Nach dem Artikel über Pinzgau vor 2 Wochen, kann ich nicht widerstehen, um den Bericht um das nächste Tal in der gleichen Region zu ergänzen, obwohl ich diesen Teil von Pinzgau bereits voriges Jahr besucht habe.

Saalbach-Hinterglemm war lange Zeit ein Schizentrum, das ich immer wieder verpasste. Ich war überall in der Umgebung – am Wilder Kaiser, in Kitzbühel, am Hochkönig –, doch das hochgelobte Saalbach blieb mir verborgen. Bis zu vorigem Winter, als ich endlich mit meinem Sohn hinfuhr, und es war wirklich großartig, auch wenn wir in drei Tagen Schifahrens nur 150 der insgesamt 650 Pistenkilometer bewältigten. Das war mehr als genug für uns. Am Ende unseres Aufenthaltes saßen wir dann auf der Terrasse der Hütte am Westgipfel des Schattbergs, genossen die Sonne, während mein Sohn über einen QR-Code Getränke bestellte, mit seinem Handy bezahlte, und diese dann tatsächlich ankamen – was mir ein kleines seelisches Trauma bereitete. Von dort sah ich den Weg zum nächsten Gipfel (es war der Stemmerkogel), der so greifbar nah war, dass ich den starken Wunsch verspürte, im Sommer mit meiner Frau zurückzukommen und sie auf diesen verlockend nahen Gipfel zu führen.

Wussten Sie, dass die Farbe Weiß Dinge näher erscheinen lässt? Ich hatte es geahnt, aber nicht, dass es so stark wirkt. Als wir dann im Sommer am Westgipfel des Schattbergs standen (kommend zu Fuß vom Ostgipfel, den wir mit der Seilbahn erreicht hatten), wirkte der Gipfel gar nicht mehr so nah. Trotzdem erklommen wir ihn tapfer – es war tatsächlich nicht schwierig.

Stemmerkogel

Auch im Sommer gibt es viele Touristen in Saalbach, vor allem Radfahrer. Mountainbiking und insbesondere Abfahrten auf den speziell präparierten Wegen vom Gipfel (wohin sie mit der Seilbahn gelangen) sind hier der große Renner. Wir Fußgänger waren eher eine geduldete Minderheit, aber es hat sich gelohnt. Der Saalbach-Hinterglemm-Kamm ist grün und sanft (deshalb wird hier im Winter Ski gefahren), bietet aber auf beiden Seiten atemberaubende Ausblicke. Im Norden sieht man den Hochkönig, dann die Steinberge (bei Berchtesgaden, Saalfelden und Löfler, nach welchen Städten Teile dieses Gebirges benannt sind). Es handelt sich hier um echte Felsgebirge mit Höhen über 2000 Metern, die Ehre ihrem Namen machen. Und ganz im Westen ragt das zerklüftete „Wilder Kaiser“-Gebirge auf, unter dem das Dorf Elmau liegt, das durch die TV-Serie „Der Bergdoktor“ berühmt wurde.

Im Süden erheben sich die Dreitausender der Hohen Tauern mit dem dominanten Kitzsteinhorn und dem Großvenediger (der Großglockner, Österreichs höchster Berg, ist eher im Hintergrund und eigentlich gar nicht so dominant). Das Panorama ist atemberaubend und absolut sehenswert.

Ein Vorteil ist, dass man mehrere Gipfel mit Seilbahnen erreichen kann. Das Beste daran: Wenn man in einer Unterkunft übernachtet, die Partner der sogenannten „Jokercard“ ist, sind alle diese Seilbahnfahrten im Übernachtungspreis inbegriffen, sodass man kostenlos fahren kann. Es lohnt sich also, zu prüfen, ob die gebuchte Unterkunft wirklich ein Jokercard-Partner ist. Andernfalls kann der Aufenthalt teurer werden – es sei denn, man ist ein begeisterter Wanderer, der die Gipfel wie einst Erzherzog Johann aus dem Tal erklimmt. Wir hatten ein Apartment, das der Partner war, und das hat sich sehr gelohnt (neben den Seilbahnen und anderen Kleinigkeiten kann man zum Beispiel in den Kapruner Thermen eine Stunde länger bleiben). Die Jokercard ermöglicht auch kostenloses Parken an den Seilbahnen – man muss nur das Ticket an der Kasse bestätigen lassen. Es gilt bis 18 Uhr, danach wird das Parken kostenpflichtig, um zu verhindern, dass raffinierte Touristen die Parkplätze für Abendessenbesuche nutzen.

Direkt von Saalbach aus führen zwei Seilbahnen auf die Schattberggipfel – der „Schattberg X-Press“ auf den Ostgipfel und die „Westgipfelbahn“ auf den Westgipfel. Es gibt noch einen Mittengipfel, der sogar der höchste der drei Schattberggipfel ist, aber zu diesem muss man zu Fuß gehen.

Zum Westgipfel fährt auch eine kurze Seilbahn, der „Schattberg Sprinter“, der jedoch für den Transport von Fahrrädern und Radfahrern dient, die dann auf den Winterabfahrten hinunterfahren und anschließend die chirurgischen Ambulanzen in Zell am See oder in Saalfelden füllen. Für die Radfahrer ist es ein wahres Paradies, weshalb es auch so viele davon gibt. Die Abfahrten sind unterschiedlich schwierig und farblich markiert gleich wie die Schipisten im Winter – blau, rot und schwarz. Die schwarzen Abfahrten sind natürlich nur für Lebensmüde, die blauen fahren auch Kinder hinunter. Auf den schwarzen gibt es Sprünge von bis zu fünf Metern, auf den blauen angeblich maximal einen Meter. Ich habe es nicht ausprobiert – mein zweimal operiertes Knie hätte mir wohl nach dem ersten, auch nur ein Meter hohen Sprung, ein paar Ohrfeigen verpasst. Das Problem stellen vor allem die roten Abfahrten dar. Auf diese wagen sich auch weniger Erfahrene und blockieren dann die schnelleren Fahrer, vor allem in Kurven, was gefährlich werden kann. Im Gegensatz zu Schipisten, wo man solchen langsamen Schifahrern ausweichen kann, gibt es hier nur eine Spur, dass Überholen praktisch unmöglich macht.

Für wirkliche Anfänger gibt es ein Übungsgelände direkt in Saalbach. Es ist nicht nötig, Fahrräder und Ausrüstung mitzubringen – praktisch überall gibt es Verleihstationen, wo der Wagemutige alles bekommt, vom Fahrrad über Helm bis zur vollständigen Rüstung, um die Unfallambulanzen doch etwas zu entlasten. Radfahrer haben mit der Jokercard zwei Fahrten pro Tag kostenlos (es wird davon ausgegangen, dass sie im Gegensatz zu Fußgängern den Weg nach unten eigenständig zurücklegen). Wer den ganzen Tag Seilbahn fahren möchte, muss ein Tagesticket kaufen, wobei die Jokercard einen Rabatt bietet.

Auf dem Ostgipfel des Schattbergs beginnt die attraktivste (und anstrengendste) Wanderung in dieser Region: die „7-Summits“-Tour.Auf dieser Tour besteigt man an einem Tag sieben Gipfel, überwindet insgesamt 1450 Höhenmeter, und die gesamte Strecke beträgt etwa 24 Kilometer. Es geht zwar über den Kamm, und man startet vom Ostgipfel des Schattbergs in über zweitausend Metern Höhe, aber der Kamm ist ein ständiges Auf und Ab, das kein Ende nimmt. Also nichts für ältere Wanderer über sechzig, es sei denn, sie sind täglich in den Bergen unterwegs. Niedrigere Gipfel wie der Saalbachkogel zählen nicht einmal zu den sieben Gipfeln, müssen aber dennoch erklommen werden. Vom Ostgipfel des Schattbergs geht es zuerst zum Westgipfel. Dann auf den Stemmerkogel (dorthin sind wir mit meiner Frau gekommen), und dann weiter zum Hochkogel (der hat mich noch gelockt, aber meine Frau nicht, und so hat er mir dann auch irgendwann meine Sympathie verloren). Danach wird es wirklich interessant und manchmal sogar spannend, besonders auf dem Weg zum Hochsaalbachkogel – der Aufstieg ist hier mit Seilen gesichert. Dann führt der Weg über den Bärensteigkogel und den Manlitzkogel zum Mittagskogel. Selbst wenn man mit der ersten Seilbahn losfährt, wird man bis zum „Mittagsgipfel“ nicht vor dem Mittag ankommen – vermutlich liegt der Gipfel einfach genau im Osten, „zur Mittagszeit“, und daher hat er seinen Namen. Schließlich erreicht man den mit 2363 Metern über dem Meer höchsten und glücklicherweise letzten Gipfel der Tour, den Geißstein. Doch wer glaubt, mit der Besteigung dieses Gipfels sei die Herausforderung gewonnen, liegt falsch: Der Abstieg über Birgel ins Tal ist lang und mühsam. Natürlich, wie überall in Österreich, ist der Weg von Berghütten gesäumt, wo man essen und trinken kann und erschöpfte Wanderer hier sogar übernachten könnten.

Nein, wir waren nicht so ehrgeizig. Stattdessen fuhren wir mit der Seilbahn „12er Kogelbahn“ auf den „12er Kogel“.

Die Talstation liegt diesmal in Hinterglemm, und es gibt auch hier genügend kostenlose Parkplätze. Was sich hier die Einheimischen alles einfallen lassen, um Touristen und vor allem Familien mit Kindern anzulocken, ist wirklich bewundernswert. Spielplätze für Kinder, Liegestühle, Restaurants, Aussichtsplattformen und ein absolut erstaunlicher Minigolfplatz mit originellen Holzschlägern.

Minigolf auf dem “12-er Kogel”

Wir aber machten uns auf den Weg zum „Hohen Penhab“, der den Zwölferkogel um etwa zweihundert Meter überragt. Es ist nichts besonders Anspruchsvolles. Von dort führt ein fantastischer „Panoramaweg“ entlang des Kamms mit wunderschönen Ausblicken auf das Kitzsteinhorn und den Großvenediger. Es ist ein Spaziergang von etwas mehr als einer halben Stunde, der unvergesslich bleibt.

Hinter einem Sattel gibt es noch einen Aufstieg zum Gipfel namens Schönhoferwand. Danach hat man als Wanderer mehrere Möglichkeiten: Man kann weiter entlang des Kamms gehen, über den „Heimat Rundweg“ zum Zwölferkogel zurückkehren oder zum Elmaualm absteigen und dort essen. Wir wählten die letzte Variante; nach einer Pause auf dem Elmaualm kann man zur Mittelstation der Seilbahn gehen (leider etwas bergauf, was meiner Frau nicht ganz gefiel) und von dort nach Hinterglemm zurückfahren. Diese Tour ist unvergesslich, und wer einmal in Saalbach ist, sollte sie auf jeden Fall machen. Selbst vierjährige Kinder haben sie geschafft, und das Erlebnis ist großartig.

Weitere Seilbahnen, die in der Jokercard enthalten sind, sind die Kohlmaisbahn, die vom Zentrum Saalbachs startet. Angeblich gibt es hier Parkplätze, aber wir haben keine gefunden – zumindest nicht an der Talstation der Seilbahn. Anders als die Seilbahnen, die wir nutzten, fährt diese nach Norden, also näher zu den Steinbergen, und auf eine etwas niedrigere Höhe von 1794 m.ü.M.

Die Reiterkogelbahn in Hinterglemm bringt Sie auf eine Höhe von nur 1480 Metern. Sie wird häufig von Skifahrern im Winter und Radfahrern im Sommer genutzt. Zu den Gipfeln der Berge ist es von hier aus noch weit (oder hoch, je nachdem, wie man es sieht).

Zur letzten Seilbahn im Angebot, der Asitzbahn/Steinbergbahn, muss man ein Stück mit dem Auto nach Leogang fahren, das ein Tal weiter liegt. Im Winter gibt es auf dieser Seite komfortable Abfahrten mit blauen Pisten (oder auch roten, die aber in Wirklichkeit auch blau – na sagen wir dunkelblau – sind). Im Sommer hat man die Möglichkeit, die Steinberge wirklich direkt vor sich zu sehen. Wer seine Nervenstärke testen möchte, kann den Flying Fox XXL erleben, auf den die Jokercard einen Rabatt von zehn Prozent gewährt. Ein Stück weiter im gleichen Tal, in Fieberbrunn, steht das berühmte Jakobskreuz. Das riesige Holzbauwerk auf dem Gipfel ist mit dreißig Metern Höhe das größte Gipfelkreuz der Welt, das man besteigen kann. Es hat fünf Aussichtsplattformen und war schon in zahlreichen österreichischen Filmen zu sehen. (In Krimis stürzt oder springt man häufig von diesem Kreuz – immer mit tödlichem Ausgang). Man kann mit der Pillersee-Seilbahn dorthin fahren, diese ist aber nicht in der Jokercard enthalten. Wer sich also Euros sparen möchte, kann die Höhe von 1456 Metern auch zu Fuß erreichen.

Jakobskreuz

Wir entschieden uns aber für einen Besuch des Kitzsteinhorns. Über den habe ich vor zwei Wochen berichtet, also heute nur sehr kurz..

Zum Kitzsteinhorn fährt man – wie schon erwähnt – über Kaprun. Dort gibt es eine Seilbahn, die jedoch nicht direkt aufs Kitzsteinhorn führt, sondern auf den Maiskogel. Von dort kann man angeblich mit der modernsten Gondelbahn zur Mittelstation des Kitzsteinhorns weiterfahren, allerdings kostete dieses Vergnügen 63 Euro pro Person. Wenn man Kaprun durchfährt und nach sechs Kilometern unter der „Gipfeljetbahn“ parkt, kostete die Fahrt zum Gipfel „Top of Salzburg“ immerhin „nur“ 54,50 Euro. Diese Seilbahnen sind nicht im Jocker-Card-Angebot enthalten. Es ist also kein günstiges Vergnügen, aber es lohnt sich. Für die Seilbahn „Aquilla di Midi“ am Mont Blanc in Chamonix haben wir schon vor zehn Jahren 55 Euro pro Person bezahlt. Ich will gar nicht wissen, was das heute bei der aktuellen Inflation kostet. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist der „Gletscherjet“ in Kaprun geradezu günstig.

Wer denkt, er fährt einfach mit der Gondel hoch, trinkt einen Kaffee und fährt dann wieder runter, und das sei ein Programm für eine Stunde, der irrt gewaltig. Man könnte einen ganzen Tag auf dem Kitzsteinhorn verbringen. Es gibt hier zahlreiche Attraktionen. Nach der Ankunft an der Bergstation der Seilbahn kann man sich entscheiden, ob man den Lift direkt zum Restaurant nimmt oder lieber über die letzten Überreste des Gletschers zur „Ice Arena“ läuft, einem sogenannten Schneestrand.

Dort gibt es einen Förderbandlift, der Touristen, insbesondere Kinder, die auf Plastikschlitten im Schnee rutschen wollen, auf 3000 Meter Höhe bringt. Wir rutschten nicht. Von dort führt ein Weg zur Aussichtsplattform „National Gallery Platform“, die einen Blick auf die österreichischen Dreitausender der Hohen Tauern mit dem Großglockner im Hintergrund bietet, der sich allerdings oft in Wolken versteckt. Es gibt hier auch einen Skywalk, auf dem sich Touristen fotografieren können, mit dem Großglockner im Hintergrund, auch wenn man ihn oft aus dem bereits erwähnten Grundhäufig nicht sehen kann. Ich hatte Glück, für gute halbe Stunde hat sich die Spitze über die Wolken gezeigt, aber das war auch schon.

Von der Aussichtsplattform führt ein Tunnel zum Restaurant. Der Tunnel ist 360 Meter lang und wurde in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gegraben. Heute befindet sich hier die „Nationalpark Gallery“, ein Lehrpfad zur Entstehung der Hohen Tauern vor 400 Millionen Jahren, über Flora und Fauna, Bergsteiger, Halbedelsteine in den Felsen und vieles mehr. Es gibt zweimal pro Tag eine Führung, die ungefähr eine Stunde dauert. So gelangt man schließlich zum „Gipfel Restaurant“. Es ist eine Gaststätte mit Selbstbedienung, gestresstem fremdsprachigem Personal und nicht gerade empfehlenswertem Essen. Wenn man aber den ganzen Tag in 3000 Metern Höhe verbringen möchte, bleibt als Alternative nur noch eine Jause im Rucksack. Also, bitte, vorsorgen!

Zurück zur Mittelstation kann man wieder mit dem Gletscherjet fahren, aber ab dem Restaurant fährt alle fünfzehn Minuten auch eine große Gondel, bei der man sich ein Umsteigen spart. Und man hat die Möglichkeit, das Kitzsteinhorn wieder aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sehen.

Den Abschluss des Tages bildete dann ein Besuch in der Therme in Kaprun.

Therme Kaprun

Sie liegt direkt am Anfang des Ortes. Das Wasser ist zwar nicht besonders warm, aber für einen Sommerbesuch genau richtig, und man kann das gesamte Panorama der Berge direkt gegenüber aus dem Wasser beobachten. Außerdem wird man direkt im Wasser bedient. Der Kellner nimmt die Bestellungen am Schwimmbeckenrand auf, bringt das Getränk bis an den Pool und man bezahlt mit der Uhr am Handgelenk, die man an der Kasse bekommen hat. Also, wer es nicht möchte, muss das Wasser nicht einmal verlassen. Und mit der Joker-Card kann man eine Stunde länger bleiben, also wenn man ein Drei-Stunden-Ticket für 24 Euro kaufte, durfte man vier Stunden lang baden. Ich nehme an, auch hier ist inzwischen die Inflation zugeschlagen, also die aktuellen Preise werden woanders liegen.

Also findet fast jeder in dieser Region etwas für sich: Mountainbiker, Wanderer aber auch Menschen, die einfach nur entspannen wollen. Ob nun verschleiert oder unverschleiert. Vielleicht kommen wir hierher noch einmal zurück.

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