Der See Bled ist einfach ein bezaubernder Ort. Es läuft hier die Schönheit der Natur mit mittelalterlichen Artefakten und mit dem Charme eines Kurortes aus der Zeit der Österreichisch- Ungarischen Monarchie zusammen, die weder die Zeit der politischen Spannungen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen nach dem ersten Weltkrieg noch die kommunistische Herrschaft nach dem zweiten Weltkrieg zu vernichten vermochte. Bled hat alles überstanden, es hat seinen Charakter bewahrt und lockt Besucher aus der ganzen Welt an. Sie kommen in Massen.
Viele von euch haben diesen Ort bereits besucht. Die anderen, die das noch nicht geschafft haben, sollten sich durch den folgenden Artikel motivieren lassen, dieses kulturelle Defizit abzubauen. Es zahlt sich aus. Es ist nicht weit und die Slowenen sind sprachlich sehr gut aufgestellt, also es ist kein Problem sich dort zu verständigen. Auf English, Italienisch oder Deutsch. Ein Tscheche wie ich hat dann überhaupt kein Problem. Bier ist Pivo und Wein ist Vino, gleich auf Slowenisch wie auch auf Tschechisch.
Eine Warnung muss ich aber voraus stellen. Man fährt in eine Touristenfalle, wo man für so gut wie alles zahlen muss, der Besuch lohnt sich aber trotzdem. Es gibt Fallen, in denen sich das Opfer ganz gut und gemütlich fühlen kann.
Moderne Geschichte der Region um den See Bled begannen im Jahr 1855. Das bedeutet nicht, dass es vorher hier gar nichts gegeben hätte. Die Region um Bled schenkte am 10.April 1004 der deutsche König Heinrich II. der später heiliggesprochen wurde, dem Bischof von Brixen Albuin und die Folgen dieser Schenkung hatten eine lange Dauer. Erst im Jahr 1803, also nach langen achthundert Jahren, machte die Säkularisation ein Ende der Herrschaft der Bischöfe von Brixen. Im Jahr 1809 kamen die Französen hierher und sie gliederten den Bled See mit der Burg in die so genannten Illyrischen Provinzen ein, womit Bled ein Teil des Französischen Kaiserreichs wurde. Das war aber nur von kurzer Dauer und nach dem Wiener Kongress kehrte die Region unter die Obhut des Bischofs von Brixen zurück. Der hatte aber mit der Sorge um die entlegene Region bald die Schnauze voll, besonders nach dem Jahr 1848, als die örtlichen Slowenen infolge der revolutionären Geschehnisse nach einer nationalen Selbstbestimmung zu streben begannen. Also verkaufte der Bischof im Jahr 1858 den See mit der Burg an den Fabrikanten Viktor Ruard, den Besitzer der Stahlwerke im Nahen Jesenica.
Bereits in den Jahren 1846 – 1853 war hier der slowenische Priester und Fotograf Janez Pluhar tätig, der von der Schönheit der Landschaft bezaubert war und seine Fotos begannen in die damals noch immer entlegene Region erste Touristen zu locken.
Die Bilder beeindruckten auch einen jungen schweizerischen Arzt Arnold Rikli (geboren im Jahr 1823 in Wangen an der Aare). Er kam das erste Mal im Jahr 1854 her und er hatte eine Idee, heute würden wir es „bussines plan“ nennen. Ein Jahr später gründete er hier eine Heilstätte für Therapie der Zivilisationskrankheiten. Bereits im Jahr 1859 war seine Kuranstalt fertig mit Bademöglichkeiten im See und 56 Körben für ein Sonnenbad in Rahmen der Sonnentherapie. Die Behandlung beruhte auf drei Pfeilern, in dieser Zeit handelte sich um eine medizinische Revolution – es war die vegetarische Ernährung, der Nudismus und Massagen. Die Patienten aus den reichsten Kreisen strömten zum „Švajcer“, wie er von Einheimischen genannt wurde oder zu „Sun doctor“, wie er in den erhabenen Wiener Kreisen bekannt war. Der Ruhm des Kurortes Bled wurde gegründet und sollte nur mehr wachsen.
Im Jahr 1870 wurde Bled an die Rudolf-Eisenbahn angebunden, die Laibach mit Tarvisio verband, obwohl die Eisenbahnstation noch fünf Kilometer von der Stadt entfernt war und sich im Dorf Lesce befand. Als aber die österreichische Regierung beschlossen hat, die Karawanken-Bohinj Eisenbahn als eine Alternative zur Strecke Wien-Triest zu bauen (die größte Herausforderung für diese neue Strecke war der Bau von „Bohinj Tunnel“ mit einer Länge von 6327 Metern), begann der Zug mit den Touristen und Patienten direkt am See einen Stopp zu machen.
Im Jahr 1919 gab es um diese lukrative Kurregion schon immenses Interesse. Nicht nur das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen als ein neues Staatsgebilde, das später zu Jugoslawien unbenannt wurde, sondern auch Italien wollten dieses Gebiet in seinen Besitz nehmen. Letztendlich gewann Jugoslawien diesen Streit, angeblich dank der Intervention von Mihailo Idvorski Pupin. Dieser Herr, ein Student der Karlsuniversität in Prag, wurde nach seiner Auswanderung in die USA zu einem berühmten Physiker – er erfand die so genannte Pupinspule, die das Telefonieren auf lange Entfernungen ermöglichte. Seit dem Jahr 1911 war er der serbische Konsul in den USA und er hatte einen großen Einfluss auf den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson. Dank seiner Bemühung gewann der neue slawische Staat den Zwist mit Italien und Bled blieb slowenisch. Im Jahr 2015 wurde eine Statue von Pupin am Ufer des Bled See bei der Gelegenheit des Jubiläums achtzig Jahre seit seinem Tod aufgestellt. Schon die Tatsache, dass in Slowenien eine Statue eines serbischen Politikers stehen darf, (obwohl auf Kosten eines serbischen Vereines errichtet), kann man möglicherweise als ein Vorzeichen für eine Überwindung der nationalen Animositäten zwischen den Nationen des ehemaligen Jugoslawiens, der Relikten des blutigen Krieges vom Anfang neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, werten.
Auch in den Zeiten des kommunistischen Regimes wussten die damaligen Herrscher die Schönheit der Region zu schätzen. Josip Broz Tito ließ am Seeufer an der Stelle eines ehemaligen Königsschlosses, das er abreißen ließ, auf dem schönsten Platz mit einem Blick auf die Insel im See und auf die Burg von Bled einen Luxuspalast im modernistischen Stil bauen, der mit einem großen Park umgeben war. Der Autor dieses Projektes war der jugoslawische Architekt Vinko Glanz. Heute gibt es in dieser Residenz Vila Bled, ein Luxushotel, in dem man tiefer in die Tasche greifen müsste. Eine Übernachtung kostet mindestens 165 Euro pro Person und Nacht und ein vegetarisches Risotto kostete hier bereits im Jahr 2021 achtzehn Euro. Allerdings man isst im Objekt, in dem Nikita Chruschtschow oder Fidel Castro zu Abend aßen. Diese Tatsache ist im Preis inkludiert.
… toll beschrieben … Hut ab!
Danke! Ich bleibe in Slowenien noch mit zwei weiteren Artikeln.