Die Dominante von Bled, die auf einem hundertvierzig Meter hohem Kalkfelsen über den wunderschönen blauen See mit unglaublich sauberem Wasser emporragt, ist die Burg. Ihre roten Dächer sieht man bereits von ferne und verliert sie während des Aufenthaltes im Ort praktisch nie aus den Augen. Die erste Burg ließ hier der Erzbischof von Brixen bereits im Jahr 1011 bauen, der Felsen lud dazu so beeindruckend ein, dass man einfach nicht widerstehen konnte. Damals hieß der Ort noch Veldes und dieser Name wird in deutschen Texten verwendet. In den Jahren 1511 und 1690 wurden die Burg sowie auch die Stadt von einem Erdbeben schwer beschädigt, also das aktuelle Aussehen der Festung ist das Ergebnis eines Nachbaus nach diesen Katastrophen und es ist ein Mix von Renaissance- und barocken Baustil.

Zur Burg kann man mit dem Auto fahren oder auf einem Pfad vom See aufsteigen – man muss dabei natürlich die 140 Höhemeter überwinden. Es zahlte sich aus, obwohl man für den Eintritt in die Burg 13 Euro zahlen musste (Stand im Jahr 2021) Von den Burgterrassen gibt es nämlich unglaublich schöne Aussichten auf den See und die umliegende Landschaft. Man kann das Museum im Barockflügel der Burg besuchen, wo die Geschichte der Region dokumentiert ist.

Aber aufpassen, nicht übersehen! Ein Teil der Eintrittskarte ist auch ein Gutschein für eine Weinverkostung im Burgkeller. Der örtliche Wein „Zelen“ sprach mich nicht wirklich an, der „Sauvignon blanc“ war aber hervorragend. Slowenische Weine haben einen deutlichen Obstgeschmack. Obwohl sie trocken sind, behalten sie etwas größere Menge vom Restzucker. Es gibt hier natürlich viel mehr Weinsorten zur Verkostung, wir hatten mit meiner Frau aber halt nur zwei Gutscheine. Einmal vor vielen Jahren vertratschte ich mich in diesem Keller mit einem Slowenen, der als Franziskanermönch verkleidet war (wir haben Bled in Rahmen einer gastroenterologischen Fortbildung besucht) und meine österreichische Gruppe fuhr inzwischen mit dem Bus fort. Aber Verständigung mit den Slowenen ist kein größeres Problem und sie sind hilfsbereit. Also brachten sie mich zum Hotel, und ich war dort sogar früher als die Gruppe im Bus, wo inzwischen eine Panik ausbrach, als mein Kollege auf dem Sitz neben mir meine Abwesenheit bemerkte.

Der Seeufer ist achteinhalb Kilometer lang, es handelt sich also um einen zweistündigen Spaziergang, wenn man eine Runde um den See machen will (wir wollten es). Der öffentliche Strand ist an dem von der Stadt am meisten entfernten Platz. Man kann natürlich mit dem Auto hinfahren, für das Parken muss man aber natürlich wieder einmal zahlen. Das Wasser im See ist unglaublich sauber und Ende September war es noch immer warm genug, um baden zu können. Also Badeanzug mitnehmen!

Wenn man ein begeisterter Fischer ist und im See fischen will, kann man ein Boot mit einer Lizenz zum Fischen beim Verein „Ribiška družina Bled“, also „Fishing club Bled“ kaufen. Der Sitz dieses Vereines ist am nördlichen Seeufer ungefähr einen Kilometer von der Stadt Bled entfernt. Am südlichen Ufer gibt es eine Piste mit einer Sommerrodelbahn, also jedem nach seinem Geschmack – natürlich, wenn man Geld hat.

Inmitten des Sees gibt es eine Insel mit einem ehemaligen Kloster (Blejski otok). Man kann sie mit einem Motorboot für 12 Euro pro Person besuchen oder viel mehr stilvoll mit einem Holzboot sogenanntem „Pletna“.

Der Ruderer (Pletnar) bringt Sie dann zur Insel, es gibt drei Einstiegstellen. Der Beruf des Pletnars ist auch heute noch ein angesehener Beruf, in der Zeit der Kaiserin Maria Theresia wurden Lizenzen für diese Tätigkeit an die Bauer am See vergeben und werden seitdem von Generation zur Generation vererbt. Die Fahrkarte kostete fünfzehn Euro, sie war also nicht wesentlich teurer als das Motorboot. Die Pletnars sind also so etwas wie die Gondoliere in Venedig und man kann offensichtlich von diesem Beruf gut leben. Interessant, dass der Preis für den Transfer zur Insel von allen drei Einstiegstellen gleich war, obwohl die Entfernung sehr unterschiedlich ist. Manche Ruderer müssen also für ihr Geld viel härter arbeiten als die anderen. Nach der Ankunft auf der Insel muss man 99 Stufen überwinden, um zur Kirche zu gelangen. Es wird ein Besuch des Glockenturmes empfohlen, wo sich eine Glocke befindet, die dem Besucher beim Läuten seine Wünsche erfüllen sollte. Es war mir nicht klar, warum ich während des ganzen Tages das Läuten lediglich sechsmal gehört habe, obwohl in dieser Zeit hunderte Touristen zur Insel transportiert wurden. Die Erklärung erwartete mich auf der Insel. Für einen Besuch des Glockenturmes (auch mit einem Besuch der Kirche, wo aber gerade eine bayerische Hochzeit stattfand) hätte man 12 Euro zahlen müssen. Also was zu viel ist, ist einfach zu viel.

Das Glück herauszufordern ist also in Bled nicht kostenlos, man kann das aber grundsätzlich als eine Investition für die Zukunft betrachten. Wir investierten nicht, obwohl uns unser Pletnar ganze fünfzig Minuten für den Besuch der Insel eingeräumt hatte und außer der Kirche und des Glockenturmes gab es auf der Insel gar nichts. Also eine klassische Touristenfalle. Wir bestellten einen Kaffee und Eis und beobachteten die bayerischen Hochzeitgäste. Der Besuch der Insel war trotzdem schön – und er gehört einfach unzertrennlich zum Besuch von Bled.

Im Städtchen selbst gibt es einige große Hotels, die größten sind „Hotel Park“, „Rikli Balance Hotel“ und „Hotel Toplice“. Weiters gibt es dort viele Apartments und einige Vilen, gebaut im Stil der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Am Bau dieser Gebäude beteiligten sich damalige Spitzenarchitekten der Österreichisch-ungarischen Monarchie, wie Franz Ritter. von Neumann, Paul Rikli, Raimund Jeblinger oder Wilhelm Bäumer oder auch Architekten aus der Region Friuli wie Andrej Tolazzi oder Alberto Valli. Beim Aufbau von Bled beteiligten sich auch tschechische Architekten Josef Hronek oder Jaromír Hanuš. Das reich im Jugendstill geschmückte Kaffeehaus des Hotels Toplice überlebte leider die Hotelrenovierung nicht. Direkt am Seeufer gibt es die „Vila Prešeren“, ein zauberhaftes Relikt aus den ruhmreichen Zeiten von Bled. Es gibt hier ein hervorragendes Restaurant. Der Fisch mit Polenta, die mit Trüffelöl verfeinert wurde, war einfach göttlich – die Preise dann zu unserer großen Überraschung absolut erschwinglich. Die Bedienung war ebenfalls tadellos, also kann ich die „Vila Prešeren“, die auch als ein Hotel funktioniert, mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Am südlichen Seeufer gibt es einige Privatvilen wie zum Beispiel „Vila Zlatorog“ (das ist der slowenische Name für Steinbock). Obwohl sie aus den Fonds der EU rekonstruiert wurde, glaube ich, dass sie nicht für Normalsterbliche zum Relaxen am Seeufer bestimmt ist.

Am Seeufer direkt im Städtchen liegt eine ausgedehnte Parkanlage, projektiert vom schwedischen Architekten Karl Gustav Svensson im Jahr 1890, also in der Zeit der höchsten Blüte des Ortes. Aus dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts stammt auch die St. Martin Kirche mit einem schlanken weißen Turm im neugotischen Stil. Sie wurde auf dem Platz einer älteren mittelalterlichen Kirche nach dem Projekt des Architekten Friedrich von Schmidt erbaut, er war unter anderem auch der Autor des Wiener Rathauses. Die innere Freskendekoration stammt aus den Jahren 1932 – 1937, ihr Autor ist der akademische Maler Slavko Pengov. Seine Spur hat in Bled auch der berühmteste slowenische Architekt Joze Plecnik hinterlassen. Seine Hand sieht man nicht nur in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, wo nach ihm auch der Flughafen benannt wurde. Er war der Vorsitzende der Bildkunstakademie in Prag und im Jahr 1920 wurde er vom tschechoslowakischen Präsidenten Masaryk beauftragt, die Prager Burg umzugestalten. Also für die, die nach Prag reisen und dort das Panorama vom Hradschin bewundern – das Endergebnis ist das Werk von Joze Plecnik. Sein Projekt des königlichen Schlosses in Bled konnte leider nicht realisiert werden, auf dem Platz des geplanten Schlosses steht heute die „Vila Bled“ des Josip Bros Titos, aber zumindest vor der St Martin Kirche kann man eine Mariensäule von Plecnik sehen.

Bled darf man nicht verlassen, solange man die „Kremšnita“ nicht gekostet hat. Die Slowenen sind sehr stolz auf diese Erfindung, die dem Koch des Hotels Park in Bled namens Ištván Lukačevič zugeschrieben wird. Er soll diese Leckerei im Jahr 1953 erfunden haben. Natürlich kann man sie im Kaffee des Hotels Park, also direkt am Tatort genießen, sie wird aber überall angeboten. Wir bestellten Kremšnita im Café auf der Burg und genossen neben dem Dessert auch die fantastischen Aussichten auf die Landschaft von Bled.

Also los, fahren Sie hin und lassen Sie sich in eine der schönsten Touristenfallen, die Europa bietet, fangen.

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