück, das sie bis heute nicht verstehen wollen. Friedrich von der Pfalz, der im Jahr 1619 zum tschechischen König gewählt wurde, um nach einem Jahr Herrschaft wieder flüchten zu müssen, war ein Calviner. In diesem Zusammenhang scheint die Niederlage des tschechischen Herres auf dem Weißen Berg bei Prag am 8.November 1620 nicht so tragisch zu sein. Kann man sich vorstellen, was mit der berühmten tschechischen Küche passiert wäre, wenn die Aufständischen damals gewonnen hätten und Friedrich sich auf dem tschechischen königlichen Thron eingenistet und seine Ordnung durchgesetzt hätte. Ich meine in der Küche, von dem anderen gar nicht zu sprechen….

               Na ja, Ferdinand II. mag kein wirklich sympathischer Kerl gewesen zu sein. Es gab Hinrichtungen (nur am 27. Juni 1621 in Prag siebenundzwanzig an der Zahl), es gab die gewaltsame Rekatholisierung, den dreißigjährigen Krieg, die Enteignung und die Massenemigration, die die Wirtschaft des Landes auf Jahrhunderte zurückgeworfen hat. Aber auf der anderen Seite, der Schweinsbraten mit Knödel, Kraut und Bier ist geblieben.

Plage mit dem Vakzin Astra/Zeneca

               Diese Diskussion ist derzeit sehr heiß. Ist der Impfstoff von Astra Zeneca weniger gut? Schützt er weniger und hat mehr Nebenwirkungen? Die Experten kämpfen tapfer gegen die öffentliche Meinung, die sich bereits gegen diesen Impfstoff stellte. Wo ist also die Wahrheit?

               Das wird sicher ganz schwer zu beurteilen sein. Alle Diskussionen, die Coronavirus betreffen, sind äußerst emotional, die Suche nach einer objektiven Wahrheit ist einfach „Mission impossible“.

               Zuerst aber eine Kurzfassung – womit unterscheidet sich der Impfstoff Astra Zeneca von den Impfstoffen Pfizer/Biontech und Moderna?

               Die Impfostoffe der letzten zwei Firmen arbeiten mit mRNA System, also auf der Basis der messenger Ribonukleotidsäure. Es ist eine neue Technologie, die aber nicht gezielt für das Vakzin gegen Coronavirus entwickelt wurde. In Zukunft werden wahrscheinlich alle Impfstoffe diesen Weg gehen. Bis vor kurzem waren die Nanotechnologien nicht so weit entwickelt, um so ein „Schneiden“ des Virus zu ermöglichen damit die Identifikation seiner einzelnen Teile möglich wäre. (Also fachlich gesagt, der Einfluss des Genotyps auf den Phänotyp). In Prinzip kodiert der Impfstoff lediglich das „Spike protein“ des Virus also das Eiweiß, mit der sich das Virus an die oberflächlichen Strukturen der menschlichen Zelle bindet und in sie eintritt. Das gesamte Aussehen des Virus kann diesem Impfstoff gestohlen bleiben. Um die Wirksamkeit zu verlieren, müsste sich dieses Protein wesentlich ändern, was für das Virus ein Problem sein könnte – sein Eindringen in die Zelle müsste dann nicht mehr funktionieren.

               Astra Zeneca ist – ähnlich wie das russische „Sputnik V“, eine Vektorvakzin. Es handelt sich um ein genetisch verändertes Adenovirus, das man nur bei Schimpansen trifft (bei Sputnik sind das zwei menschliche Adenoviren), das an seiner Oberfläche so verändert ist, dass es wie das Coronavirus aussieht. Das Immunsystem erkennt es, identifiziert es als einen Schädling (obwohl dieses Adenovirus für einen Menschen nicht pathogen ist, also keine Krankheit bei ihm auslösen kann) und wenn sich dann der Mensch mit dem echten Coronavirus ansteckt, hält es das Immunsystem für das Adenovirus und greift es an. Die Idee ist grundsätzlich gut, es schlichen sich aber unzählige Fehler ein, besonders bei PR.

  1. Erstens, Astra Zeneca übergab die Unterlagen an die EMA (Europäische Medikamentenzulassungsbehörde) später als die anderen Unternehmen. Der Grundsatz jeder Werbung ist: Man muss in seiner Kategorie der erste sein – wenn das nicht der Fall ist, muss man eine neue Kategorie erfinden. Astra Zeneca tat es nicht, Pfizer/Biontech und Moderna waren einfach schneller.
  2. Das Unternehmen im Bewusstsein, dass sich besonders die „sparsamen“ Länder im Mitteleuropa auf seinen Stoff verlassen haben, begann ein gefährliches x zu spielen. Offensichtlich verrechnete sich das Management bei Preisverhandlungen mit der EU im Preis und entschied sich jetzt den Stoff an die Länder zu liefern, die bereit waren, mehr zu zahlen. Dazu log die Firma über Produktionsausfälle, die sie dann nicht nachweisen konnte. Lange lehnte sie auch arrogant die Verhandlungen mit Politikern aus Brüssel ab. Die Verpflichtungen gegenüber der EU, die mit 300 Millionen Euro zur Entwicklung des Vakzins beigetragen hatte, wurden von Astra Zeneca einfach ignoriert. Die Folge war ein Mangel an dem Vakzin und nur langsamer Start der Impfung.
  3. In der Zwischenzeit zeigte sich jedoch, dass die Nebenwirkungen nach der Impfung mit Impfstoff von Astra Zeneca stärker sind als bei mRNA Impfstoffen. Es hat eine bestimmte Logik, da man mit dem ganzen Virus impft und nicht nur mit dem Protein, wie bei mRNA Impfstoffen.
  4. Es zeigte sich, dass die Wirksamkeit des Vakzins doch niedriger ist als bei mRNA Vakzinen. Hier ist aber notwendig am Boden der Realität zu bleiben. Astra Zeneca zeigte zwar die Wirksamkeit 59%, wenngleich die Wirkung bei Pfizer über 90% liegt. Bei den wirkungslosen Fällen handelte sich aber um Personen, die Krankheitssymptome hatten, weil nur solche Personen getestet wurden. Asymptomatische Personen wurden nicht getestet. Also die Zahl der Patienten, die keine Symptome hatten (also nicht unbedingt den mit Virus angesteckten) reduzierte sich durch das Vakzin um 60%. Keiner von den Testpersonen, die trotzdem krank wurden, musste aber im Krankenhaus behandelt werden und keine starb. Todesfall in Zusammenhang mit dem Infekt mit Covid 19 bei geimpften Personen war nur einer und das bei Moderna. Ob dieser Mensch wirklich an Covid-Infektion starb, ist noch nicht sicher. Diese Angabe von Astra Zeneca relativiert aber die Tatsache, dass zwischen den Freiwilligen praktisch keine über 65 Jahre alte Personen Jahre waren, wo die Hospitalisierung und Todesrate im Krankheitsfall wesentlich höher ist. Die Tatsache, dass unten den Freiwilligen kaum Menschen der Risikogruppen vertreten waren, reduzierte weiter die Glaubwürdigkeit des Vakzins und manche Länder lassen den Impfstoff nur für die Impfung der Menschen, die jünger als 65 Jahre sind, zu. Hier muss man wahrscheinlich die Ergebnisse „Real life“ Studie in Großbritannien abwarten.
  5. Es zeigte sich, dass der Impfstoff Astra Zeneca nicht gut auf die südafrikanische Mutation des Virus wirkt. Hier ist es aber notwendig zu bemerken, dass Astra Zeneca das EINZIGE Vakzin ist, das mit dieser Mutation überhaupt eine Erfahrung hat. Der Impfstoff wurde nämlich in Großbritannien, Brasilien und eben in Südafrika geprüft. Kein anderer Impfstoff wurde in Südafrika getestet und kam also nicht in den Kontakt mit der südafrikanischen Mutation. In Vitro – also im Labor – wurde neunmal niedrigere Wirksamkeit des Impfstoffes bei Vernichtung des Virus gesehen – aber nicht einmal unter diesen Umständen mussten die Infizierten im Krankenhaus behandelt werden und keiner von ihnen starb. Auch hier muss man aber bemerken, dass es sich überwiegend um junge Menschen handelte, die auch sonst die Krankheit in häuslicher Behandlung überstehen.
  6. Zu allen bereits begangenen Fehlern begannen die Manager von Astra Zeneca in der Zeit, als es zu Engpässen in den Lieferungen kam und die zweite Dosis der Impfung nicht gesichert war, zu behaupten, dass eigentlich nicht notwendig wäre, in 4 Wochen-Intervallen zu impfen, sondern es reichen würde, in zwölf Wochen die zweite Dosis zu verabreichen. Sofort erschienen bezahlte „Experten“, die bereit waren nachzuweisen, dass die zweite Impfung nach 12 Wochen eigentlich viel besser sei, da sich viel mehr Antikörper bilden. Obwohl dieses Intervall gar nicht dem Design der Zulassungsstudie entsprach. Die PR-Manager von Astra Zeneca sollten schon längst Arbeitslosengeld beziehen.
  7. Die derzeitige beinahe hysterische Kampagne der Politiker für Impfstoff von Astra Zeneca wirkt sehr unglaubwürdig und reduziert weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung in den Impfstoff. Es gibt dafür einen einfachen Grund. Das Unternehmen brachte die Politiker der betroffenen Länder in Schwierigkeiten. Sie setzten auf dieses Vakzin hauptsächlich wegen der Tatsache, dass dieser Stoff leicht zu verteilen ist und keine besondere Kühlung braucht. (Pfizer muss man bei minus 70 Grad lagern, Moderna bei minus 20 Grad, bei Astra Zeneca ist die Kühlschranktemperatur ausreichend). In der Praxis sollte das bedeuten, dass die Politiker und Beamten nichts tun müssten. Es hätte gereicht, einfach den Impfstoff bei Hausärzten zu verteilen und die sollten es dann richten. Keine Impfstraßen nach dem israelischen Vorbild und Anwerben von Ärzten und Pflegepersonal oder sogar Soldaten für die Impfung in diesen Straßen. Ohne Astra Zeneca zeigt sich plötzlich, dass der Staat die Organisierung der Impfung vollständig versäumt hat. Das ist natürlich die größte Katastrophe und man versucht es durch einen hysterischen Ruf, dass alle Impfstoffe gleichwertig sind, zu verschweigen. Sie sind es nicht.
  8. Damit will ich nicht behaupten, dass der Impfstoff Astra Zeneca schlecht wäre. Schlechter als mRNA Impfstoffe ja, schlecht nicht. Sicher dann besser, als ihr angeschlagener Ruf. Er erreicht die Schutzwirkung von Pfizer oder Moderna nicht und hat mehr Nebenwirkungen – Hauptproblem ist aber, dass er zu spät und zu langsam kam und dadurch einen irreparablen Imageschaden erlitt. Vertrauensverlust repariert man nur sehr schwer – besonders in der Zeit, als durch eine gute Erfahrung mit den mRNA Vakzinen die Impfbereitschaft der Bevölkerung steigt. Menschen wollen Vakzinen, mit denen es bereits Erfahrung gibt. Astra Zeneca ist für sie wieder etwas Neues und es ist die ganz normale verständliche Angst, die jetzt die Verwendung des Vakzins blockiert. Es ist unter diesen Umständen verständlich, wenn die Gesundheitsministerium weitere Vakzinen bei Moderna bestellt hat und Astra Zeneca zur Seite schiebt. Was aber mit den Vakzinen, die bereits angekommen sind? An der Reihe waren gerade die Ärzte und ihr Personal aus dem niedergelassenen Bereich – und sie wehren sich gegen diesen Stoff. Sie möchten mit mRNA Vakzin geimpft werden und das steigert das Vertrauen der Bevölkerung zu diesem Stoff natürlich auch nicht besonders.
  9. Der Impfstoff Astra Zeneca ist einfach ein Paradebeispiel einer total vermasselten PR-Strategie. Schlechter geht es gar nicht.

Übrigens, zum Schluss eine Bemerkung für die Befürworter der russischen Vakzin Sputnik V. Kanzler Kurz wollte es angeblich sogar in Österreich produzieren lassen. Sputnik V wurde in Indien, Venezuela und Weißrussland getestet – also in drei „sehr medizinisch entwickelten und verlässlichen Ländern“. Die Wirksamkeit von über neunzig Prozent wurde vom Präsident Putin bestimmt, noch bevor die Studie gestartet ist. Der Artikel in Lancet, auf den sich europäische Russophilen berufen, war eine Arbeit der russischen Wissenschaftler und die Zeitschrift hat ihn nur mit einem Kommentar ergänzt in dem steht, dass WENN DIE EREGEBNISE DER STUDIE DER WAHRHEIT ENTSPRECHEN, würde es sich um ein hoffnungsvolles Vakzin handeln. Die Russen waren aber nicht im Stande (oder nicht bereit) bei EMA um die Zulassung überhaupt anzusuchen und entsprechende Dokumentation zu liefern. Offensichtlich wollten sie dem strengen europäischen Zulassungsverfahren ausweichen (weil eine eventuelle Ablehnung eine echte Katastrophe für ihr Image wäre) und sich auf die Osteuropäische Populisten wie Orban oder Babiš verlassen, die bereit sind mit jedem Stoff zu impfen, nur um ihr eigenes Versagen zu vertuschen. Wenn sie Ungarn mit Sputnik impfen lassen, bin ich nicht bereit, das ihnen auszureden, ich würde aber nicht mitmachen. Übrigens, die Impfbereitschaft der Russen selbst liegt bei schwachen 40 Prozent und Präsident Putin hat sich nicht impfen lassen.

               PR hat aber Sputnik im Vergleich mit Astra Zeneca perfekt. Vladimir Vladimirovic hat gesagt, dass das Vakzin über neunzigprozentige Wirksamkeit hatte und alle drei Länder, wo es geprüft wurde, haben dann diese Zahl auch nachgeliefert. Glauben Sie dann nicht!

               Eine Werbung in der tschechischen Zeitung MFdnes, die dem Oligarchen und Premierminister Babiš gehört, hat geschrieben: „Sputnik ist wie Kalaschnikow. Einfach und verlässlich.“

Ob es die richtige Werbung war? Es drängt sich der Vergleich ein: Wie Kalaschnikow: Ein Schuss, ein Toter.

Montenegro – Binnenland II

Nach Petar I. bestieg den Thron sein Neffe Petar II. Petrovič Njeguš. Der wird von Montenegriner als „Pater Patriae“, also der Landesvater verehrt, aber nicht nur sie verehren ihn, auch bei Serben genießt er großen Respekt. Im Jahr 1982 war ich als Student in Montenegro und ich schloss Freundschaft mit einem Serben, der dort seinen Urlaub machte. Er ließ sich nicht abweisen, er wollte mich unbedingt zum Grab von Petar Petrovič Njeguš auf den Berg Lovčen, genauer gesagt auf einen der Gipfel dieses Nationalparks namens „Jezerni Vrh“ bringen. Die Tatsache, dass seine Gattin an einer Kinetose litt und sich in den zahlreichen Kehren auf dem Weg zum Gipfel in der Höhe über 1800 Meter über dem Meer (wir starteten logischerweise auf der Seehöhe Null) immer wieder übergeben musste, konnte ihn in seinem Verlangen, dem Ausländer das nationale Heiligtum zu zeigen, keinesfalls hindern, die arme Frau wurde von ihm aber häufig streng ermahnt, sich vor dem Fremden nicht so beschämend zu verhalten.

Diesmal fuhr ich mit meiner Frau hin und, obwohl sie ebenso an einer Kinetose leidet, meine rücksichtsvolle Fahrweise ermöglichte ihr den Besuch von „Jezerni vrh“ ohne Übelkeit.

               Auf dem Gipfel von „Jezerni vrh“ gibt es ein gigantisches Mausoleum, in dem der Vater des Landes bestattet ist. Es zahlt sich aus, in den Frühmorgenstunden hinzufahren, da es hier nicht genug Parkplätze gibt. Petr Petrovič ist hier in einer nachdenklichen Pose unter dem montenegrinischen Adler dargestellt, vom Gipfel des Berges kann man tatsächlich beinahe das ganze Land sehen. Von der Bucht von Kotor bis zum Skadarsee, man kann Cetinje unter dem Berg sehen, in der Ferne dann Podgorica und am Horizont eine hohe Bergkette mit dem höchsten Berg des Landes „Babin Kuk“. Petar Petrovič wacht von hier über sein Volk. Österreicher ließen ihn während des ersten Weltkrieges exhumieren und nach Cetinje überstellen, gleich nach dem Ende des Krieges brachten ihn aber Montenegriner zurück in sein Mausoleum, wo er bis heute ruht.

Petar Petrovič wurde von seinem Onkel nach Europa zum Studium entsandt. Er studierte in Wien und danach in St. Petersburg. Nach der Rückkehr ins Land und der Machtübernahme begann er im Lande bis dahin ungeahnte Reformen einzuführen. Er führte das Geld ein (man schrieb das Jahr 1830!!!), den Buchdruck, erste Schulen aber auch Steuern. Das gefiel den Montenegrinern nicht unbedingt, als er aber aus diesem Geld Straßen gebaut, die Post und ähnliche verlockende kulturelle Neuigkeiten eingeführt hatte, konnten sie sich damit letztendlich irgendwie abfinden. Petar II. baute in Cetinje einen Palast, der an die Zeit der Renaissance erinnert, ich dachte selbst, dass es sich um ein Gebäude aus dem sechzehnten Jahrhundert handelte – es war aber nicht.

Petar Petrovič lernte in Russland Billard zu spielen und das wurde zu seiner größten Leidenschaft. Er lud in den Palast örtliche Stammesführer ein, um mit ihnen Billard zu spielen, deshalb bekam der Palst seinen Namen, den er bis heute trägt – Billardia. Das Billard des Fürstbischofs Petar blieb erhalten und man kann es gleich in einem der ersten Räume des Palastes bewundern.

Der größte Verdienst gebührt allerdings Petar Petrovič für die Kodifizierung der serbischen Sprache. Er war selbst ein Dichter und Schriftsteller und wollte in der Muttersprache schreiben können. Nicht nur von dem Wortschatz, aber auch, weil er die Regel der Grammatik aus Russland importierte, ist Serbisch Russisch sehr ähnlich. Die Serben akzeptieren, dass der Vater ihrer Sprache ein Montenegriner war. Vielleicht auch deshalb ist das Verhältnis der Montenegriner zu den Serben gespalten. Die Reiseführerin in der Billardia bezeichnete zwar die Serben als eine Okkupationsmacht, in Wirklichkeit hatten aber die Montenegriner keine große Lust, sich von Serbien zu trennen. Wie ich schon schrieb, diese Volksabstimmung wurde durch die Stimmen der moslemischen Albaner in der Region Ulcinj entschieden.

               In Cetinje hat der montenegrinische Präsident seinen Sitz, es gibt hier auch Regierungsgebäuden, obwohl die Hauptstadt Podgorica ist, wo auch das montenegrinische Parlament tagt. Natürlich darf in Cetinje der königliche Palast nicht fehlen.

               Nach dem Tod von Petar Petrovič am 31.Oktober 1851 bestieg den Bischofsthron sein Neffe Danilo. Dieser entschied sich aber, der Praxis der Fürstbischöfe ein Ende zu machen, möglicherweise auch deshalb, weil er sich in eine bestimmte Darinka Kvekič verliebt hatte. Im Jahr 1852 verzichtete er also auf das Amt des Bischofs und rief ein weltliches Fürstentum aus. Seine Reformen, die das Land zu sehr an Westen annähern sollten, missfielen den Montenegrinern und Danilo wurde im Jahr 1860 in Kotor ermordet. Zum Fürsten wurde sein minderjähriger Sohn Nikola, die Regierungsgeschäfte führte aber in seinem Namen Danilos Bruder Mirko Petrovič – richtig, der, dem in Podgorica der Obelisk auf dem Hauptplatz errichtet wurde. Er führte nämlich lange Jahrzehnte die Montenegriner in die Kämpfe gegen Türken bis endlich im Jahr 1878 auf dem Berliner Kongress ein unabhängiges Königtum Montenegro entstand und Mirkos Neffe Nikola zum ersten (und letztem) montenegrinischen König wurde.

               Nikolas Palast, der so genannte „Blauer Palast“ in Cetinje ist ziemlich bescheiden, aber mit Geschmack eingerichtet. An den Wänden hängen Bilder bedeutsamer Mitglieder der Njeguš-Familie.

Natürlich auch die Bilder von Nikola und seiner Frau Milena. Milena war ein ganz einfaches Mädchen, das zuerst am fürstlichen Hof erzogen werden musste, bis sie die Sitten der Oberschicht gelernt hatte und erst dann durfte sie Nikola heiraten. Ihre einzige Qualifikation für den Titel einer Königin war ihre Schönheit, sie genoss den Ruf des schönsten Mädchens im Lande. Der temperamentvolle Nikola zeugte mit ihr zwölf Kinder, davon neun Töchter! Neun Töchter in gute Familien zu verheiraten ist keine einfache Aufgabe, Nikola schaffte es aber.  Nicht umsonst verdiente er sich dadurch seinen Spitznamen „Schwiegervater Europas“. Er konnte dadurch nicht nur mit der russischen Zarenfamilie, sondern auch mit den königlichen Häusern in England oder in Italien familiäre Beziehungen anknüpfen. Seine Lage wurde dadurch erleichtert, dass seine Töchter eine schöner als die andere waren, einige Räume im Palast tragen noch ihre Namen.

               Das größte Gebäude in Cetinje ist „Vladim Dom“ aus dem Jahr 1910, das zur Krönung Nikolas I. gebaut wurde.

Heute befindet sich in diesem Haus ein historisches und ein kunsthistorisches Museum. Zwischen Bildern der Mitglieder der montenegrinischen Königsfamilie findet man auch Werke von Picasso, Chagall oder Dali, historisch am meistens interessant ist allerdings die Ikone „Madona aus Philermon“. Diese heilige Schutzpatronin des Ordens der Malteserritter hat ein sehr bewegtes Schicksal hinter sich. Die Johanniter erwarben sie irgendwann im zwölften Jahrhundert, im Jahr 1291 nach dem Fall von Akko brachten sie die Ikone nach Rhodos und als sie die Insel im Jahr 1530 räumen mussten, packten sie das Bild ein und nahmen es mit nach Malta. Im Jahr 1798 besetzte Malta Napoleon mit seiner revolutionären Armee, die zu Religion und besonders zu heiligen Reliquien keine besonders positive Beziehung hatte. Um die Ikone vor der Zerstörung zu schützen, brachten sie die Ritter nach St. Petersburg. Im Jahr 1917 wurde sie wieder einmal von Revolutionären bedroht, diesmal von den kommunistischen, und wurde wieder evakuiert. Nach Zwischenstopps in London und Kopenhagen landete sie letztendlich in Beograd, wo sich der Sitz des Patriarchen der serbischen orthodoxen Kirche befand. Als im Jahr 1941 Serbien von Einheiten der deutschen Wehrmacht überrollt wurde, wurde die Ikone in montenegrinischem Kloster Ostrog untergebracht. Seit dem Jahr 1952 befindet sie sich in Cetinje, aber nur seit dem Jahr 2002 ist siefür die Öffentlichkeit zugänglich – in einem eigenen Raum – so genannter „Blauen Kapelle“.

               Das Kloster Ostrog, das in einen Felsen reingebaut wurde, gehört zum Pflichtprogramm des Besuches von Montenegro, es befindet sich auf dem Weg zu zweitgrößter Stadt Montenegros Nikšič. Bis nach Nikšič unbedingt zu fahren ist aber nicht notwendig, zum Schauen gibt es dort nicht viel (noch weniger als in Podgorica) und das einzige montenegrinische Bier „Nikšičko pivo“, übrigens von guter Qualität, bekommt man in Montenegro überall.

               Auf dem Weg von Podgorica in Richtung Meer fährt man am Skadarsee vorbei. Der See an der Grenze zu Albanien ist geteilt, zwei Drittel gehören Montenegro und ein Drittel Albanien. Wir hatten eigentlich vor, eine Rundreise um den See mit einem Besuch der albanischen Stadt Skadar zu machen. Das war aber nicht einfach. Auf dem Weg nach Süden gab es zuerst eine Abzweigung nach Skadar, die uns zuerst auf einen engen Weg zwischen Häusern führte, wo man den entgegenkommenden Fahrzeugen in die Höfe und Ausfahrten ausweichen musste. Hier gab es aber zumindest Asphalt. Nur dann plötzlich zeigte der Wegweiser steil hinauf auf einen wahnsinnig steilen Berg und dort sah ich nur mehr eine desolate Betonfläche mit riesigen Löchern und Stücken herausragendes Betons und ich beschloss, dass die Fahrt auf diesem Belag mein Auto nicht unbedingt überleben würde. Ich entschloss mich einen Umweg über Ulcinj zu machen. Dieser Weg war zwar länger, ich dachte aber, er wäre besser. Das war er nicht. In Ulcinj versperrten uns den Weg zwei quer abgestellte Autos der montenegrinischen Straßenarbeiter. Sie teilten uns trocken mit, dass die Straße in Folge von Reparaturarbeiten gesperrt sei. Umfahrung? Fehlanzeige! Also mussten wir ähnlich wie eine Reihe weiterer Touristen aus der Ukraine, Deutschland und dem Niederlande unsere Reise nach Albanien aufgeben. Statt dessen besuchten wir Podgorica, was – wie ich schon erwähnt habe – eine kleine Ehekrise zu Folge hatte. Zum See kamen wir aber trotzdem, und zwar bei Vizapar, einem Städtchen, das nur von Touristik lebt. Ungefähr zwanzigmal wurde uns ein Bootausflug auf dem See angeboten, aus Zeitmangel lehnte ich ab. Der See ist schön, groß, blau bis dunkelgrün. Er wird von einer Straße und der Eisenbahn, die Beograd mit Bar verbindet, durchquert. Wie bereits erwähnt, fuhr ich im Zug über den See schon einmal im Jahr 1982, als die Strecke sechs Jahre alt war. Auf dem Damm sieht man noch eine traurige Erinnerung an den türkisch-montenegrinischen Konflikt – die Ruinen der Festung Lesendro. Diese Festung ließ der Vater der Nation, Petar Petrovič, bauen. Aber noch vor ihrer Fertigstellung wurde die Festung von türkischen Truppen eingenommen und zerstört. Petar Petrovič zog sich also frustriert nach Cetinje zurück und schrieb Gedichte.

               Es hat vielleicht doch etwas für sich, wenn der Landesvater ein Dichter ist. Sogar bei einer Nation, die während ihrer Geschichte nichts anderes als Kriege, Leiden und Armut kannte. Heute entwickelt sich das Land in eine positive Richtung. Ob bei dieser Entwicklung der Rubel oder das Euro die entscheidende Rolle spielt, traue ich mich nicht abzuschätzen.

Spezifische Eigenschaften der Infektion mit Covid 19

               Covid 19 ist ein viraler Infekt, für den ein RNA-Virus aus der Familie Coronaviren verantwortlich ist und es benimmt sich bei seinem Übertragungsweg ähnlich wie die Grippe, deshalb wird es ständig mit Grippe verglichen. „Obergescheite“ Laien, halbgebildete „Experten“ sowie auch politische Ignoranten wollen es nicht lassen, die Erkrankung als eine „Grippe“ zu verharmlosen. Übrigens, die „spanische Grippe“, die 50 Millionen Menschen das Leben kostete, sowie auch die „Vogelgrippe“ oder die „Schweinegrippe“ – alle diese Epidemien wurden durch Mutationen der bekannten Grippeviren Klasse A oder B verursacht.

               Covid 19 zeigt aber bestimmte Eigenschaften, die wir Ärzte einfach nicht kennen. Das Krankheitsbild, das durch den Infekt hervorrufen wird, unterscheidet sich von einer Grippe in einigen entscheidenden Punkten. Was wieder Probleme bei der Therapie und eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge hat. Dass die Sterblichkeit bei Covid 19 wesentlich höher als bei Grippe ist, beginnen sogar die hartnäckigen Leugner schweigend zu akzeptieren. Die Studie, die „Experten von Stafforduniversity“ publiziert haben und die Covid 19 eine Sterblichkeit von 0,25% zugerechnet hatte, zählte die Toten nämlich im Sommer – also zu der Zeit, als es keinen einzigen Fall von Grippe gab – also die Sterblichkeit bei Grippe bei Null lag. Auch jetzt, im Winter – fehlt der direkte Vergleich. Aus einem einfachen Grunde, die Anticovidmassnahmen konnten die Verbreitung des Grippevirus vollständig blockieren – nicht aber die Übertragung der Covid-Infektion – braucht noch jemand einen weiteren Beweis, dass dieses Virus viel ansteckender und gefährlicher als die Grippe ist? Herrn Kickl kann ich natürlich nicht überzeugen und ich würde es auch nicht versuchen – mit Zeugen Jehovas ist es auch sinnlos zu diskutieren.

               Jetzt aber konkret zu Spezifika der Infektion mit Covid, wie wir es in unserer täglichen Praxis erleben:

  1. Die Prinzipien der künstlichen Beatmung, wie wir sie von früher kannten, konnten wir vergessen. Als Patienten im Frühjahr nach diesen alten Regeln beatmet wurden, starben sie in einer großen Zahl. Prinzipiell haben wir beim Covid zwei Typen der Lungenbeteiligung – also der viralen Lungenentzündung. So genannter „H“ (high elastance) Typ und „L“ (low elastance) Typ. Es ist notwendig sie unterschiedlich zu beatmen. Die Regel einer schonenden Beatmung mit Luftvolumina 6-8ml/kgKG reichen in vielen Fällen nicht, der hohe Inspirationsdruck (driving Pressure), also Druck mit dem die Luft in die Lunge des Patienten getrieben wird und von dem wir immer Angst hatten, ist bei der Patienten mit Covid häufig unentbehrlich. Der hohe „basale Beatmungsdruck“ so genannter PEEP, der normalerweise bei Lungenversagen verwendet wird, erwies sich als kontraproduktiv. Von der Bauchlagerung bei dem klassischen Lungenversagen (in der medizinischen Terminologie ARDS genannt) profitiert nur die Hälfte der Patienten. Wir sehen immer wieder Patienten mit einer so steifen Lunge, dass wir nicht im Stande sind, die Luft in ihre Lunge überhaupt zu bekommen – und sie sterben. Das ist etwas, was wir bei den Patienten mit Grippe nicht kennen, obwohl auch diese Infektion ARDS verursachen kann.
  2. Covid 19 aktiviert in bisher unbekanntem Ausmaß die Blutgerinnung. Ja, die Blutgerinnung wird allgemein bei allen septischen Zuständen aktiviert, weil sich der Körper bemüht, die infektiöse Herde durch die Blutgerinnsel abzugrenzen, aber die Aktivierung der Blutgerinnung bei Covid 19 ist vielfach höher als bei anderen Infektionen. Die Folge sind Thrombosen in allen Organen. In der Lunge, in den Nieren, der Leber und im Gehirn. Als die ersten Patienten in Italien in Frühjahr obduziert wurden, waren die Ärzte schockiert, dass die Leichen voll mit Thromben waren. Die obduzierenden Pathologen hatten so etwas noch nie gesehen. Wir versuchen diesen Zuständen mit Heparin vorzubeugen, nicht aber immer erfolgreich. Zu Thrombosen und Lungenembolien kann es noch 4 Wochen nach der durchgemachten Infektion kommen.
  3. Die Patienten, besonders die älteren, entwickeln in bisher unbekanntem Ausmaß Delir, also Verwirtheitszustände mit Aggressivität, was die Behandlung ohne Intubation und Beatmung extrem schwierig bis unmöglich macht. Delir ist zwar ein bekanntes Syndrom bei schweren Infektionen bei älteren Patienten (Confusness) und ist mit einer dreißig Prozent höheren Sterblichkeit im Vergleich mit den Patienten ohne Delir verbunden, bei Covid ist aber diese Komplikation extrem häufig. Praktisch alle Patienten leiden noch einige Tage bis Wochen nach dem Ende der Beatmung an schwerwiegende Verwirtheitszustände und brauchen sehr hohe Dosen von Medikamenten, die man sonst in der Psychiatrie verwendet – die natürlich auch mit möglichen schweren Nebenwirkungen belastet sind. Ohne diese Medikamente geht es aber gar nicht. Die Neurologen fanden noch nicht heraus, was die Ursache dieses Symptoms ist. Das Virus wurde im Gehirn nur extrem selten direkt nachgewiesen (obwohl eine solche 45 Jahre alte Patientin mit Gehirnbeteiligung hatten wir auch bei uns), es wird über kleine Blutgerinnsel in den Hirngefäßen oder über eine autoimmune Antwort mit Entzündung der Gefäße diskutiert. Langfristige psychische Folgen sind nicht nicht bekannt, wir müssen sie aber befürchten.
  4. Früher unbekannter Zustand, so genannter „happy hypoxemic“. Sogar Patienten mit einer sehr schlechten Sauerstoffsättigung im Blut fühlen sich gut, sie essen mit Lust, sie telefonieren, es scheint, dass ihnen nichts fehlt. Dann brechen sie in Laufe weniger Stunden zusammen und landen an der Beatmungsmaschine oder sind sie tot. Dieses Phänomen kennen wir bei anderen Lungenerkrankungen auch nicht. Eine frühzeitige Intubation dieser Patienten nur wegen der schlechten Blutgase führte zu erhöhter Sterblichkeit, späte Intubation im Zustand der allgemeinen Erschöpfung ist aber auch schlecht. Ein Warnzeichen in den Blutgasen ist der erniedrigte Spiegel von Kohlenhydroxid als Hinweis auf eine Hyperventilation – nur dank einer schnelleren und tieferen Atmung halten diese Patienten für den Körper akzeptablen Sauerstoffspiegel im Blut. Diese Anstrengung führt aber später zu Erschöpfung und zu dem bereits beschriebenen raschen Zusammenbruch. Diese Tatsache hängt wahrscheinlich mit dem nächsten Punkt zusammen.
  5. Nämlich mit dem Stoffwechselzusammenbruch. Das ist etwas, was wir von anderen Infektionen nicht in so einem Ausmaß kennen. Praktisch bei jedem Patienten mit einem schweren Verlauf der Krankheit kommt zu einem raschen massiven Anstieg von Ferritin, also des Speichereisens, das der Körper nicht im Stande ist, der Blutbildung zuzufügen und zu einem Albuminabfall, also massiver Reduktion eines Eiweißes, das wichtig für Kreislaufstabilität, für metabolische und immune Funktionen und für das Erhalten von normaler Azidobase (pH) im Körper zuständig ist. Der Stoffwechsel der Patienten mit Covid ist beeinträchtigt in einem Ausmaß, das wir bei anderen Krankheiten nur sehr vereinzelt sehen konnten. Natürlich wird die Abwehrfähigkeit des Immunsystems auf diese Weise entscheidend reduziert. Hier suchen die Ärzte die Antwort auf die Frage, warum übergewichtige Menschen häufiger schwere Krankheitsverläufe haben. Die Ursache könnte die Fettleber sein, die adipöse Menschen häufig haben, denn gerade die Leber spielt im Stoffwechsel eine Schlüsselrolle.
  6. Hypertensive Krisen, die nur schwer mit üblichen Medikamenten zu beherrschen sind. Natürlich spielt hier auch die verständliche Angst des Patienten eine wichtige Rolle. Die Panik schwemmt die Stresshormone wie Katecholamine aus – und die treiben den Blutdruck in die Höhe. Es kann auch ein Zeichen der Muskelerschöpfung sein, wenn der Körper die letzten Reserven aktiviert, wie bei dem Aufstieg auf einen hohen Berg, wenn die Kräfte schwinden. Dann kommt es zu einem Kreislaufzusammenbruch mit Schock.
  7. Zytokinsturm kennen wir auch von anderen infektiösen Krankheiten, er begleitet septische Zustände, wenn die Immunität außer Kontrolle gerät und den eigenen Körper zu vernichten beginnt. Aber in so einem Ausmaß wie bei Covid 19 kennen wir diese Reaktion nicht. Eine zentrale Rolle bei dem Start dieser pathologischen Reaktion, die häufig tödlich endet, spielen die Stoffe Interleukine, konkret Interleukin 6. Warum es zu dieser pathologischen Reaktion kommt, die viel zu häufig tödlich endet, wissen wir nicht. Medikamente, die diese Reaktion unterbinden sollten, wie Chloroquin oder Hydrochloroquin (in diese Stoffe hat man am Anfang der Pandemie große Hoffnungen gesetzt) oder Estrogenanaloga wie Raloxifen oder Bazedoxifen, zeigten sich unwirksam. Momentan herrscht eine Euphorie um Antiparazitikum Ivermectin, nach allen falschen Hoffnungen ist aber notwendig vorsichtig zu sein. Immunomodulantien, die direkt Rezeptoren von Interleukin 6 blockieren, wie Tozilizumab (RoActembra) oder Saralizumab (Kevzara), oder Ustekimumab (Stelara), das diese Rezeptoren indirekt durch Blockade Interleukine 12/23 blockiert, sind in der Prüfungsphase.
  8. Syndrom PIMS, also „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrom“ war bis zu Covid-Pandemie eine extrem seltene Erkrankung der falschen Immunantwort bei Kindern, auch bekannt als Kawasaki Syndrom. Jetzt tritt es als eine späte Antwort auf eine durchgemachte Infektion bei Kindern aus, wobei der Infekt selbst meistens asymptomatisch verlief und hohes Fieber mit Beschädigung mehrerer lebenswichtigen Organe Wochen nach dem Infekt mit Covid eintritt. Aus diesem Grund wurde der direkte Zusammenhang dieses Syndroms mit der Infektion mit Covid noch nicht endgültig bestätigt, ist aber naheliegend. Es handelt sich zwar nicht um ein häufiges Syndrom, es ist aber trotzdem eine Antwort für die, die behaupten, dass Covid Kinder nicht angreifen kann. Viele der betroffenen Kinder enden auf der Intensiveinheiten der Kinderkliniken.

Einfach egal aus welchem Winkel ich die Sache betrachte, eine Grippe ist das nicht. Ich bin in der medizinischen ersten Front bereits seit 36 Jahren tätig aber das Krankheitsbild, das Covid 19 bietet, kenne ich nicht. Ich bin an dieser Stelle nicht bereit, mich mit der Frage zu beschäftigen, ob dieses Virus, das alle Naturgesetze missachtet, eine natürliche Mutation oder aus einem Labor entwischt ist. Ich will nicht zu Konspirationstheoretikern gezählt werden.

       Ich möchte nur warnen. Wir haben mit einer neuen, bisher unbekannten Krankheit zu tun. Sicherlich wird sie einen Ansturm neuer Professoren auf den Kliniken auslösen, die diese Krankheit erforschen und mit diesem Thema habilitiert werden. Und es ist auch gut so. Für sie ist es vielleicht ein Segen. Nicht aber für die Betroffenen.

Passt auf euch auf!

Montenegro – das Binnenland I

               Die Geschichte dieses kleinen Landes spielte sich nicht an der Küste ab, wo heutzutage das Leben und der Tourismus blühen, sondern im Inneren des Landers. Übrigens bis zum Jahr 1878 hatten die Montenegriner keinen Zugang zum Meer.

               Also wenn man das Land besser kennenlernen möchte, muss man die Küste verlassen. Heute erleichtert den Zugang in das Innenland ein Straßentunnel zwischen Čanj und Podgorica, durch den man für eine mäßige Gebühr von 2 Euro die Hauptstadt des Montenegros in einer guten halben Stunde erreichen kann. In den Zeiten vor der Fertigstellung dieses Tunnels gab es nur eine schlechte Straße, die bei Petrovac in die Berge abbog und an dem Skadarsee vorbei über Vizapar nach Podgorica führte – dieser Weg verlangte mehr als die doppelte Fahrzeit. Immerhin gab es aber bereits seit 1904 eine Schmalspureisenbahn zwischen Bar und Vizapar und im Jahr 1976 wurde die Eisenbahnverbindung Beograd-Bar fertiggestellt, die ich persönlich bereits im Jahr 1982 nutzen durfte.

               In der Meinung über die montenegrinische Hauptstadt Podgorica waren meine Frau und ich nicht ganz einig. Ich vertrat die Meinung, dass es dort nicht viel zu sehen gäbe, sie war dagegen überzeugt, dass es dort GAR NICHTS gab.  Wie meine Leser wissen, in diesen Streitereien mit meiner geliebten Gattin behalte ich meistens recht, schon deshalb, weil ich es bin, der darüber schreibt. Und wenn man sucht, findet man sogar in Podgorica etwas Sehenswertes, obwohl es – in diesem Punkt gebe ich meiner Frau recht – nicht einfach ist. Natürlich findet man dort nicht viel Historisches, die Stadt lag ständig an der Frontlinie zwischen Türken und Montenegrinern und wurde mehrmals zerstört, das letzte Mal im zweiten Weltkrieg, als hier verbitterte Kämpfe zwischen den Tito-Partisanen und der deutschen Wehrmacht tobten (ich kann mich aus meiner Kindheit an einen unglaublich brutalen Film „Die Schlacht an der Neretva“ erinnern, der den Kampf der Partisanen um einen Durchbruch nach Norden zu den Hauptstreitkräften der Tito-Armee schilderte, in dem der Fluss Neretva ein todbringendes Hindernis darstellte. Dank dieses Filmes konnte ich einige Nächte danach nicht schlafen). Zu Ehre des jugoslawischen Führers bekam die Stadt nach dem zweiten Weltkrieg den Namen Titograd und kehrte erst im Jahr 1992 zu ihrem ursprünglichen Namen Podgorica zurück.

               Das Stadtzentrum teilt sich in die Altstadt (Stary Varoš) und die Neustadt (Novy Varoš) auf. Die Altstadt ist tatsächlich eigenartig. Wo sonst findet man im Zentrum der Hauptstadt einen Hühnerstall mit lebenden Hühnern und Esel auf der Hauptstraße? Von der Bedeutungslosigkeit Podgoricas in der Zeit der türkischen Vorherrschaft zeugt eine bescheidene Moschee mit einem Minarett, obwohl aus dieser Zeit die einzige historische Sehenswürdigkeit der Stadt stammt – nämlich der Uhrturm „Sahat Kula“.

Von der türkischen Festung am Zusammenfluss der Flüsse Morača und Ribnica blieb nur ein kleines Stück der Befestigungsmauer übrig. Es reicht ein Blick auf diese „Sehenswürdigkeit“ vom Stadtpark mit einer großen Reiterstatue des Königs Nikola I. aus, um zu verstehen, dass sich ein Übergang des Flusses (eher eines Baches) Ribnica aus diesem Grund sicher nicht lohnt.

               Imposant ist die Milleniumsbrücke über den Fluss Morača und im Stadtzentrum der „Trg nezavisimosti“, also „Unabhängigkeitsplatz“ im Stil der kommunistischen Architektur und mit einer Fontäne in der Mitte und mit einem Obelisken, der zu meinem Erstaunen nicht Tito und seine Partisanen ehrt, wie man erwartet hätte, sondern dem Kämpfer gegen die Türken, dem Onkel des Königs Nikola I., Mirko Petrovič Njeguš gewidmet ist.

Aber immerhin fanden wir in der Neustadt die russische und die deutsche Botschaft, eine Reihe von Cafes und Restaurants, das Hotel Hilton, die Nationalbank (ich habe zwar nicht verstanden, wozu Montenegro diese Institution hat, wenn es keine eigene Emissionspolitik betreiben darf, aber so etwas gehört sich einfach), ein großes modernes Nationaltheater mit einer Statue Petars II. Petrovič Njeguš vor dem Gebäude – wer sonst könnte dort sein? Darüber aber ein bisschen später.

               Bitte, den Königspalast nicht vergessen! Am Ufer der Morača in einem großen Park unweit des Zentralkrankenhauses findet man einen ziemlich bescheidenen Palast der Familie Njeguš. König Nikola ließ diesen Palast als Geschenk für seinen Sohn Mirko bauen, Mirko mochte aber Podgorica – ähnlich wie meine Gattin – nicht, und wollte nicht in den Palast ziehen. Im Jahr 1916 hatte er aber keine Wahl. Montenegro wurde von österreichischen Truppen überrollt, Prinz Mirko geriet in die Gefangenschaft und er wurde in dem Palast, den sein Vater für ihn bauen ließ und den er nicht mochte, interniert. Sein Schicksal holte ihn also ein.

               In der Zeit vor der türkischen Expansion gab es auf dem Gebiet Montenegros ein Königreich namens Zeta, wo die Familie Crnojevič herrschte. Sie war eng mit dem serbischen Königreich verbunden und in der schicksalhaften Schlacht auf dem Amselfeld kämpften und starben also Montenegriner an der Seite der Serben. Danach gerieten sie unter einen gewaltigen türkischen Druck. Die Crnojeviči versuchten vergeblich, eine Koalition mit der Familie des albanischen Heros Skanderbeg zu bilden, die den Türken Paroli bieten könnte. Der letzte der Dynastie Ivan Crnojevič bemühte sich vergebens, seine Stellung in der Ebene unter den Bergen zu festigen, es gibt hier sogar zwei seiner Hauptstädte Žabjak und Rijeka Crnojeviča, die beide unter dem Druck der türkischen Truppen zugrunde gegangen sind. Heute sind sie kleine romantische Dörfer. Ivan Crnojevič konnte sich gegen die türkische Übermacht nicht halten und musste sich in die Berge zurückziehen, wo er im Jahr 1482 die Stadt Cetinje gründete und danach die Rettung in Italien suchte. Wenn man die geographische Lage Cetinjes wahrnimmt, kann man sich vorstellen, in welcher verzweifelten Lage sich Crnojevič befand, als er sich entschied, von diesem „Niemandsland“ aus zu regieren. Er konnte sich aber nicht einmal hier halten, die Armee der „Hohen Pforte“ war viel zu mächtig und die Dynastie der Crnojevič fand im Jahr 1499 ihr Ende. Ivan hat in Cetinje eine Statue – er war doch der Gründer der Stadt.

               Die Türken zeigten nie besonderes Interesse in diesem unfruchtbaren Land direkt zu herrschen. Das roch nach viel undankbarer Arbeit und wenig Gewinn. Aus diesem Grund schlossen sie einen Vertrag über eine vorteilhafte Zusammenarbeit mit den örtlichen Bischöfen. Diese regierten im Land unter dem Berg Lovčen als türkische Vasallen, sie zahlten Steuern nach Istanbul und hatten von den Türken mehr oder weniger Ruhe. Im siebzehnten Jahrhundert besetzte das Amt des Bischofs die Familie Njeguš. Danilo Petrovič, der erste aus der Reihe der Bischöfe aus dieser Familie, ließ in Cetinje ein gewaltiges Kloster bauen, das auch das Zentrum der Macht war – und das steht bis heute.

Er musste es sogar dreimal bauen, da in den Jahren 1698 und 1712 das Kloster von den Türken dem Erdboden gleich gemacht wurde. Das Kloster ist eine Dominante der Stadt auch heute und wenn man Cetinje besucht, muss man es einfach besuchen. Das Mausoleum Danilos steht auf einem Hügel über dem Kloster, ein Aufstieg zu ihm ist eine kleine sportliche Leistung. Die Macht ging regelmäßig vom Onkel auf den Neffen über, da die orthodoxen Priester zwar heiraten dürfen, nicht aber die Bischöfe. Im Jahr 1784 bestieg den Thron der Fürst Bischof Petar I. Es gelang ihm nicht nur die zerstrittenen montenegrinischen Stämme zu einigen, sondern sogar so etwas wie ein Staatsgebilde zu gründen. Er konnte sehr geschickt zwischen Türken, Russen und Franzosen, die in dieser Zeit Dalmatien besetzten, manövrieren. Das Angebot Napoleons, ein serbischer Patriarch unter französischem Schutz zu werden, lehnte er aber dankend ab. Nach seinem Tod im Jahr 1830 wurde er heiliggesprochen und sein Leichnam befindet sich im Kloster in Cetinje, das seinen Namen trägt. Wir waren Zeugen, als eine Frau einen Mönch bat, den Leichnam des Heiligen sehen zu dürfen.  Er brachte sie zum Sarg und klappte den Deckel auf, der Leichnam Petars I. befindet sich im Sarg unter einer Glasscheibe. Die Frau warf sich auf das Glas, sie umarmte und küsste es, es war für uns ein etwas ungewöhnlicher Beweis des Kultes des Heiligen. Wir weigerten uns, die Dame in dieser Tätigkeit nachzuahmen, obwohl uns der Mönch dazu aufgefordert hat.

Montenegro Küste II

Mit ein bisschen Glück und Impfbereitschaft würde man heuer hoffentlich wieder reisen dürfen. So möchte ich meine Serie der Urlaubsdestinationen fortsetzen.

Im Norden von Montenegro befindet sich der größte Fjord in Südeuropa „Kotorski zaliv“ . Wenn man von Norden kommt – und das ist die Regel – kann man die Bucht an ihrer engsten Stelle mit einer Fähre für 4 Euro überqueren, die Bucht zu umfahren ist nämlich eine unendliche Angelegenheit. Von Süden erreicht man Kotor leicht durch einen Tunnel und man kann ein Stück Geschichte erleben, wenn nicht gerade im Hafen der Stadt Kreuzfahrtschiffe anlegen – und das tun sie leider ziemlich häufig. In diesem Fall ist das Städtchen, eingeklemmt zwischen Felsen und Meer in kürzester Zeit hoffnungslos überfüllt. Ich entschied mich für acht Euro einen Aufstieg auf die Stadtmauer zu kaufen, ohne zu ahnen, dass der Weg zur Festung führt, die sich in einer Höhe von 200 Meter über dem Meeresspiegel befindet – Sie ahnen richtig, die Stadt hat eine Meereshöhe von Null.

Die zweihundert Höhemeter in der adriatischen Hitze zu bezwingen ist keine einfache Sache. Ich schaffte es, meine liebe Gattin gab in der Mitte auf. Natürlich gibt es jede paar Meter eine Erfrischungsstation mit einem Montenegriner, der überteuerte gekühlte Getränke verkaufte. Wenn man dann endlich den Gipfel erreicht, wird man von einer Anschrift „Hladna Piča“ begrüßt, Gott sein Dank mit einer englischen Übersetzung „Cold drinks“. Für einen tschechischen Touristen war diese Übersetzung eine sehr wichtige Sache, um zu wissen, was auf ihn in der Festung wartet – „Piča“ auf Tschechisch ist nämlich eine nicht gerade salonkonforme Bezeichnung des weiblichen Geschlechtsorgans. Und „hladna“ bedeutet auf Tschechisch hungrig, also keine besonders schöne Vorstellung. So viel also zur Ähnlichkeit der slawischen Sprachen.

Die Türken belagerten Kotor gleich drei Mal, aber immer erfolglos, was mich nicht überrascht. Wer möchte schon die zweihundert Meter den Felsen hinaufklettern, wenn er dort anstatt von kühlen Getränken von Männern mit geladenen Musketten erwartet würde? Da könnten sie mich auch…

Kotor stellte sich im fünfzehnten Jahrhundert freiwillig unter den Schutz von Venedig und blieb hier bis zum Jahr 1797, als es dann unter die Verwaltung des Österreichischen Kaiserreichs kam. Einmal hat auch der berühmte türkische Pirat Ahmedin Barbarossa versucht, die Stadt einzunehmen, aber auch er biss sich die Zähne aus. Sogar im Jahr 1571, in der Zeit der größten türkischen Offensive, als Cyprus, Bar und Ulcinj in die türkischen Hände fielen, schaffte es Kotor sich erfolgreich zu verteidigen. Bei einem Blick auf seine Stadtmauern, die zwanzig Meter hoch und sechzehn Meter dick sind, wundert man sich eigentlich nicht.

Matrosen von Kotor kämpften auch im Oktober 1571 bei Lepanto, wo die vereinte christliche Flotte unter der Führung von Juan d´Austria die türkische Seemacht endlich brechen konnte. An diese Helden erinnert eine Gedenktafel an der Mauer eines der Paläste von Kotor.  

Die Stadt ist wortwörtlich eingekeilt in einen winzigen Raum zwischen dem Meer und dem Felsen und hat drei Tore, des Nordtor, das Südtor (das schwer zu finden, weil unter dem Felsen versteckt ist und „Glavna gradska vrata“, also Das Haupttor, durch das man den Hafen betritt, und einige Kirchen.

Nordtor von Kotor

Natürlich, dass die größte davon „Sankt Nikola“ orthodox ist, gebaut am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in neobyzantinischem Stil, die Fresken im Kircheninneren sind ein Geschenk des Patriarchen von Moskau. Neben dieser großen Kirche gibt es noch eine Dominante, die katholische Kirche des heiligen Trifons. Sie ist eine Erinnerung an die venezianische Vergangenheit der Stadt. Wie auch sonst überall, wo Venezianer in Montenegro waren, hinterließen sie ihre Spuren in der Gestalt des katholischen Glaubens und diese Spuren reichen noch weiter nach Süden nach Nordalbanien in die Region um Skadar. Die leiblichen Überreste des heiligen Trifons wurden nach Kotor anfangs des neunten Jahrhunderts von Konstantinopel gebracht und seitdem ist der Heilige der Patron der Stadt. Seine Gebeine sind in einem Sarkophag in der Kirche aufbewahrt, an dem man Spuren vieler Erdbeben sehen kann, die sich in dieser Gegend ungefähr alle hundert Jahre wiederholen. Die Innenausstattung der Kirche ist nur rudimentär, obwohl Kotor sowie auch Budva im Jahr 1979 von UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen und dann für das Geld dieser Organisation wiederaufgebaut wurden. Übrigens die Kirche des heiligen Trifons hat schon schlimmere Zeiten überstanden. Bei einem Erdbeben im Jahr 1667 stürzten beide Kirchentürme ein und mussten wieder aufgebaut werden. Von der Terrasse zwischen den Türmen gibt es einen schönen Blick auf den Platz mit dem Gebäude der ehemaligen österreichischen Admiralität. Von hier aus gebärdeten sich Österreicher als Matrosen und in einer Seeschlacht konnten sie sogar gewinnen – über wen sonst, als über die Italiener. Es war im Jahr 1866 in der Schlacht bei Lissa, aber nicht einmal dieser österreichische Sieg konnte etwas an dem Ausgang dieses Krieges ändern, da dieser bei Königsgraz in der Schlacht gegen Preußen entschieden wurde. Die Schiffsglocke des Flaggschiffes der österreichischen Flotte „SMS Erzherzog Ferdinand Max“ befindet sich seit dem Jahr 1975 im Turm der Kirche des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Graz.

In Kotor gibt es mehrere kleine liebe Kirchen wie „Sveta Maria Koledata“ oder „Sveti Pavle“ oder gleich neben dem Sankt Nikola eine unauffällige, aber schöne „Sankt Luka“. Über die seefahrerische Tradition von Kotor informiert „Pomorski muzej“ in „Palata Grgutina“ mit Schiffmodellen, der Geschichte der Seefahrt von Kotor und Bilder berühmter Landsleute, die es auf den Weltmeeren weit gebracht haben. Wie zum Beispiel der Admiral Matej Zmajevic, der es bis zum Oberkommandanten der russischen Kriegsflotte gebracht hat. Er wurde zwar nicht direkt in Kotor, sondern in dem nicht weit entfernten Perast geboren, die Menschen von Kotor halten ihn aber eigentlich für einen gebürtigen Kotoraner). Der Hauptplatz gleich hinter dem Tor in den Hafen heißt zwar offiziell „Trg oktobarskej revolucie“ also „Platz der Oktoberrevolution“, die Kotoraner kennen ihn aber eher als „Trg Oružia“, also „Waffenplatz“.

Die Dominante ist der Uhrturm, den hier die Venezianer am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts errichten ließen, über ddem Tor sieht man als eine Erinnerung an die Einnahme von Kotor durch die jugoslawischen Partisanen im Jahr 1944 dann einen Zitat von Tito „Fremdes wollen wir nicht, Unseres geben wir nicht ab“.

Im Hafen kann man einen Bootausflug in die Bucht kaufen, wobei man auch die Halbinsel Luštica mit der alten österreichischen Festung Mamula besuchen kann. Diese Festung wird gerade in ein Luxushotel umgebaut. Man kann auch die unterirdischen Katakomben in den Höhlen besuchen, wo österreichische U-Boote ihr Versteck fanden und wo man noch heute österreichischen kaiserlichen Wappen als eine Erinnerung an diese Zeiten finden kann. Zu meinem Erstaunen hatten alle Reisebüros, die diese Ausfluge anboten, gleiche Abfahrtzeiten und zwar um elf vormittags und um drei nachmittags, nichts dazwischen. Was in der Praxis bedeuten müsste, dass alle Schiffe gleichzeitig in See stechen und dann gleichzeitig ans Ziel kommen. Im Programm war auch das Baden im Meer. So etwas kennen wir schon von La Maddalena auf Sardinien, also danke, brauche ich nicht. Obwohl für mich der Besuch alter österreichischen Arsenale verlockend war.

Die südlichste Küstenstadt Montenegros ist Ulcinj, ehemaliges Dolcinea. Erinnert euch der Name an etwas? Zum Beispiel an die Traumschönheit von Don Quijote Dulcinea? Nein, es ist kein Zufall, in Ulcinj verbrachte Miguel Cervantes fünf Jahre in Gefangenschaft der Piraten und der Name der Stadt inspirierte ihn offensichtlich, um der unerreichten schönen Dame in seinem Roman den Namen zu verleihen.

Heute gibt es hier natürlich das Hotel „Dulcinea“ und eine Statue von Cervantes in einem Hotel namens „Palata Venezia“, wo er angeblich gefangen gehalten wurde – damals gab es auf dieser Stelle sicherlich noch kein Luxushotel. Ulcinj war ein Piratennest, so etwas wie adriatische Tortuga. Im Jahr 1571 fiel es in türkische Hände, was einer der Gründe für die christliche Gegenoffensive war, die mit der Niederlage der türkischen Seemacht bei Lepanto geendet hat. Die Küste von Montenegro blieb dann türkisch bis zum Jahr 1878, Ulcinj selbst wurde nach längerem hin und her letztendlich im Jahr 1880 von der Türkei an Montenegro abgetreten.

Ulcinj ist sehr malerisch und vollständig auf den Fremdverkehr orientiert. Die Altstadt ragt auf einem Felsen über dem Stadtstrand und vielen Gassen mit Geschäften, Hotels und Appartements empor.

Auf dem höchsten Punkt der Altstadt gibt es dann eine Festung mit Museum. Der Vorteil für Touristen sind hier ziemlich niedrige Preise. Die meisten Gäste der überwiegend moslemischen Ortsbevölkerung sind nämlich Albaner aus dem Kosovo und ihre Kaufkraft ist nicht sehr groß. Zu meiner Überraschung parkten in den Straßen von Ulcinj nicht wenige Autos mit amerikanischen Kennzeichen, besonders aus den Staaten New York und New Jersey. Die Albaner kehren offensichtlich nach Hause auch mit ihren auf der anderen Seite des Atlantiks gekauften Fahrzeugen zurück. Übrigens, es waren gerade die Albaner aus der Ulcinjregion, die die entscheidende Kraft bei der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Montenegros von Serbien waren. Während die slawischen Montenegriner mehrheitlich für Verbleib in der serbisch-montenegrinischen Föderation gestimmt haben, die Albaner im Süden des Landes waren in 80% der Stimmen für die Abspaltung. Das war dann entscheidend.

Das Baden direkt in Ulcinj würde ich nicht unbedingt empfehlen. Der Strand ist überfüllt, die Frauen baden hier nach dem muslimischen Brauch angezogen.

Aber nur ein paar Kilometer südlich der Stadt gibt es einen langen, langsam abfallenden Sandstrand, ideal für das Baden auf die Art, die meine Frau liebt. Es gibt mehrere Zufahrten zu diesem Strand und seine einzelnen Teile haben unterschiedliche Namen wie „Pearl Beach“, „White Beach“ oder sogar „Copa Cabana“. Und alle sind sehr schön.

Am südlichsten Ende dieses Strandes, fünfzehn Kilometer südlich vom Ulcinj, gibt es dann in der Mündung des Flusses Bojana der berühmte FKK Camp mit dem Strand Ada Bojana, wo bereits einige Filme gedreht wurden. Die besten Zeiten hat allerdings diese Anlage schon hinter sich und sie ist bereits sanierungsbedürftig geworden.

Übrigens, sollten Sie Ulcinj besuchen und in die Altstadt aufsteigen, kann ich Ihnen das Restaurant Antigona empfehlen. Es ist ein neugebautes Restaurant auf einer Terrasse über das Meer mit einem atemberaubenden Ausblick.

Die Preise sind, wie es in Ulcinj der Brauch ist, erschwinglich, wir aßen und tranken mit meiner Frau für einen Gesamtpreis von 20 Euro. Die Bedienung war höchst professionell und der Restaurantbesitzer, ein junger Mann namens Albert, sprach vielleicht alle Sprachen der Welt, um seinen Gästen das Gefühl zu übermitteln, dass sie willkommen seien und von ihm persönlich betreut werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass der liebe Albert durch die Coronakrise gut durchgekommen ist und seine Dienste auch weiter anbieten kann.

Montenegro ist natürlich nicht nur die Küste, sondern auch das Innenland. Danach hat doch das Land seinen Namen bekommen. Aber darüber das nächste Mal.

Mythen um die Impfung gegen Covid 19

               Immer wieder komme ich aus dem Erstaunen nicht heraus. Bei meinem letzten Besuch in Tschechien war es egal, mit wem ich sprach, alle meinten, sie wollen sich gegen das Coronavirus nicht impfen lassen oder waren zumindest skeptisch. In Österreich ist das nicht viel anders. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, sagten, dass es ihnen noch niemand verständlich erklärt habe.

               Die Impfgegner leisteten dagegen sehr gute Arbeit. Eine Arbeit mit Mythen, Halbwahrheiten, quasi lustigen what apps und falsch interpretierten Wahrheiten brachte ihre Fruchte. Nur ihnen, den Impfgegnern. Sie können mit sich zufrieden sein, dank ihnen darf Covid noch einige Jahre toben und töten. Dieser Kampf wird tausende Tote zur Folge haben, so ist das aber halt in jedem Krieg. Kein Krieg bleibt ohne Opfer und grundsätzlich ist jeder Tote in jedem Krieg ein sinnloser Toter. Wie diese, die jetzt infolge der Kampagne in den „sozialen Medien“ in Angst vor der Impfung leben. Und sterben.

               Es ist grundgenommen die freie Wahl jedes Menschen, ob er den Weg der Impfung oder den der Krankheit wählen wird. Die Krankheit ist aber viel zu unangenehm, um die Angst vor einem Stich in die Schulter zu rechtfertigen, die freilich in der Argumentation in der Sorge vor den Nebenwirkungen einer nicht geprüften Impfung verhüllt ist. Natürlich, die Impfung ist immer ein psychologisches Problem. Wenn ein Mensch krank ist, Schmerzen oder Fieber hat, ist er bereit alles zu tun, um wieder gesund zu werden. Bei der Impfung erhält das Vakzin ein gesunder Mensch. Das stellt eine psychologische Barriere dar, die auch psychologisch erklärbar ist. Auf diese Melodie spielen die „heiligen Kämpfer“ für körperliche Integrität und natürliche Immunität. Ich versuche, kurz und so verständlich wie möglich, die Argumente dieser Leute zusammen zu fassen und Gegenargumente anzubieten. Jeder von meinen Lesern kann sich dann ein Bild machen, was er glauben möchte.

  1. Das Impfstoff wurde schnell und zielgerichtet entwickelt, es handelt sich um eine nicht überprüfte Technologie.

Das ist nicht wahr. Natürlich arbeiteten die Pharmakologen aufgrund der Dringlichkeit des Problems an der Entwicklung des Vakzins schneller als üblich. Aber die Methoden der Entstehung der Impfstoffe sind nicht neu. Die Impfung arbeitet grundsätzlich mit zwei Prinzipien. Eines davon ist ein Vektorstoff, das zweite ist die Methode „messenger RNA“. Die erste ist überprüft in vielen früheren Impfungen. Es handelt sich um ein für den Menschen unschädliches Virus, das durch Nanotechnologie so verändert wird, dass es auf seiner Oberfläche wie ein Coronavirus aussieht. Der menschliche Körper erkennt es dann als Antigen des Coronavirus und bildet dagegen eine Immunität. Wenn er dann dem echten Coronavirus begegnet, kann es schnell identifizieren und die Abwehrreaktion starten. Das Vakzin Oxford/Astra-Zeneca arbeitet mit einem Adenovirus, das nur bei Schimpansen nachgewiesen wurde, das russische Sputnik V arbeitet mit zwei menschlichen Adenoviren. Der Grund ist, dass sich ein Mensch mit dem Affenviren unter normalen Umständen nicht anstecken kann und es ist deshalb für das menschliche Immunsystem unbekannt. Es ist also immer ein Antigen und der Mensch wird gegen ihn mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit Antikörper bilden. Bei dem russischen Vakzin ist dagegen möglich, dass ein Mensch in seinem Leben dem Adenovirus bereits begegnet war. In diesem Fall wird dann der Körper nicht reagieren, weil er es bereits kennt und keine Antikörper bilden wird. Deshalb arbeiten die Russen mit zwei Viren gleichzeitig, um diese Wahrscheinlichkeit zu minimieren. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass man den Infekt mit dem Adenovirus bereits durchgemacht hat, ziemlich hoch und steigt mit zunehmendem Alter. In diesem Fall wird die Impfung nicht funktionieren.

mRNA ist wirklich eine neue Technologie, wurde aber nicht gezielt für das Covid-vakzin entwickelt. Das Prinzip dieser Impfungsmethode wurde bereits im Jahr 2018 publiziert mit Nachsatz, dass es möglich wäre, mit dieser Methode binnen weniger Monate eine Impfung gegen JEDES RNA Virus entwickeln zu können. Wenn die Pharmafirmen kein sofortiges Interesse gezeigt haben, war das deshalb, weil sie eine langfristige Immunisierung gegen RNA Viren – sprich Influenza – fürchteten, was eine jährliche Impfung gegen Influenza überflüssig machen und damit ihre Gewinne gefährden könnte. Die Firma Moderna arbeitet aber mit dieser Methode bei anderen Impfungen bereits seit dem Jahr 2013, die Studien mit diesen Stoffen befinden sich derzeit in Phase I oder II der klinischen Forschung. Die Pharmaindustrie hatte halt nicht eilig. Dann kam es aber das Jahr 2020 und mit ihm das Coronavirus. Es ist allerdings zu erwarten, dass in Zukunft viele oder sogar alle Impfstoffe durch diese Methode produziert werden. Bis vor kurzem waren die Nanotechnologien nicht so weit entwickelt, damit dieses „Schneiden“ des Virus und die Identifizierung seiner Teile und ihrer Funktion (also fachlich ausgedrückt die Auswirkung des Genotyps auf den Phänotyp des Virus) möglich wäre.

  • Es handelt sich um einen recombinanten, also genetisch manipulierten Stoff

Ja, im Falle der Impfstoffe Oxford und Sputnik V handelt sich wirklich um ein genetisch manipuliertes Adenovirus. „Recombinant“ bedeutet artefizielle, also synthetisch veränderte DNA oder RNA. Die Produktion der Medikamente durch die rekombinante Methode, also durch eine genetische Manipulation, ist bereits einige Jahrzehnte alt und wird mit dem Ziel verwendet, damit das Medikament stärker, schneller oder länger als der natürliche Stoff wirken kann. Praktisch alle heutzutage verwendete Insuline sind rekombinant, also genetisch manipuliert und werden auch bei schwangeren Frauen ohne Angst vor genetischen Schäden des Kindes verwendet. Um den Patienten die Angst zu nehmen, nennen wir diese Insuline lieber Insulinanaloga. Rekombinant sind auch Stoffe, die Patienten bei akutem Herzinfarkt, einem Insult oder einer Lungenembolie verabreicht werden um die Gerinnsel aufzulösen oder Erythropoietine, die bei blutarmen Patienten angewendet werden. Es ist auch nicht notwendig zu befürchten, dass man zum Affen wird, wenn man mit einem Adenovirus vom Schimpansen geimpft wäre. Man bekommt bei der Impfung nämlich die RNA eines Adenovirus, nicht die DNA des Affen.

  • In den Körper wird Protein aus ungeborenen Föten verabreicht

Das veränderte Virus muss sich irgendwo vermehren, um für die Vakzine verwendet zu werden. Für die Kultivierung der manipulierten Viren wird tatsächlich embryonales Gewebe (oder Hühnereier) verwendet, weil sich dort die Viren am schnellsten vermehren können. In dem Vakzin ist allerdings dieser Wachstumsboden nicht erhalten – also man kriegt kein Protein aus einer „Missgeburt“ gespritzt. Dieses Vorgehen ist allerdings nur bei Vektorvakzinen verwendet, also bei der britischen und russischen. mRNA Vakzinen werden synthetisch produziert, was in der Praxis bedeutet, dass sie viel schneller erzeugt werden können, da die Zeit für die Vermehrung der manipulierten Viren nicht benötigt wird.

  • Wenn einmal die virale RNA in das Genom des Menschen eintritt, kriegt man sie nie mehr raus

Diese schwachsinnige Hypothese wird sogar durch halbgebildete medizinische Mitarbeiter verbreitet, Universitätsprofessoren inkludiert. Erstens – die menschliche genetische Information ist in DNA, also Desoxyribonukleotidsäure kodiert, die virale dagegen in RNA – Ribonukleotidsäure. Diese zwei Säuren sind nicht kompatibel, DNA besitzt zwei Stränge, RNA nur einen. DNA befindet sich im Zellkern, RNA außerhalb des Kernes in der Zelle. mRNA wird im menschlichen Körper in Millionen Kopien produziert und aus dem Kern in die Zelle transportiert, da sie für Bildung von Proteinen zuständig ist. Dieser Prozess ist aber eine EINBAHNSTRASSE und kann nicht umgedreht werden – also die RNA kann nicht in den Zellkern kommen – auch nicht die virale. Bei der Impfung wird in den Körper nur ein kleiner Teil der viralen RNA appliziert und zwar der, der für Bildung der so genannten „Spikeproteine“ zuständig ist. Das sind die Hörnchen auf der Virusoberfläche, nach denen das Coronavirus seinen Namen bekam. Mit diesen Ausläufern bindet sich das Virus an die Zellmembran und ihre Rezeptoren ACE-2 und tritt in die Zelle ein. Einfach gesagt, nach der Impfung wird im Körper dieses „Spikeprotein“ erzeugt, aber ohne das Virus. Wenn dann in den Körper das echte Virus tritt, wird es nach der Struktur seiner Oberfläche von dem Immunsystem erkannt und vernichtet. Die Antikörper binden sich direkt an die „Spikes“ und machen das Andocken und den Eintritt in die Zelle unmöglich.

Sollte aber jemand noch immer Angst vor der mRNA haben, sollte er erwägen, dass alle Menschen, die an Coronavirus krank waren und so die GANZE RNA des Virus in den Körper bekamen, jetzt alle Mutanten sein müssten. Und nicht nur sie, aber auch jeder, der einmal im Leben eine Grippe hatte (ebenfalls ein RNA Virus) wäre auch ein Mutant. Und wenn man die Sache dann weiterverfolgen würde, dann auch jedes Kind, das einmal eine „Nudel“ als Folge eines nichtinvasiven Coronavirus oder Adenovirus an seiner Nase hatte, wäre natürlich auch ein Mutant. Reicht es als Beweis, dass die virale RNA nicht in die genetische Erbinformation des Menschen eingebaut wird? Übrigens ältere Menschen, die keine Absicht haben, Kinder zu zeugen, müssen sich um ihr Genom wirklich keine Sorgen machen. Ich konnte mich nicht zurückhalten und fragte eine achtzigjährige Dame, die sich SOLCHE SORGEN um ihr Genom machte, wieviel Kinder sie noch haben möchte. Aber nicht einmal die Jungen, die sich noch fortpflanzen wollen, müssen Sorge um ihr Erbgut haben. Ihre DNA wird nicht „vervirt“. Weil es nicht geht.

  • Die ganze Impfung dient zu Implantation eines Mikrochips, mit dem dann Menschen kontrolliert und beherrscht werden

Bill Gates hat tatsächlich einmal den unglücklichen Satz gesagt, dass er sich vorstellen könnte, dass es in Zukunft bestimmte digitale Zertifikate geben könnte, bei denen man ablesen könnte, ob jemand geimpft ist oder eine bestimmte Krankheit bereits durchgemacht hätte – mit anderen Worten, ob der Mensch Antikörper gegen eine bestimmte Erkrankung hat oder nicht. Weil die Gatesstiftung tatsächlich auf dem Feld der Mikrochips forscht – z.B. als eine Möglichkeit der Verhütung, entstand eine Hysterie, dass die ganze Impfung nur als Vorwand zu Chipimplantationen der gesamten Menschheit missbraucht wird und dass Bill Gates das ganze Coronavirus nur zu diesem Zweck erfunden hatte. Erstens werden die Vakzine in vielen Firmen auf drei Kontinenten produziert und dass man alle Produzenten dafür gewinnen könnte, in Milliarden Dosen der Impfung Mikrochips einzumischen, ohne dass es entdeckt werden könnte, ist einfach absurd. So viel Einfluss hat Bill Gates wirklich nicht.

  • Das Virus wurde nur dazu erfunden, um Menschen ein tödliches Vakzin zu applizieren, die die Weltpopulation reduzieren sollte

Auch dieser teuflische Plan ist dem Bill Gates zugeordnet, ev. manchmal auch Georgy Sörös. Das Virus entstand wahrscheinlich tatsächlich im Labor in Wuchan, obwohl das nie nachgewiesen wird und China alles unternehmen wird, um eine konsequente Untersuchung zu verhindern. Eine Ermordung von Milliarden Menschen durch ein Vakzin ist aber absurd. Erstens bereits in der klinischen Phase III wurden die mRNA Vakzine insgesamt 70 000 Freiwilligen verabreicht. Und vernünftig denkende Menschen sollten sich die Frage stellen, welches Interesse die Milliardäre haben sollten, die Anzahl der Konsumenten ihrer Waren zu reduzieren.  Gates stiftete zur Entwicklung der Impfstoffe bereits 4 Milliarden Dollar und Menschen fragen, was für ein Profit er davon haben möchte. Was wäre, wenn Gates, dessen Eigentum mehr als ein hundert Milliarden Dollar beträgt, das Geld wirklich verschenkt hätte? So eine Summe tut ihm nicht weh und in der Bibel steht, dass es für die Reichen mit dem Aufstieg in den Himmel schwer sein könnte. Also so könnte man doch einige positive Punkte für das Jüngste Gericht gewinnen. Die Gerüchte über tausende tote Kinder in Afrika und Indien infolge der Versuche mit Impfstoffen sind fake news der übelsten Sorte. In Afrika wurden die Impfstoffe nicht getestet. In Indien wurde der britische Impfstoff geprüft. Ein Freiwilliger erkrankte wirklich an Hirnhautentzündung, in Großbritannien dann einer an Rückenmarkentzündung. Beides hatte eine Unterbrechung der klinischen Prüfung zu Folge. Obwohl es sich um eine sehr seltene Komplikation handelte und bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob diese Fälle wirklich mit der Verwendung der Vakzine zusammenhängen, geriet dadurch die Vakzine Oxfxord/Astra Zeneca so weit in Verruf, dass sogar die Briten selbst mit dem mRNA Impfstoff von Pfizer impfen.

Das Vakzin macht unfruchtbar

               Diese Theorie hat ihren Ursprung in derselben Quelle, wie die von dem tödlichen Vakzin und man macht wieder einmal Bill Gates für die Absicht die Bevölkerung zu reduzieren verantwortlich. Nur ist diese Verschwörungstheorie raffinierter als die von dem tödlichen Vakzin. Wenn die Leute nach der Impfung nicht sofort tot umfallen und dass ist bereits der Fall, wackelt die Theorie der Ausrottung der Menschheit beträchtlich. Mit der Unfruchtbarkeit ist es fiel raffinierter, da diese nur nach Jahren nachgewiesen werden könnte.

               Dazu bekommt diese Theorie einen fast wissenschaftlichen Grundstein, nämlich die Lehre von Syntycin 1. Sie stammt von Biounternehmer Michael Yeadon, der fälschlicherweise als Forschungsleiter bei Pfizer bezeichnet wird. Dieses Eiweiß Syncytin 1 ist für den Aufbau der Plazenta während der Schwangerschaft verantwortlich und ist dem Spikeprotein des Covid19 Virus ähnlich. Das hat einen Grund tief in der menschlichen Geschichte. Syncytin ist kodiert durch ein Gen ERVW-1 und ist wahrscheinlich in unsere genetische Information durch eine retrovirale Infektion vor 25 Millionen Jahren gekommen. Das kann auch eine bestimmte Ähnlichkeit dieses Proteins mit Spikeprotein von Covid 19 erklären. Das bedeutet aber keinesfalls, dass die Immunität sich gegen das Syncytin und in weiterer Folge gegen die Plazentaausbau richten könnte.

               Es gefällt mir der Vergleich, den der Naturwissenschaftler Florian Aigner in „Woman“ machte, wo er sagte:

Impfung bedeutet, dem Körper ein Fahndungsfoto zu zeigen. Das Gerücht ist so als würde man sagen: Fahndungsfotos aufzuhängen ist gefährlich, denn der Täter trägt eine Brille, daher wird die Polizei alle Brillenträger erschießen!«

               Natürlich kann man diese Theorie nur nach einigen Jahren endgültig widerlegen, wenn die geimpften Frauen die gleiche Zahl Kinder wie die nicht geimpften zur Welt bringen würden, (übrigens in der Phase III der Zulassungsstudie des Impfstoffes Pfizer/Biontech sind 23 junge Frauen unter den freiwilligen Probanden schwanger geworden), zu bedenken sind aber zwei Punkte:

  1. Wie gesagt, die Theorie hat ihren Ursprung in der Hypothese, dass Bill Gates die Bevölkerungszahl reduzieren will. Die Antwort ist also auch dieselbe wie bei dem „tödlichen“ Vakzin– welches Interesse könnte der Milliardär haben, die Zahl der Konsumenten seiner Ware zu reduzieren? Will er wirklich arm werden?
  2. Sollte wirklich der mRNA Impfstoff eine Immunreaktion gegen Syncytin 1 auslösen, dann tut das das Virus umso mehr – hier gibt es nämlich die ganze RNA und nicht nur ein Teil von ihr. Und dann würde es in Sachen der Fruchtbarkeit keinen Unterschied machen, ob man sich impfen gelassen oder die Krankheit durchgemacht hat. Das zweite ist aber viel unangenehmer.
  • Impfung verursacht Autismus

Das Gerücht, die aufgrund der Studie von Andrew Wackelfield im Jahr 1998 entstand, wurde schon vielmals widerlegt. Umso hartnäckiger hält es sich am Leben und die Impfgegner verwenden dieses Argument gern bis heute. Diese Studie hatte riesige Mängel, wurde vom Lancet, wo sie publiziert wurde, zurückgezogen und 13 von 16 Autoren distanzierten sich anschließend davon. Trotzdem lebt der Mythos weiter als ein Beweis dafür, dass man ein in die Luft entlassenes Wort niemals zurücknehmen kann. Vor kurzem wurde diese Studie durch eine dänische Studie widerlegt, die 670 000 Kinder untersuchte, die in den Jahren 1991 – 2010 geimpft worden sind. Es wurde kein vermehrtes Auftreten von Autismus beobachtet. Das größte Problem eines Impfstoffes war die Impfung im Jahr 2009 gegen H1N1 Schweinegrippe. Das Vakzin hatte damals vermehrtes Eintreten von Narkolepsie bei Kindern verursacht. Es handelte sich allerdings um ein Vakzin mit getötetem Virus (oder Virusteilen), und diese Technologie wird bei den gegen Coronavirus zugelassenen Impfstoffen nicht verwendet. Übrigens Kinder würde ich sicher gegen Corona nicht impfen lassen. Weil bei ihnen das Nutzen/Risiko Profil nicht stimmt.

  • Die Impfung vernichtet die eigene Immunität. Der Körper muss selbst die Immunantwort für Infektionen erzeugen können

Es handelst sich hier um ein klassisches Produkt einer Wohlstandgesellschaft. Diese Hypothese konnte nur entstehen, weil die Infektionskrankheiten, die früher hunderttausende Menschen töteten – dank Impfung – verschwanden oder sehr selten geworden sind und damit keine Angst mehr machen. Pocken töteten sogar Mitglieder der Kaiserfamilie, an Pocken starb Kaiser Josef I. oder eine Gattin Josefs II. Die Diphterie tötete qualvoll durch Ersticken hunderte Kinder noch in den fünfzigen Jahren. Auch gelähmte Kinder in Rollstühlen infolge einer Kinderlähmung sehen wir nicht mehr. Hoch ansteckende Masern schwächen vorübergehend die Immunität der betroffenen Kinder ähnlich wie HIV Virus. Im ersten Jahr nach durchgemachter Erkrankung steigt die Sterblichkeit der Kinder durch andere infektiöse Erkrankungen im Vergleich mit Kindern ohne Maserninfektion.

Natürlich sind Nebenwirkungen einer Impfung möglich. Briten beschrieben in den ersten Tagen der Impfung zwei schwere allergische Reaktionen, in der USA kam es zu fünf solchen Zwischenfällen. Schuld ist nicht die mRNA, aber das Adjuvans, also der Stoff, in dem die mRNA aufbewahrt wird. In den Zulassungsstudien wurden diese Reaktionen nicht beschrieben – aus einem einfachen Grund – unter den freiwilligen Probanden gab es keine oder nur sehr wenige Allergiker. Bei der Impfung wird in dem Körper ein Fremdstoff verabreicht, wer also eine Neigung zur Allergie hätte, könnte pathologisch reagieren. Ich würde mich also lieber in einer Ambulanz impfen lassen, wo Gegenmittel gegen Allergie vorhanden sind und nicht zu Hause.

Viel mehr beunruhigt mich die russische Empfehlung, dass man während der Vakzination mit Sputnik V acht Wochen keinen Alkohol trinken darf. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Maßnahme in Russland so gut wie unrealisierbar ist, weckt so eine Empfehlung (oder Verbot?) einen Verdacht, dass das Vakzin wirklich schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen könnte, die Ärzte durch Alkoholkonsum begründen wollen. Ich kann mir eine Interaktion eines Impfstoffes mit Alkoholgenuss weder vorstellen noch physiologisch begründen.

Kopfschmerzen oder Schmerzen an der Impfstelle können auftreten, sowie auch so genannte Vakzinationsreaktionen mit erhöhter Temperatur, Kopfweh oder Müdigkeit – diese haben eine Dauer normalerweise von Stunden oder maximal von zwei Tagen. Sie können auch bei anderen Impfungen auftreten.

               Also Menschen, macht keinen Blödsinn und geht zur Impfung. Sonst werden wir dieser ganzen Sch…..Situation nie los.

Montenegro -Küste I

               Die Geschichte von Montenegro ist kompliziert, aber auch interessant – vor allem aber ziemlich kurz. Trotzdem stößt man auf ältere Relikte, die aus der Zeit des Fürstentums Zeta stammen, das einmal auf dem Gebiet von Montenegro lag oder auf Spuren der venezianischen oder türkischen Herrschaft – das alles verleiht diesem exotischen Land sein spezifisches Flair.

               Montenegro war immer mit seinem mächtigen Nachbarn im Osten – Serbien – verbunden. Deshalb kämpften die Montenegriner auf serbischer Seite in der Schlacht gegen die Türken auf dem Amselfeld im Jahr 1389 und gemeinsam mit ihnen erlitten sie eine katastrophale Niederlage. Es dauerte trotzdem noch mehr als hundert Jahre, bis sie von den Türken beherrscht wurden und auch das niemals vollständig. Der Grund dafür sind die geographischen Verhältnisse – was sollte die Hohe Pforte mit einem Land zwischen hohen Bergen mit einem steinigen unfruchtbaren Boden schon anfangen? Sollten hier türkische Soldaten sterben, nur damit sich jemand vor dem Sultan beugen würde? Die Türken hatten andere Sorgen und die waren die von Venezianern kontrollierte adriatische Küste.

               An der Küste von Montenegro befinden sich vier Städte (die fünfte ist Herzeg Novi, um die zwar damalige Weltmachten auch kämpften, wovon die spanische Festung in dieser Stadt zeugt, diese Stadt erreichte aber nie die Bedeutung ihrer Nachbaren und auch in der heutigen Touristik spielt eine untergeordnete Rolle.) Jede Stadt ist anders und jede hat eine andere Bedeutung. Wir schauen uns also die übrigen vier an.

               Bar ist eine moderne kleine Stadt mit einem industriellen und einem militärischen Hafen, die dank der Eisenbahn, durch die sie mit Beograd verbunden ist, eine ökonomische Schlüsselposition in der montenegrinischen Wirtschaft besitzt.

               Budva ist wahrscheinlich die schönste der montenegrinischen Städte und ist ein inoffizielles Zentrum der Touristik mit einem beeindruckenden Nachtleben.

               Kotor hat ein melancholisches Flair, besonders für Menschen, die auf dem Gebiet der ehemaligen Donaumonarchie aufwuchsen, hier war einmal die österreichische Seemacht stationiert.

               Ulcinj als die südlichste montenegrinische Stadt hat schon einen anderen, eher albanischen Charakter und sie ist ein Zentrum der Badetouristik, besonders auf der „Velika Plaža“ also auf dem „Großen Strand“ südlich der Stadt, der 13 Kilometer lang ist.

               Wir starteten unseren Besuch dieser Städte in Bar, schon deshalb, weil hier der nächste Supermarket und der nächste Bankomat war. Bar ist eine moderne Stadt mit 13 000 Menschenseelen, also klein, aber ziemlich lieb. In Bar gibt es den industriellen Hafen, hier liegt vor Anker aber auch die ganze montenegrinische Militärflotte und den Hafen in Bar (alternativ auch in Kotor) müssen alle privaten Jachten anfahren, um sich hier registrieren zu lassen und die Eintrittsgebühren in das Land zu bezahlen. Bar hat ein winziges Stadtzentrum, zwei riesengroße Kirchen, wobei die orthodoxe wirklich imposant ist.

Es ist ein gigantischer moderner Bau, der in seinem Inneren der orthodoxen Tradition folgend bis zum letzten Zentimeter mit Fresken bedeckt ist. Vor der Kirche befindet sich eine Büste des Königs Nikola I., der Bar für Montenegro im Jahr 1878 eingenommen hat. König Nikola, dem wir noch oft begegnen werden – er war der einzige montenegrinische König – baute in Bar seine Sommerresidenz. Es ist eine elegante Villa in klassizistischem Stil direkt an der Küste inmitten eines kleinen, aber schönen Parks mit einem Restaurant.

Der König hatte dafür nicht viele Orte zu Auswahl. Im Jahr 1878 wurde Montenegro an der Küste lediglich die Stadt Bar zugesprochen, das eroberte Ulcinj mussten sie an die Türken zurückgeben und erhielten es erst im Jahr 1880 wieder zurück. Dafür, um die Türken zum Verlassen von Ulcinj zu zwingen, musste vor der Küste die Flotte der siegreichen Weltmächte ihre Stärke demonstrieren. Der ganze Kai von Bar ist ein großer Park mit Palmen, Restaurants und Kinderspielplatz, es ist dort sehr lieb. Ein bisschen anders schaut es ein paar hundert Meter weiter im Innenland aus, wo Plattenbauwohnhäuser aus der kommunistischen Zeit das Bild der Stadt dominieren.

               Das neue Bar ist nämlich eine ziemlich junge Stadt, die um den ehemaligen Hafen entstanden ist. Die antike Stadt, die Antibari hieß, weil sie an der Küste gegenüber der italienischen Stadt Bari lag, befindet sich in den Bergen und ist von der Küste einige Kilometer entfernt.

So war es der Brauch in der Antike, nicht anders war es in Athen mit Piräus oder in Ephesos mit seinem Hafen. Das alte Bar ist eine monumentale Ruine, weil es in Rahmen der Befreiungskämpfe im Jahr 1878 vollständig zerstört und nie mehr wieder aufgebaut wurde. Die Türken leisteten in der dortigen Festung hartnäckigen Widerstand bis zum bitteren Ende. Die befestigte Ruine ist eines Besuches wert, die mächtige Stadtmauern blieben beinahe unbeschädigt, zum Tor führt ein Gässchen zwischen Geschäften und kleinen Cafés, meistens mit moslemischen Verkäufern, im Alten Bar lebt die moslemische Kommune, die meistens in Norden Montenegros ansässig ist. Davon zeugen auch einige Moscheen, die man in der Stadt unterhalb der Ruinen der Altstadt sehen kann. Die Venezianer schafften es, die Stadt im Jahr 1443 zu erobern, gerade rechtzeitig, um ihre Einnahme durch die Türken zu verhindern. Sie konnten die Stadt allerdings nur bis zum Jahr 1571 halten, dann kamen doch die Türken. Die Mehrheit der Relikte stammt also aus der türkischen Epoche, wie das türkische Bad, der Uhrturm oder ein Aquädukt, mit dem Türken die Festung mit Wasser versorgten. Es ist schwer zu glauben, aber als fast alle modernen Gebäude in der Stadt einem Erdbeben im Jahr 1979 zu Opfer gefallen sind, verursachte dieses bei dem türkischen Aquädukt nicht den geringsten Schaden. Alle Ehre also der türkischen Baukunst dieser Zeit!

Auf dem höchsten Punkt der Stadt gibt es eine Zitadelle mit wunderschönen Aussichten bis zum Meer und auf die Berge, die die Stadt von Süden und von Osten beinahe bedrohlich umzingeln. Bei diesem Blick versteht man, woher Montenegro seinen Namen hat. Im Hof der Festung gibt es eine Zisterne, in der in der Zeit der italienischen Okkupation (1941 – 1944) einige jugoslawischen Freiheitskämpfer von den Italienern ertränkt worden sind. An diese Tatsache erinnert eine Tafel mit einer Aufschrift in zyrillischer Schrift. Die Tatsache, dass ich versucht habe, den Text zu entziffern, brachte eine anwesende Touristin zur Frage, ob ich ein Russe sei. Als ich es verneinte, stellte sich die Dame selbst vor. Sie war eine Russin aus Sankt Petersburg, die in der Zeit, als es in Montenegro noch sehr billig war, ein Apartment in Budva kaufte. Jetzt führte sie ihre Verwandten aus Omsk durch das Land, in dem sie seit dem Apartmentkauf jeden Sommer verbrachte.

               Budva ist nämlich wirklich fest in russischer Hand. Russisch hört man auf jedem Schritt, die Stadt ist die Hauptstadt der montenegrinischen Touristik mit großem Jachthafen und Unmenge von Hotels. Überraschenderweise war es nicht schwierig, ziemlich nahe an dem Stadtzentrum zu parken.

Allerdings auf der Wiese vor der Stadtmauer, wo ich einmal im Jahr 1982 mit meinem finnischen Freund Heikki geschlafen habe, stehen heute Hotels, Hotels und wieder einmal Hotels. Budva ist durch sein Nachtleben berühmt, mit Diskotheken, Restaurants und Bars. Budva war – im Gegensatz zu Bar – bis zum Jahr 1918 österreichisch- Es ist lieb, wie viele z.B. ungarische Worte aus dieser Zeit geblieben sind. Die Altstadt in Podgorica heißt „stary varoš“ (die Neustadt dann logisch „novy varoš“. Varos ist das ungarische Wort für Stadt). Der Strand nahe Budva heißt dann „Bečiči“. Den Zusammenhang versteht man nur, wenn man weiß, dass Wien ungarisch Bécz heißt, also Bečiči ist „kleines Wien“ an der Adriaküste. Von der Tatsache, dass sich hier die Habsburger nicht wirklich willkommen fühlten, zeugt die Festung in der Altstadt von Budva. Auch in Richtung Stadt hat sie keine Fenster, dafür aber zahlreiche Schießscharten, offensichtlich bestand ein Bedarf, sich nicht nur gegen den Feind vor den Mauern sondern auch gegen die eigene Bevölkerung zu schützen. Von den Mauern der Festung gibt es wunderschöne Aussichten. Es ist möglich, eine Eintrittskarte für einen Rundgang auf den Stadtmauern zu kaufen, um am Ende des Weges zu erfahren, dass es keinen Rundgang gibt. Der Spaziergang endet unter der Terrasse eines Luxusrestaurants und man muss den gleichen Weg wieder zurücklegen. Also kann man die Schönheit der Aussichten von den Mauern gleich zweimal genießen. Dabei auch den Blick auf die Insel Sankt Nikola, wo es die schönsten Stadtstrände gibt und wohin die Boote pendeln, um dorthin badesüchtige Touristen zu transportieren. Strände gibt es auch unter den Stadtmauern, wohin man durch ein kleines Tor in den Stadtmauern gelangt oder es gibt auch der große Strand „Slovenska plaža!“ südlich der Altstadt.

               Budva ist sehr schön, weil es vollständig wiederaufgebaut wurde. Nach dem Erdbeben im Jahr 1979 blieben von mehr als 200 Gebäuden in der Altstadt ganze fünfzehn unbeschädigt. Deshalb durften wir damals mit Heikki nicht in die Stadt hinein, weil im Jahr 1982 die Bausubstanz noch viel zu instabil und sturzgefährdet war. UNESCO schlug damals vor, um einer Horrorvorstellung zuvor kommen, dass auf der Stelle der Ruinen das kommunistische jugoslawische Regime Platenbauten bauen würde, die Städte Budva und Kotor in die Liste der Weltkulturerbe aufzunehmen und für eigenes Geld zu erneuern. Die jugoslawische Regierung nahm dieses Angebot dankend an – im Gegensatz zu Dogmatikern in Moskau, Berlin oder Prag war Josip Bros Tito ein Pragmatiker. Die Schönheit des alten Budva war damit gerettet. Durch enge Gassen kämpft man sich bis zum Hauptplatz, der von drei Kirchen umzingelt ist – also durch die katholische Kirche des Heiligen Johann des Täufers, weiter durch die orthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Die älteste Kirche in Budva ist die angeblich aus dem Jahr 840 stammende „Santa Maria in Punta“ und neben ihr ein kleines Kirchlein des heiligen Sava, das mehrmals seinen Besitzer wechselte. Seit dem Jahr 1657 ist es orthodox, aber die Franziskaner, die in ihm bis zu diesem Jahr residierten, durften den Schlüssel der Kirche behalten – man weiß ja nie…

Wir waren zweimal im Restaurant „Dvorište“ essen. Sehr gutes Essen, angemessene Preise und sehr gute nette Bedienung, ich kann es nur empfehlen.

Der schönste Blick auf Budva gibt es von der Straße ins Landesinnere in Richtung Cetinje. Die Straße ist neu und gut ausgebaut und überwindet einen Höheunterschied von 900 Metern. Oben sind schöne Aussichtspunkte, der Blick nach unten auf die Stadt ist einfach atemberaubend.

Unweit von Budva befindet sich die Insel „Sveti Stefan“ (dank eines Dammes, der sie mit dem Festland verbindet, wurde die Insel zu Halbinsel). Dort bekam ich das Gefühl, wie sich Montenegro seit meinem letzten Besuch im Jahr 1982 geändert hat. Damals konnten wir an der Küste unmittelbar gegenüber der Insel in einem Apartment wohnen, und zwar als Studenten für einen annehmbaren Preis, heute wäre so etwas undenkbar. Die ganze Insel ist heute (war allerdings immer schon) ein Luxushotel, wo eine Nacht mit dem Blick aufs Meer 5000 Euro kostet und für ein Zimmer inmitten der Insel man NUR 1000 Euro pro Person und Nacht zahlt. Im Jahr 1982 durfte man die Insel trotzdem besuchen und schauen, wo bestimmte Prominenten wie z.B. die Queen, wohnten) heute geht es nicht mehr. Die Strände, wo wir mit Heikki gebadet haben, sind für die Öffentlichkeit geschlossen, nur wenn sie nicht mit Hotelgästen ausgelastet sind, darf man eine Eintrittskarte für 75 Euro pro Tag kaufen.

Montenegro II

Ich würde heute meinen Artikel mit dem gleichen Zitat aus dem deutschen Reiseführer anfangen, mit dem ich vor zwei Wochen mein Schreiben beendet habe. Also:

„Die Abfahrt von Jadranski Put hinunter an den Strand des Retortendorfes Čanj lohnt sich eigentlich nur für Reisende mit sehr schmalem Budget und geringen Ansprüchen. Fast ausschließlich Urlauber aus Serbien sowie ein paar versprengte Tschechen und Ungarn verbringen hier ihren Urlaub auf der Luftmatratze. Am Wochenende wird es dann richtig voll, denn von Podgorica sind es durch den neuen Straßentunnel nur noch 45 Minuten bis hierher. Da ist es natürlich praktisch, dass der hintere Teil des Kiesstrands gleich als Parkplatz ausgewiesen ist.“

               Trotzdem hat nicht einmal dieser Reiseführer das Hauptproblem von Čanj erfasst – nämlich, dass es sich tatsächlich um den Stadtstrand der Hauptstadt von Montenegro Podgorica handelt. Nach dem Bau des Straßentunnels, der Podgorica mit der Küste anbindet, ist gerade Čajn der nächstgelegene Strand, zu dem die Einwohner von Podgorica aufbrechen, wenn sie sich entscheiden, ans Meer zu fahren. Und das tun sie leider häufig. Die Fahrt hierher mit dem Auto dauert  – wie schon erwähnt – ungefähr eine Dreiviertelstunde, also es zahlt sich aus, sogar nachmittags nach der Arbeit herzufahren und ein kleines Bad im Meer zu nehmen. Diese Möglichkeit wird leider sehr oft genutzt – meiner Meinung nach viel zu oft. Also das schöne Photo im Internet wurde sicherlich irgendwann in April um sechs Uhr morgens geschossen.

Das ist nämlich wahrscheinlich die einzige Zeit, wenn der Strand nicht überfüllt ist. Übrigens, es gibt nicht nur „ein paar versprengte Tschechen“ hier. In einem alten Hotel am Strandrand residiert die tschechische Versicherung „Mořský koník“, also „Seepferd“ und organisiert hier Erholungsaufenthalte für tschechische Kinder.

Die einzige Alternative für ein schönes Bad ist ein Transfer mit einem Boot für drei Euro zum „Königsstrand“, der sich hinter einem Felsen in einer anderen Bucht befindet. Leider ist diese Überfahrt für Menschen mit Kinetose, wie zum Beispiel meine Frau, nicht unbedingt empfehlenswert.

               Übrigens Čanj war der nördlichste Punkt von Montenegro bis zum Jahr 1918. Zwei Kilometer nördlich von diesem Dorf gibt es einen Pass, der in den Jahren 1878 – 1918 die österreichisch-montenegrinische Grenze war. Das Städtchen Petrovac – damaliges venezianisches und später österreichisches „Castello Lastva“ war der südlichste österreichische Ort. So weit nach Süden reichte nach dem Wiener Kongress Österreich-Ungarn und Montenegriner wechselten auf der anderen Seite der Grenze die Türken im Jahr 1878 aus, als sie mit russischer Hilfe den Zugang zum Meer eroberten – damals nach 1878 gehörten aber zu Montenegro lediglich die Häfen Antibari (das heutige Bar) und Ulcinj.

               Natürlich besaß ich die Adresse unserer Unterkunft. Der Name „Apartman Promis“ klang nobel und ich war überzeugt, dass in einem Loch wie Čanj doch jeder Mensch wissen müsste, wo das ist. Obwohl mein GPS natürlich keine Ahnung hatte. Es brachte uns nach Čanj , den Namen der Straße kannte es aber natürlich nicht und ich konnte den richtigen Ort nicht finden. Meine Frau war überzeugt, dass sie unser Apartment in einem Gebäude am anderen Ende des Ortes erkennen konnte, wir fuhren also hin. Vor den Häusern, die denen aus dem Internet absolut ähnelten, obwohl sie keine sichtbare Bezeichnung des Apartments trugen, gab es einen öffentlichen Parkplatz. Ich blieb dort stehen und fragte einen jungen Mann, der dort die Parkgebühren einhob, ob das Gebäude vor uns „Apartman Promis“ sei. Er sagte absolut überzeugend, dass es sicher nicht so sei, er müsste darüber doch etwas wissen. Ich wurde unsicher, allerdings glaubte ich ihm und fuhr weg, um unsere Unterkunft zu suchen. Entlang der Küstenstraße gab es eine Menge kleiner Geschäfte, Strandbars und Restaurants, ich hielt bei einem Geschäft an und zeigte der Verkäuferin die Adresse unserer Unterkunft. Sie schüttelte den Kopf und meinte, es wäre sicher nicht dort. Ich begann zu schwitzen und wandte ein, wir wären doch in Čanj. Das war sie bereit zu gestehen, sie meinte aber, dass es die Adresse auf unserer Buchung über „Booking com“ im Ort sicher nicht gäbe. Ein bisschen irritiert entschied ich mich in einem Restaurant nach dem Apartment zu fragen. Ein guter Wirt muss doch alles wissen! Er meinte aber, dass er von einem Apartment mit diesem Namen und über diese Adresse, die ich auf meinem Papier hatte, noch nie etwas gehört hätte. Ich begann zu ahnen, dass wir Opfer von Internetbetrügern waren. Auf der Buchung gab es aber eine Telefonnummer. Ich rief an… und ich läutete ins Leere. Nicht nur das erste Mal, sondern auch das zweite Mal hat niemand abgehoben. Das dritte Mal meldete das Telefon, dass die gerufene Nummer unerreichbar wäre. Kurz bevor ich in Ohnmacht gefallen wäre, erinnerte ich mich, das ich bei der Einfahrt in den Ort einen Polizisten sah, der gerade dabei war, jemandem einen Strafzettel auszustellen. Ein Polizist MUSS doch wissen, wo es welche Adresse gibt – in einem Ort, um den er sich kümmert.

               Wir fanden den Polizisten. Ich fragte ihn nach der Adresse und er meinte, dass so etwas sich in Čanj sicher nicht befinde. Er merkte meine Blässe und rief die Telefonnummer aus meiner Buchung an. Ich wandte ein, dass ich diese Nummer bereits dreimal erfolglos angerufen hatte. Er reagierte auf meinen Einwand nur mit einer missachtenden Handbewegung und tippte die Nummer in sein Handy. Diesmal wurde auf der anderen Seite sofort abgehoben. Es folgte ein langes und sehr emotionales Gespräch. Dann forderte mich der Polizist auf, ihm zu folgen. Er schaltete an seinem Motorrad das Blaulicht ein und führte uns – direkt vor die Apartments, wo wir am Anfang unserer Suche waren.

Der junge Mann auf dem Parkplatz war sehr überrascht, uns wieder zu sehen. Noch mehr überrascht war er, als er erfuhr, dass das Haus hinter dem Parkplatz, wo er bereits den ganzen Sommer die Parkgebühren eingehoben hat, ein Apartment namens „Promis“ ist.

               Die Zufahrt zum Appartement war nicht ganz einfach, weil serbische Touristen ihre Autos in zwei Reihen nebeneinander abgestellt und somit die Zufahrt beinahe verschlossen hatten, aber als ich mich auf dem Parkplatz umdrehte und die Zufahrt von der anderen Seite angefahren hat, gelang es mir mit Hilfe meiner Gattin und fester Nerven mein Auto doch in die Lücke zu pressen und bald danach vor unserem Appartement einzuparken. Die Dame in der Rezeption sprach sehr gut Russisch und Englisch gleich schlecht wie ich, also war die Kommunikation mit ihr absolut problemlos. Man durfte ausschließlich in bar zahlen, es wurden keine Karten akzeptiert. Zum Glück rechnete ich damit und hatte genug Bargeld zur Hand. Auf die Frage, wo sich der nächste Bankomat befinde, um die dadurch erschöpfte Geldresourcen aufzufüllen, sagte mir die Dame, dass es in Bar wäre. Die Stadt Bar war elf Kilometer entfernt. In diesem Moment begann ich zwei Dinge zu ahnen:

  1. Čanj ist kein touristisches Zentrum, wie wir gewohnt sind. Das bestätigte sich auch. Wir fanden hier ein einziges Restaurant, das sogar Sonnenschirme mit einer Werbung für das tschechische Bier „Staropramen“ hatte (Obwohl es nur „Nikšičko pivo“ in Angebot gab – das Bier war aber nicht schlecht). Es gab hier nur ein Hotel. Als wir dort einmal zum Mittagessen gingen, war das Personal von der Anwesenheit der Ausländer so durch den Wind, dass wir uns weitere Besuche lieber ersparten. Ein Geschäft vom Typ eines Supermarkets gab es hier keines und das ganze Dorf wurde von einem Polizisten bewacht – dem, der uns zu unserem Appartement brachte und seit diesem Moment mit uns sehr befreundet war – übrigens bekam er für die Rettung unserer Leben zehn Euro als Trinkgeld.
  2. Ganz Montenegro ist eine große Waschmaschine fürs Geld. Und zwar für russisches Geld. Es gibt doch nichts Besseres, als in dieses Land schmutzige Rubel zu investieren und aus der Waschmaschine dann saubere Euros zu kassieren. In Montenegro zahlt man mit Euro, obwohl das Land keine eigene Emissionspolitik betreibt (obwohl es eine Nationalbank in Podgorica besitzt – welche Funktion diese Bank hat, habe ich nicht entziffert). EU akzeptiert schweigend diesen Auswuchs, offensichtlich bringt er doch bestimmte Vorteile. Es war eine Tat des Präsidenten Djukanovič, als Montenegro noch ein Teil der serbisch-montenegrinischen Föderation war. Im Jahr 1999 nach der Bombardierung von Serbien durch die Flugzeuge der NATO befürchtete Djukanovič eine Inflation des serbischen Dinars. Er entkoppelte also die eigene Währung und nahm als offizielles Zahlungsmittel im Land die deutsche Mark an (die seit 1998 bereits ein offizielles Zahlungsmittel im benachbarten Bosnien und Herzegowina war). Als dann Deutschland der Eurozone beitrat, folgte ihm Montenegro – im Gegensatz zu Bosnien. Der größte der montenegrinischen Kurorte am Meer – Budva – ist fest in russischer Hand, für russische Touristen wurde sogar ein Militärflughafen in Tivat in einen zivilen Flughafen umgebaut – der Weg nach Montenegro führt direkt am diesen Flughafen vorbei, als über mein Auto in einer ungefähr Dreißigmeterhöhe ein großes Flugzeug der Aeroflot schwebte, war ich mir nicht sicher, wie es der Pilot meinte und ob er gerade landete oder abstürzte. Die  Montenegriner haben – ähnlich wie die Serben – ein traditionell gutes Verhältnis zu Russland und die Ähnlichkeit ihrer Sprache mit Russisch verdankt sie nicht nur den gemeinsamen slawischen Wurzeln, aber auch der Tatsache, dass der Gründer der serbischen (und damit auch montenegrinischen) Sprache Petar Petrovič Njeguš in Sankt Petersburg studierte.

Wir haben also unsere Unterkunft bezogen, die Apartments waren schön, neu und sauber mit einem Schwimmbad und sogar auch die Mehlschwalben auf dem Balkon hielten sich an die Vorschriften der Sauberkeit. Wir bereiteten uns vor, das interessante Land zu erkunden. Aber darüber das nächste Mal.