Die Insel ist für den Winterurlaub wie geschaffen – auf Mauritius ist nämlich während unserer Winterzeit Sommer. Bitte versuchen Sie nicht, wie meine Frau, im November auf Mauritius warme Winterkleider für die Enkelinnen zu kaufen. Ihre Bemühungen wurden nur mit ungläubigem Kopfschütteln belohnt, auch wenn wir in Port Louis ein etwa zweijähriges Kind mit einer warmen Mütze gesehen haben. Der ideale Beginn des Sommers ist also im November (dortiger Mai), denn mögliche Zyklone treten erst auf, wenn der Indische Ozean Temperaturen über 26 Grad erreicht, was normalerweise erst gegen Ende Dezember der Fall ist. Aber selbst von einem Zyklon wird man nicht am Strand überrascht, denn auf Mauritius gibt es ein sehr gutes Frühwarnsystem. Allerdings ist es auch nicht der ideale Urlaub, wenn draußen ein Sturm wütet und man einige Tage im Hotel verbringen müsste. Also am besten im November oder Anfang Dezember hinfliegen.
Mauritius ist von einem Korallenriff umgeben, was gleich mehrere Vorteile hat. Erstens gelangen Haie nicht durch das Riff, was den Badegästen ein Sicherheitsgefühl gibt. Es erreichen auch keine Wellen das Ufer, weil das Riff wie ein zuverlässiger Wellenbrecher wirkt. Das ist wiederum ideal für meine Frau, die gerne badet. Sie nennt das „člupkanie“, was schwer ins Deutsch zu übersetzen ist. Man könnte das als Genießen des Aufenthaltes im warmen Wasser beschreiben, vom Schwimmen ist diese Tätigkeit allerdings sehr weit entfernt. Und schließlich ist es eine ideale Situation für Touristen, die gerne tauchen. In jedem Hotel gibt es eine Tauchschule, und Boote bringen begeisterte Taucher zum besagten Korallenriff, damit sie sich erfreuen können. Übrigens ist das Wasser zwischen dem Ufer und dem Riff am Nachmittag bei Ebbe so flach, dass man fast bis zum Riff auf dem Meeresboden gehen kann. Es wird jedoch empfohlen, Badeschuhe zu tragen, da es am Boden Seeigel gibt und auch die harten Korallen sind nicht gerade angenehm zu betreten. Es ist auch ziemlich sinnlos, Muscheln am Strand zu suchen, denn dort gibt es keine, höchstens Bruchstücke von Korallen. Die Muscheln oder Korallen dürfen übrigens nicht von Mauritius ausgeführt werden, auch wenn man sie im Laden gekauft hat und dies beim Zoll nachweisen kann. Selbst dann werden die Muscheln oder Korallen beschlagnahmt, und man erhält auch noch eine saftige Strafe.
Etwas schlechter als Schwimmer haben es Surfer, aber auch sie finden Destinationen, wo sie auf Wellen stoßen. Das ist in der Nähe der Stadt Tomatin an der Westküste der Fall, wo der Black River ins Meer mündet. Das hat anscheinend zur Folge, dass das Riff hier unterbrochen ist und somit Wellen entstehen, die angeblich für den Spaß der Surfer ausreichen. Es gibt auch einen Campingplatz, aber der Strand selbst lädt nicht gerade zum Baden ein. Zumindest mich hat er nicht gelockt.
Was sollen aber Besucher auf Mauritius tun, die auch andere Interessen als das Baden im warmen Wasser des Indischen Ozeans haben? Also Menschen wie mich! Überraschenderweise finden auch sie genügend Aktivitäten, sie müssen nicht einmal auf einem der sieben Golfplätze spielen, die auf der Insel ganzjährig im Beitrieb sind. Ich habe jedoch genug Golfer gesehen. Die Problematischen, die alle Schläger mitgebracht haben und dann auf eine besondere Behandlung bestanden, sowie auch die Problemlosen, die sich einfach die Ausrüstung vor Ort ausleihen. Ich denke, die zweite Variante ist einfacher, zumindest hat mir das eine Kollegin aus Kärnten gesagt, die neben mir im Flugzeug saß.
Die Insel hat grundsätzlich zwei Hauptstädte. Die offizielle Hauptstadt ist Port Louis, aber das ist nur die Metropole für die arbeitende Klasse. Die Stadt selbst hat 150.000 Einwohner, weitere 200.000 pendeln hierher täglich zur Arbeit. Dies führt jeden Morgen zu unglaublichem Verkehrsstau auf den Zufahrtsstraßen (und nachmittags auf den Ausfahrtsstraßen). Die Mauritier gehen zwar mit der Zeit ziemlich nachsichtig um, aber das alltägliches Verkehrschaos ist oft sogar für ihre belastbaren Nerven zu viel. Reiche Leute wohnen daher lieber in Curepipe. Die Stadt liegt etwas abseits von der Küste, auf einem Hügel um einen erloschenen Vulkan. Dort befinden sich Luxusvillen, Residenzen und die meisten Botschaften, vor allem die französische und die britische, um nur die beiden wichtigsten zu nennen. Damit diese Privilegierten nicht mit dem Auto nach Port Louis fahren müssen, wurde in den letzten drei Jahren eine Verbindung mit einem Schnellzug zwischen diesen Städten geschaffen. Die Einheimischen nennen es stolz “Metro”, obwohl es nirgendwo unterirdisch fährt. In Port Louis hat es Haltestellen am Hafen an der sogenannten “Watterfront”, dem modernsten Teil der Stadt, der durch zwei Unterführungen mit der “Harbourfront” verbunden ist, wo sich Banken und die wichtigsten Unternehmen und Behörden in Hochhäusern befinden.
Damit ist also für den Komfort der Wohlhabenden gesorgt, die einfache Bevölkerung kämpft täglich auf den überfüllten Autobahnen am Stadteingang.
Die Einheimischen behaupten, dass dieser Schnellzug in Zukunft die ganze Insel verbinden soll, aber in Curepipe scheint der Bau irgendwie ins Stocken geraten zu sein. Vielleicht fehlt das Geld oder die Motivation. Oder beides. Obwohl die Insel nicht groß ist, erfordern Transporte eine gewisse Zeit und die damit verbundene Geduld. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt etwa 30 Kilometer pro Stunde, sodass man bei der Fahrt vom Flughafen nach Port Louis, das etwa 45 Kilometer entfernt ist, mit anderthalb Stunden rechnen muss. Auch Taxifahrer halten sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, da Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen vor Ort ziemlich drakonisch sind. Sie beginnen bei 2000 Rupien, das ist 40 Euro, was bei einem durchschnittlichen Gehalt von 18.000 Rupien ziemlich viel ist. Und es gibt keine Toleranz, es muss also auch für eine Überschreitung der Geschwindigkeit um nur einen einzigen Kilometer gezahlt werden.
In Curepipe wird Touristen der erloschene Vulkankrater gezeigt, der sich auf einem Hügel unterhalb der Wetterstation befindet.
Es ist ein frequentierter Treffpunkt aller von Reisebüros organisierten Ausflügen. Zum Pflichtprogramm gehört auch der Besuch der Manufaktur für Erzeugung der Schiffsmodelle. Die Modelle werden hier von Hand hergestellt, und man wird durch die Werkstatt geführt, um dazu verleitet zu werden, zumindest eines der Modelle zu kaufen. Neben Titanic oder Victory gibt es auch Black Bird aus den „Pirates of the Caribbean“. Außerdem wird man wahrscheinlich nicht um den Besuch des Betriebes für Weinerzeugung „Takamaka“ herumkommen. Auf Mauritius kann nämlich keine Weinrebe angebaut werden, der heimische Wein wird also aus Trauben aus Südafrika hergestellt – und ist entsprechend teuer. Daher suchte der Unternehmer Alexander nach Früchten, aus denen er Wein machen könnte, und stieß auf Litschi. Der Wein reift hier drei bis sechs Monate, für einen verwöhnten Österreicher wie mich, der trockenen Wein liebt, war das jedoch nichts, was ich bereit war zu kaufen, es war für mich zu süß und ich fühlte mich von Sodbrennen gefährdet. Allerdings die mit uns reisenden Deutschen, die liebliche Weine mögen, kauften den Wein in großen Mengen ein.
Nach Port Louis können Sie auch mit dem Bus gelangen. Die Busverbindung ist gut und günstig. Für zwei Personen von Flic en Flac nach Port Louis zahlten wir 88 Rupien, also ein Euro und vierzig Cent. Für beide Personen zusammen wohlbemerkt! Im Bus sieht man auch das, was für Mauritius typisch ist – eine Überbeschäftigung. Neben dem Fahrer gab es auch einen Schaffner, der Ihnen Tickets verkaufte, aber dann stieg auch eine Kontrolleurin ein, die unsere Tickets überprüfte und durchbohrte. Was ich jedoch leider nicht verstanden habe, war das Busbahnhofsystem in Port Louis. Es gibt zwei Busbahnhöfe, den nördlichen und den südlichen. Da wir aus dem Süden kamen, nahm ich natürlich an, dass der Bus uns am südlichen Bahnhof absetzen würde. Aber weit verfehlt, er brachte uns zum nördlichen. Dann war allerdings die Sucherei nach einer passenden Rückfahrtverbindung zu unserem Wohnort für einen Fremden wie mich nicht gerade einfach. Ich habe lieber aufgegeben und bin zurück mit dem Taxi gefahren.
Dennoch gibt es in der Nähe des nördlichen Busbahnhofs den zentralen Markt, der definitiv einen Besuch wert ist. Obst und Gemüse aller Art, Fisch und in einem anderen Teil dann Kleidung und alles, woran man gar nicht denken würde. Ich habe herausgefunden, dass Litschi einen gewissen Kultwert unter den Früchten der Insel hat.
Natürlich ist es gut und süß, ebenso wie die Marmelade, die daraus hergestellt wird. Das Obst wird in ganzen Büscheln verkauft, ist aber für die Einheimischen ziemlich teuer. Litschibäume sind leicht zu erkennen, sie sind nämlich mit Netzen gegen Insekten und Vögel bedeckt. Das süße Obst lockt sie nämlich an, und sie würden es auffressen. So kommen sie nicht heran. Weil der mauritische Taxifahrer “Bird” wie “Bat” aussprach, hatte ich ein kleines Problem zu verstehen, gegen wen die Menschen diese Früchte schützen. In normalem Englisch wird so schließlich eine Fledermaus genannt.
Nicht weit vom Markt entfernt liegt das chinesische Viertel, die Chinesen machen etwa 3 Prozent der Bevölkerung aus. Erstaunlicherweise befindet sich ausgerechnet im chinesischen Viertel die größte Moschee der Stadt, Jummah. Warum gerade dort, weiß ich nicht. In der Stadt gibt es auch ein Naturkundemuseum, in dem das Skelett des legendären Dodos zu sehen ist, die Kirche St. Louis mit der Statue des heiligen König Ludwig IX. von Frankreich – eines leidenschaftlichen Sammlers von Reliquien, die in Paris in der Saint Chapel aufbewahrt werden – im Park vor der Kirche und Fort Adelaide. Diese Festung wurde von den Engländern erbaut, nachdem sie Mauritius erobert hatten, um es gegen eine erneute Übernahme durch die Franzosen oder andere Angreifer zu sichern.
Die Festung erhielt den Namen der Frau von König William IV. (dieser Monarch schaffte 1834 die Sklaverei in seinen Kolonien ab und verursachte somit gewaltige Probleme den örtlichen französischen Bauern), wird jedoch im Allgemeinen als “Citadelle” bezeichnet. Da jedoch später niemand mehr daran dachte, Mauritius zu erobern, blieb die Festung nutzlos. Na ja, nicht ganz. Von dort aus bietet sich nämlich ein schöner Blick auf die Stadt, sodass sich der Aufstieg lohnt. Eine Aussichtsplattform hätte allerdings gereicht. Von dort aus ist auch die riesige Rennstrecke “Marsfeld” sichtbar, auf der von März bis November Pferderennen stattfinden.
Die Hauptattraktionen der Stadt befinden sich jedoch in der Waterfront. Zum einen gibt es seit 2021 das „Odysseo-Aquarium“. Jede große Hafenstadt der Welt muss doch ein Aquarium haben und Mauritius hält Schritt mit dem Trend. In zwei Millionen Litern Wasser in 45 Aquarien auf einer Fläche von 5500 m2 kann der Besucher 200 Arten des Indischen Ozeans sehen. Es gibt hier auch Haie, die sich aufgrund des Korallenriffs sonst Mauritius nicht nähern können.
Als Erinnerung an problematische Zeiten in der Geschichte der Insel gibt es in diesem Stadtteil das Sklaverei-Museum im alten Militärkrankenhaus und gleich daneben „Aapravasi Ghat“, das ein Aufnahmezentrum für Arbeiter aus Indien war. Hier mussten sie sich registrieren lassen, und hier wurden ihnen die entsprechenden Dokumente ausgestellt. Das Gebäude diente auch als Quarantänestation, die alle Ankommenden für 48 Stunden durchlaufen mussten, bevor sie zu ihren Arbeitsplätzen auf den Plantagen gebracht wurden. Die Kapazität der Einrichtung betrug 600 Personen, oft waren dort aber mehr als tausend Menschen untergebracht. Die Briten brachten insgesamt 420.000 Menschen von Indien auf die Insel, deshalb bilden heutzutage die Hindus und Muslime aus dem heutigen Pakistan und Bangladesch die Mehrheit der Bevölkerung. Zwischen den modernen Gebäuden der Waterfront befindet sich im Hauptpostgebäude von 1868 das Postmuseum sowie das „Museum der Blauen Mauritius“. Letzteres erhielt das Privileg, ein eigenes Museum zu bekommen. Dank dieser Briefmarke trat Mauritius ins Bewusstsein der Bewohner unseres Planeten. In diesem Museum findet der Geschichtsliebhaber neben der Geschichte der postalischen Beziehungen der abgelegenen Insel zur umgebenden Welt und der Geschichte der Entstehung dieser berühmten Marke auch eine sehr interessante Beschreibung der Geschichte der Insel sowie die Namen der wichtigsten Persönlichkeiten, die mit der Geschichte der Insel verbunden sind. Mauritius, die Blaue und die Rote, sind natürlich auch hier, aber sie werden nur zehn Minuten pro Stunde beleuchtet – angeblich, damit sie nicht durch die Wirkung des Lichtes verblassen.
Im Gebäude des Museums befindet sich auch eine Dauerausstellung, die der romantischsten Inselgeschichte von Paul und Virginie gewidmet ist. Mit dieser Geschichte möchte ich jedoch den Besuch der Insel beenden und bitte daher den Leser um etwas Geduld.
Die Straße „Queen Elizabeth“ führt durch das Zentrum der Stadt auf der einen Seite und die Bisoondyal-Straße auf der anderen Seite des kleinen Parks, wo Statuen bedeutender Persönlichkeiten von Mauritius stehen. Gleich am Hafen gibt es die Statue des wichtigsten Gouverneurs der Insel Mahé de Labourbonais.
Die Straße endet am ehemaligen Sitz des britischen Gouverneurs, wo heute die Inselregierung ihren Sitz hat. Vor dem Gebäude steht jedoch immer noch die Statue von Königin Victoria und direkt gegenüber dann die Statue von William Newton, einem bedeutenden lokalen Politiker aus der britischen Kolonialzeit. Neben ihnen gibt es vom Hafen bis zu diesem Regierungsgebäude zahlreiche weitere Statuen bedeutender mauritischer Politiker. Alle sehen in ihren Anzügen irgendwie gleich aus, halten meist freundlich ihre Hände vor sich zu ihrem Volk ausgestreckt, es sei denn, sie halten über dem Kopf ein Verfassungsbuch.
Ich glaube, es reicht für heute, in zwei Wochen kehren wir auf die Insel noch einmal zurück.