Die legendäre Bötchergasse betritt man unter einem goldenen Relief des „Lichtbringers“.

Diese enge Gasse, wo einmal Fässer für den Transport des gesalzenen Fisches erzeugt wurden und nach der Verlegung des Hafens zu verfallen drohte, hat ein bestimmter Ludwig Roselius gerettet. Er kaufte ein Haus nach dem anderen, er ließ sie restaurieren und schmücken. Die größte Kuriosität, die Touristen hierher lockt, ist das Glockenspiel mit dreißig Meißener Porzelanglocken am Haus, das nach ihm seinen Namen trägt.

Es gibt hier aber auch zum Beispiel das „Haus der Sieben Faulen“. Diese sieben Brüder bewiesen, dass die Faulheit der Antrieb des Fortschritts der Menschheit ist, weil sie einen Brunnen bohrten, um nicht das Wasser durch Schlamm aus der Weser nach Hause zu tragen oder Bäume im Garten pflanzten, um nicht aus dem Wald das Holz schleppen zu müssen. Die Häuser in der Gasse sind alle schön, wie St. Petri Haus, das nach dem Patron der Fischer benannt wurde, das Paula Modersohn-Becker Museum, ein Meisterwerk des Expressionismus oder letztendlich das Roseliushaus, genannt nach dem Mäzen, in dem man auch seine Sammlungen besichtigen könnte.

               Entlang des Flusses gibt es eine schöne Promenade „Große Schlachte“, wo wir geräucherte Makrelen aßen und über eine Brücke die Insel Teerhof besuchen konnten.

Die Insel schaut bereits vom Ufer schön aus. Die Häuser auf der Insel wurden im zweiten Weltkrieg vollständig zerbombt, die Bremer bauten hier nach dem Krieg Häuser mit Luxuswohnungen in einem einheitlichen Stil der mittelalterlichen Schiffkontoren. Dann gingen wir in den romantischen Teil der Altstadt, genannt Schnoor. Der Name stammt aus dem Wort „Schnur“, weil sich die Häuser hintereinander, wie die Perlen auf einer Schnur, reihen. Es gibt hier viele Geschäfte, Souvenirs Shops, kleine Werkstätte und kleine Restaurants. Es gibt hier auch das kleinste Hotel der Welt. Dieses Hochzeithotel hat nur einen Raum für die Neuvermählten. Es gibt hier auch eine kleine Küche, damit sich die Braut nach der Hochzeitsnacht gleich als Köchin und Hausfrau bewähren könnte.

               Hinter dem Wall, mit dem die Altstadt umgeben ist, beginnt das so genannte „Viertel“, wo sich das Kulturleben der Stadt konzentriert. Neben der Kunsthalle und dem Theater auf dem Goetheplatz gibt es hier Geschäfte, Restaurants, Bars und alles, was zum Kulturleben gehört.

Das so genanntes „Universum“, ein Gebäude, das an einen großen silbernen Wal erinnert, befindet sich in der Nähe der Universität. Wahrscheinlich deshalb gibt es hier Ausstellungen und Programme mit Bildungsambitionen. Für Kinder ist das sicher faszinierend, aber um die Wahrheit zu sagen, es gab auch für uns einiges Neues, was wir dort erfahren konnten.

               Allerdings – man hat Bremen nicht besucht, solange man nicht im Botanischen Garten, also in einem Rhododendronpark war. Er ist 46 Hektar groß, also wenn man ihn wirklich erkunden möchte, braucht man eine gute Kondition und feste Schuhe. Aber es zahlt sich aus. Die Rhododendrone sind das Symbol der Stadt, man findet sie fast in jedem Garten und wenn sie im Mai und Juni in Blüte stehen, ist das ein wirklich wunderschöner Blick. Ich hatte keine Ahnung, dass es so viele Arten mit unterschiedlichsten Farben und Größe gibt, im Park kann man sogar die Zuchtstation sehen, wo durch Kreuzen neue Arten entwickelt werden.

In der Mitte des Parks gibt es „Botanica“, wo man die Natur verschiedener exotischen Ländern besichtigen konnte.

               Alles also o.k. in Bremen?

               Es konnte sein, hätte ich nicht am Ende unseres Besuches im berühmten Restaurant Ratskeller nach örtlicher Spezialität zum Abendessen verlangt. Das Restaurant befindet sich unter dem Rathaus, das Ambiente ist schön, es gibt verschiedene Separee Räume, wo man bei Date den Abend in einer diskreten Zweisamkeit verbringen könnte. Im Reiseführer wird geschrieben, dass hier im Keller 120 000 Flaschen Wein aufbewahrt werden, die älteste soll aus dem Jahr 1653 stammen. Die wollte ich nicht unbedingt kosten, dafür aber eine örtliche Spezialität. Gerade Bremen waren dann der Anlass, warum ich begonnen habe zu forschen, warum an bestimmten Orten das Essen ungenießbar ist und so den Zusammenhang der Küche mit der Religion entdeckte. So habe ich erfahren, dass diese Stadt bereits im Jahr 1522 zum Protestantismus übertreten war. Das wäre allein keine Tragödie, aber die Bürger von Bremen haben sich für die Lehre Calvins entschieden. Die von meinen Lesern, die meinen Artikel „Calvin ist an allem Schuld“ gelesen haben, wissen schon, wohin ich will.

               Ich bat den Kellner um eine Speise, die typisch für Bremen war. Er meinte, dass die beste Möglichkeit, die originelle Bremer Küche ausprobieren zu können, ein „Seemanlabkaus“ war. Ich ahnte nichts Böses und habe das Wunder der örtlichen Küche bestellt, Ich kam aus dem Erstaunen nicht heraus. Es wurde mir ein suspekter Brei unbestimmter Farbe serviert, zusammengesetzt aus dem geselchten Fleisch und Kartoffelbrei – beides zusammengemixt. Es hatte kein Geschmack, es enthielt offensichtlich keine Gewürze, das einzige essbare war das Spiegelei auf der Kuppe dieses Haufens. Als Beilage wurde ein saurer Hering serviert. Nein, ich habe es nicht geschafft. Meine Familie amüsierte sich köstlich, ich gab in der Hälfte der Portion auf. Das Ei habe ich aufgegessen, vom Hering probierte ich nur einen kleinen Biss.

               Meine Hypothese, wie dieses Essen entstanden ist, ist die Folgende. Die Bremer Matrosen stachen in den See und zum Mittagessen hatten sie geselchtes Fleisch mit Kartoffeln. Dann kam ein starker Sturm und so konnten sie die Portionen, die sie bereits zum Mittag verzehrt haben, zum Abend noch einmal essen. Beim Zahlen schlug ich dem Kellner vor, dass ich bereit bin, die Hälfte des Preises zu zahlen. Die andere Hälfte sollte der Mensch zahlen, der das Essen bereits vor mir im Magen hatte.

               Er lächelte nicht.

               Bremen ist sicherlich schön, die Leute dort lieb, aber einen Sinn für Humor habe ich vermisst.

               „Moin“

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