Die Universität in Köln wurde im Jahr 1388 gegründet, interessant daran ist, dass es sich um die erste Universität handelte, die aus der Initiative der Bürger und nicht des Herrschers entstand und die Stadt finanzierte sogar ihren Betrieb. Das reiche Bürgertum wurde nämlich überheblich und war nicht bereit, die Herrschaft ihres Landherren, des kölner Erzbischofs, ohne weiteres hinzunehmen. Der erste Konflikt im Jahr 1258 konnte noch der bereits erwähnte Albertus Magnus schlichten, im Jahr 1262 entflammte aber dieser Konflikt mit voller Intensität erneut. Dazu wird folgende Legende erzählt. Zwei Prälaten, angestiftet von Erzbischofs Engelbert II. von Falkenburg, luden den Bürgermeister Hermann Grin zum Frühstück. Sie teilten ihm aber nicht, dass er selbst die Hauptspeise sein sollte. Als er den Saal betrat, ließen sie einen ausgehungerten Löwen auf ihn los. Der tapfere Bürgermeister verlor nicht die Schlagfertigkeit. Er wickelte seinen Mantel um die Hand, steckte ihn dem Raubtier in die Kehle und stach es dann mit seinem Schwert nieder. Die Prälaten wurden gehängt, der Erzbischof aus der Stadt getrieben. Ein Bürgermeister namens Hermann Grin existierte zwar nachweislich nicht, die Szene seines Kampfes mit dem Löwen ist aber ein dankbares Motiv und ein Relief mit ihrer Darstellung findet man im Rathaus im sogenannten „Löwenhof“ sowie auch im Stadtmuseum.

Das Faktum ist aber, dass die Erzbischöfe auf die Macht in ihrer Stadt nach der Schlacht bei Woringen im Jahr 1288 verzichten mussten. Im Besitz der kölner Erzbischöfe blieb nur der Stadtteil Deutz auf dem rechten Rheinufer.

Weil die Universität in Köln dank ihres fundamentalen Katholizismus zu einer Bastion des Konservatismus wurde, wurde sie im Jahr 1794 nach Einnahme der Stadt durch die französische Revolutionsarmee aufgelöst und musste auf ihre Neugründung bis 1919 warten. In der Stadt wurden trotzdem zahlreiche berühmten Männer geboren oder sie wirkten hier. An der Jesuitenschule unterrichtete Georg Simon Ohm. Es wurde hier der Komponist Jacques Offenbach geboren, der zwar nur später während seines Aufenthaltes in Paris berühmt wurde, ein Denkmal in Köln hat er aber trotzdem. Nikolaus August Ott erfand hier den Viertaktmotor, ein Prototyp des Motors, der heute in jedem PKW seinen Platz hat, solange er nicht mit Strom angetrieben ist. Im Jahr 1848/1849 wirkte hier, und wollte die Revolution führen, ein bestimmter Karl Marx, hier wurde auch der Nobelpreisträger Heinrich Böll geboren. Böll war ein der wenigen Autoren aus dem Westen, der seiner kritischen Einstellung zum Kapitalismus wegen seine Bücher sogar in den kommunistischen Ländern vor dem Jahr 1989 publizieren durfte.   

Natürlich darf man nicht das Kölnische Wasser vergessen. Wer würde es nicht kennen? Für meine Großmutter war jedes männliche Parfum einfach „kolinska“. Im Jahr 1709 begann Johann Maria Farina sein Riechwasser unter dem Namen „Aqua mirabilis“ also „Das Wunderwasser“ zu verkaufen.

Er selbst behauptete, dass er einen Duft „frisch wie ein italienischer Morgen“ erfunden hätte (Es wurde zwar von seinem Landsmann Giovanni Paolo de Feminis erfunden, der aber offensichtlich vergessen hat, sich seine Erfindung patentieren zu lassen.) und seine Kunden waren bereit ihm es zu glauben. „Aqua mirabilis“ wurde nicht nur als Parfum verkauft, sondern auch als Heilwasser, es wurde auch bei Krankheiten der Haustiere verwendet und sollte sogar gegen Pest geholfen haben. Seinen heutigen Namen bekam das Wasser von französischen Offizieren im Siebenjährigen Krieg, die sich gegen den unerträglichen Gestank in der von ihnen eingenommenen Stadt mit den im Parfum eingetauchten Taschentüchern schützten und die Erfindung Farinas „Eau de Cologne“ benannten. Diese schützende Wirkung des Kölner Wassers für die Nase war in allen damaligen Städten willkommen und aus dem Wasser wurde ein sehr profitabler Exportartikel. Das Patent für seine Produktion erhielt letztendlich der kölner Geschäftsmann Wilhelm Mühlens. Seit dem Jahr 1810, als Napoleon verboten hatte, das „Eau de Cologne“ als Heilwasser zu verkaufen, funktioniert es nur mehr als Parfum – aber funktioniert noch immer.

Der bekannteste Bürger von Köln in der Neuzeit war wahrscheinlich Konrad Adenauer, der Gründer des modernen Deutschlands und ein der Hauptkonstrukteure des vereinten Europas. Aus diesem Grund ist er auch ein Preisträger des Karlspreises, der in dem nicht weit entfernten Aachen jedes Jahr verliehen wird. Adenauer erhielt ihn im Jahr 1954. Adenauer war der Bürgermeister von Köln in den Jahren 1919 – 1933, bis er aus dem Amt von Nationalsozialisten vertrieben wurde. Danach zog er sich zurück und blieb eine Privatperson. Nach der Einnahme von Köln durch die Amerikaner wurde er wieder in sein Amt eingesetzt und  in den Jahren 1949 – 1963 war er der erste Kanzler des Nachkriegsdeutschlands.

Es ist nur logisch, dass der Pazifist Adenauer gerade aus Köln stammte. Die Ausrufung der Deutschen Republik im Jahr 1918 begrüßte er mit den Worten, dass dieser Akt das Ende des preußischen Militarismus bedeutete. Köln hatte es nie eilig, sich in irgendwelche militärischen Angelegenheiten einzumischen. Im Dreißigjährigen Krieg hielt es eine strenge Neutralität, daher erlitt es kaum Schaden – im Gegensatz zu Deutz, das von den Schweden erobert und vernichtet wurde, weil der Erzbischof sich logischerweise auf der katholischen Seite geschlagen hat. Die Kölner konnten auch bedeutend besser mit der französischen als mit der preußischen Verwaltung umgehen, die nach dem Jahr 1815 in Folge des Wiener Kongresses der französischen (1794 – 1814) folgte. Sie kämpften übrigens in der Völkerschlacht bei Leipzig in der Armee Napoleons, weil Frankreich damals den Rhein als seine Ostgrenze erreichte (wovon schon Ludwig XIV. träumte und viel Böses in dieser Region anrichtete.) Der „Misjö Amman“ (Monsieur Amtmann) war den Bürger von Köln viel sympathischer als der „Herr Schnurbartkowski“ – diesen Spitznamen bekamen die Preußen wegen ihrer Vorliebe einen Schnurbart zu tragen. Erst nach den siegreichen Kriegen gegen Österreich im Jahr 1866 und anschließend gegen Frankreich 1871 konnten sich die Kölner mit dem deutschen Staat identifizieren. Ein bisschen französisch sind sie aber trotzdem geblieben.  In Köln gibt es 4000 Bars und Restaurants, was die höchste Dichte der Gasthäuser auf die Bevölkerungszahl in Europa ergibt.

Möglicherweise aus diesem Grund war Konrad Adenauer, von der Natur her ein Pazifist, bereit, de Gaulle, einem Soldaten mit Körper und Seele, die Hand zu reichen, damit sich das Schrecken eines vernichtenden Krieges in Europa nie mehr wiederholen konnte. Der EGKS Vertrag (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), den sechs damaligen europäischen Staaten unterschrieben – neben Deutschland und Frankreich auch Belgien, Niederlande, Luxembourg und Italien – aus dem Jahr 1957, war der Grundstein der heutigen Europäische Union. Adenauer hat sich sein Denkmal, das in Köln neben der Kirche der Heiligen Apostel steht, sicher verdient.

Köln ist seit langer Zeit keine katholische Bastion mehr. Die Preußen brachten Protestantismus in die Stadt, die Katholiken bilden in der Stadt eine 44% Minderheit. 12 Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum Islam – und das sind Angaben aus dem Jahr 2013, also noch vor der Flüchtlingskrise aus dem Jahr 2015!  Wenn aber die absolute Mehrheit der türkischen Frauen, die hierher in den siebziger Jahren, als Deutschland billige Arbeitskräfte für seine Fabriken suchte, eingewandert sind, keine Kopftücher trugen (Kopftuch zu tragen wurde in der Türkei vom Präsidenten Atatürk sogar verboten) rennen heutige moslemische Frauen durch die kölner Straßen mit den Kopftüchern auf dem Haupt und in den traditionellen Mänteln, die bis zum Boden reichen. Die Zeiten haben sich geändert und ich bin mir nicht sicher, ob zu Besserem.

Die Kölner passen aber vor allem auf ihre Lebensqualität auf, sie bekennen sich aber auch zu alten Traditionen. Wenn man sich in Köln ein Bier bestellt, erlebt man eine Überraschung. Das Bier „Kölsch“ ist durchaus trinkbar, wird aber in zwei Deziliter großen (eigentlich kleinen) Gläsern – Stangen – serviert. Es ist deshalb so, weil das „Kölsch“ nach einem Rezept aus dem Jahr 1516 gebraut wird nach der Anordnung des Kaisers Maximilian I. (der Köln sehr mochte und mehrmals besuchte) nur in diesen Gläser angeboten werden darf.

Angeblich deshalb, weil, wenn es länger steht und lüftet, nicht mehr trinkbar ist. Man kann das glauben, muss man aber nicht, ich war nicht bereit, das Bier so lange stehen zu lassen, um sich darin Klarheit zu verschaffen. Wenn man Bier in einem anderen Gasthaus bestellt, bekommt auch ein übliches Krügel. Vom Preis her kommt das auf das gleiche Geld, nur die Kellner in den Kölner Brauhäusergaststätten müssen viel schneller laufen. Entscheidend ist der Strich auf dem Bierdeckel – wie viele Striche, soviel zahlt man. Wenn der Kellner im Stress vergessen hat, einen Strich zu machen, hat er Pech. Wenn man von dem Bier bereits genug hat, legt man den Deckel auf das Glas. Das ist ein Zeichen, dass man kein weiteres Bier will. Sonst kriegt man das nächste gleich, wenn man das vorige ausgetrunken hat – es ist doch klar, dass man mit einer „Stange“ den Durst nicht stillen kann. Aber aufpassen! Wenn man mit den Gläsern mit Kölsch anstoßen will, dann tut man das mit dem Glasboden, nie – wie sonst üblich ist – mit dem oberen Glasrand. Es gibt zwar keine Gefahr, dass die „Stange“ dadurch zerbrechen könnte, aber so ein Anstoßen gilt in Köln als unanständig.

Das Lebensmotto der Kölner Bürger nämlich lautet: „Wenn wir schon einmal leben müssen, dann zumindest gut.“

Sympathisch, oder?

Übrigens, die „Kölner card“ zu kaufen, zahlt sich nicht wirklich aus, wenn man vorhat, sich im Stadtzentrum zu bewegen. Die Ermäßigungen in den Museen waren nur marginal, der einzige Vorteil war die Benutzung der U-Bahn und der öffentlichen Verkehrsmittel. Was man aber für den Besuch des historischen Stadtzentrums nicht unbedingt braucht.

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