Nun erhebt sich der Felsen des Schlossbergs vor uns. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Mit der Zahnradbahn vom Hotel Schlossberg, mit dem Aufzug im Inneren des Berges, über die Treppe, die österreichische Pioniere mit Hilfe von russischen Kriegsgefangenen während des Ersten Weltkriegs errichtet haben, oder auf dem ursprünglichen Weg vom Karmelitenplatz, auf dem die Franzosen im Jahr 1809 elfmal versuchten, die Festung zu erstürmen. Zu dieser Zeit war dies der einzige Zugang zur Festung. Am bequemsten ist es jedoch mit dem Aufzug, der ebenfalls im Jahr 2003 gebaut wurde. An der Ecke des Platzes unter dem Schlossberg befindet sich der Khuenburg-Palast. Hier wurde im Jahr 1863 der Thronfolger Franz Ferdinand d’Este geboren, dessen Tod in Sarajevo am 28. Juni 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte (übrigens ist eine der Hauptstraßen in Graz nach dem Hauptkriegshetzer im österreichischen Generalstab, Konrad von Hötzendorf, benannt). Die Eltern von Franz Ferdinand, Erzherzog Karl Ludwig und die neapolitanische Prinzessin Maria Annunziata, lebten in Graz noch einige Jahre nach der Geburt des Erstgeborenen, so dass auch der jüngere Bruder von Franz Ferdinand, Otto, der Vater des letzten österreichischen Kaisers Karl, hier geboren wurde.

Gleich nebenan befindet sich der Herberstein-Palast, wo sich das Johanneum-Museum mit historischen Sammlungen zur Geschichte der Stadt befindet. Dieser Palast gehörte einst der Familie Eggenberg und ging durch Erbschaft an die Herbersteins über. Wenn wir den Schlossberg betreten, fällt sofort auf, wie durchlöchert der Berg mit vielen Tunneln ist. Während des Zweiten Weltkriegs dienten sie als zuverlässiger Luftschutz, da Graz als Eisenbahnknotenpunkt in Richtung italienischer Front häufig Ziel alliierter Luftangriffe war. Auch heute werden immer noch nicht explodierte Bomben bei Bauarbeiten gefunden, insbesondere beim Umbau des Bahnhofs war dies ein recht häufiges Phänomen. Heute gibt es im Berg Vortrags- und Hörsäle sowie eine Märchenbahn für Kinder. Während der Fahrt können sie Szenen aus vielen Märchen, einschließlich der Legende, dass der Schlossberg aus einem Stein entstand, den ein wütender Teufel hierhin warf, betrachten. Wenn wir mit dem Aufzug nach oben fahren, steht uns eine Giraffe gegenüber, das Symbol des gastronomischen Imperiums von Julia Schwarz (neben dem Flaggschiff in Andritz gehören ihr auch der Landtagskeller oder das Cafe Promenade im Stadtpark – mit anderen Worten, wo eine Giraffe draußen steht, ist Julia drinnen). Direkt daneben steht der Uhrturm.

Es war der einzige Ort auf dem Schlossberg, der den Bürgern der Stadt gehörte, die sogenannte Bürgerbastei. Die Bürger nutzten dieses Grundstück geschickt und errichteten hier 1561 einen Turm mit einer Uhr – die Zeit kann man von überall in der Stadt beobachten – allerdings muss man bedenken, dass die Zeiger verkehrt sind. Der kleine Zeiger zeigt die Minuten und der große die Stunden. Im Turm befindet sich die “Lumpenglocke”. Eine Glocke, die bei jeder Hinrichtung läutete und angeblich auch bei jenem vorzeitigen Abendläuten läutete, das Andreas Baumkircher zum Verhängnis wurde. Unterhalb des Uhrturms befinden sich die Herberstein-Gärten – wohl der schönste Ort auf diesem Hügel und vielleicht sogar im ganzen Graz.

Der Garten wurde von den Grafen von Herberstein angelegt und gepflegt und war lange Zeit nur von ihrem Palast in der Stadt über einen heute unzugänglichen Gehweg erreichbar. Die Gärten sind seit 1930 für die Öffentlichkeit zugänglich und verdienen ihren Namen “Hängende Gärten von Graz” wirklich. Selbst Semiramis würde vor Neid erblassen. Von hier aus hat man den atemberaubendsten Blick auf die Stadt unter diesem Garten – ein Ort, an dem kaum jemand widerstehen kann, ein Foto zu machen. An den Garten schließt sich das Cerrini-Schlösschen an. Karl Freiherr von Cerrini verteidigte tapfer die exponierte Bastion im Kampf gegen die Franzosen und durfte sich 1820 hier ein Haus bauen.

Wenn man unter die Schossbergmauern hinabschaut, sieht man eine Statue eines Hundes.

Mit diesem Hündchen ist eine Legende verbunden. Kaiser Friedrich versprach einst seine schöne Tochter Kunigunde dem ungarischen König Matthias. Die Beziehungen zwischen den beiden Herrschern verschlechterten sich jedoch im Laufe der Zeit erheblich. Friedrich wollte dem ungarischen König Burgenland nicht zurückgeben (und auch nicht die ungarische Königskrone, die heimlich von Königin Elisabeth, der Mutter von König Ladislaus Postumus, nach Wien gebracht wurde). Es kam zum Krieg und Matthias eroberte sowohl Wien als auch die Steiermark. Friedrich versteckte die damals fünfzehnjährige Kunigunde auf dem Schlossberg, aber die Ungarn erfuhren von ihrem Versteck. Ein Spezialkommando sollte in die Festung eindringen und die kaiserliche Tochter entführen. Aber der kleine Hund an den Mauern schnüffelte „das Ungarische“ und begann wütend zu bellen. Sein Gebell weckte das Interesse des Wachkommandanten Ulrich von Graben. Er sah die Ungarn, die versuchten, über die Mauern hochzuklettern. Die Ungarn wurden erfolgreich zurückgeschlagen und Kunigunde gerettet. Ob sie sich lange darüber freute, ist unbekannt. Friedrich verheiratete sie mit Herzog Albrecht IV. von Bayern, der angeblich gewalttätig war. Sie gebar ihm jedoch acht Kinder.

Auf dem Weg nach oben kommen wir an dem Türkenbrunnen vorbei.

Er wurde angeblich von türkischen Gefangenen auf Anweisung des Architekten Domenico d’ Allio gegraben. Es war eine schreckliche Arbeit, man musste sich bis zum Grundwasser vorarbeiten, also auf das Niveau des Mur-Wasserspiegels, und der Brunnen hat daher eine Tiefe von 94 Metern. Über dem Brunnen erhebt sich die Stahlbastei, der eindrucksvollste Teil von d’Allios Befestigungsanlagen.

Spätestens jetzt müssen wir über die berühmteste Schlacht sprechen, die hier ausgetragen wurde. Im Jahr 1809 kam es zu einem Krieg zwischen den Alliierten und Napoleon und Graz wurde zu einem wichtigen Schlachtfeld dieses Krieges. Die Kämpfe verlagerten sich von St. Leonhard, das völlig zerstört wurde, bis zum Schlossberg, den Major Hackher mit 896 Soldaten und 17 Offizieren verteidigte.

Schlossberg im Jahr 1809

Weder das Bombardement durch die französische Artillerie noch wiederholte Angriffe brachten die Verteidiger zur Kapitulation. Napoleon war so wütend über dieses Scheitern, dass er im Frieden von Pressburg nach der Niederlage Österreichs in der Schlacht von Wagram festlegte, dass die Festung zerstört werden müsse. Am 15. November 1809 begannen die Sprengungsarbeiten in der Festung. Nur der Uhrturm, der Glockenturm, den die Grazer Bürger von den Franzosen für 2978 Gulden und 41 Kreuzer freikauften

(warum gerade so eine Summe und nicht runde 3000 Gulden, kann ich nicht ahnen, entweder konnten die Grazer Bürger wirklich nicht mehr Geld zusammenbringen oder haben die Franzosen von den verlangten Summe den Preis für den ersparten Schießpulver abgezogen), und die Stahlfestung überstanden die Zerstörung. Letztere überstand alle Versuche, sie zu sprengen, sodass die Franzosen schließlich ihre Bemühungen, sie in die Luft zu jagen, aufgeben mussten. Domenico d’Allio leistete gute Arbeit. Übrigens übernahm nach dem Tod von d’Allio Sallustio Peruzzi die Arbeiten an der Befestigung des Schlossbergs, dessen Vater Baltasar nach dem Tod von Raphael Santi den Bau des Petersdoms in Rom leitete. Graz konnte sich nie über einen Mangel an italienischen Spitzenarchitekten beschweren, die bereit waren, es zu verschönern oder zu befestigen.

In der Stahlbastei befand sich die “Eiserne Jungfrau”. In diesem Sarg mit eisernen Spitzen wurden besonders schwere Verbrecher hingerichtet. Der Verurteilte wurde hineingestoßen, die Truhe wurde verschlossen, wodurch ihn die eisernen Spitzen an vielen Stellen durchbohrten. Dann öffnete sich der Boden der Truhe, und die Leiche fiel tief in die Fundamente der Festung. Einer Legende zufolge soll auch der Gründer des Ruhms der Eggenberg-Familie, Balthasar, auf diese Weise hingerichtet worden sein. Balthasar war zu Lebzeiten Friedrichs III. der Münzmeister von Innenösterreich. Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, kämpfte der liebe Kaiser ständig mit finanziellen Schwierigkeiten und machte Schulden, wo immer er konnte. Balthasar half ihm, das Problem im Grunde genommen auf moderne Weise zu lösen – durch die Inflation. Die von ihm geprägten Münzen enthielten immer weniger Silber, bis sie zu wertlosen Metallstücken wurden. Die Schuldner freuten sich, die sparsamen Menschen weinten. Aber sie weinten nicht nur, sondern waren auch wütend. Balthasar rettete sich vor ihrem Zorn, indem er nach Ungarn zum König Matthias floh. Auch der ungarische König hatte finanzielle Probleme, und Balthasars Methode, Schulden loszuwerden, gefiel ihm auch gut. Als Belohnung erhob er den Grazer Bürger in den Adelsstand und verlieh ihm ein Wappen, auf dem drei Raben (das Wappentier von König Matthias) eine königliche Krone in ihren Schnäbeln tragen. Balthasar fühlte sich nun unantastbar und kehrte nach Graz zurück, wo er sofort verhaftet wurde und im Gefängnis starb. Ob er in jener eisernen Jungfrau umgebracht wurde, ist nicht bewiesen, aber die Legende besagt es.

Von der Stahlbastei gelangt man zum chinesischen Pavillon – einem Artefakt aus der Romantikzeit, als etwas Orientalisches einfach überall stehen musste – und dann zum Kanonenbastei hinauf. Dort standen einst vier Kanonen, die Warnschüsse abgaben, wenn sich der Feind der Stadt näherte oder wenn in der Stadt ein Feuer ausbrach. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt, heute befindet sich jedoch das “Schlossberg Museum” hier, und daher muss man für den Ausblick bezahlen. An der oberen Seilbahnstation und dem Glockenturm vorbei gelangen wir schließlich auf das höchste Plateau der Festung. Hier befinden sich die Kasematten, ehemaliges Gefängnis, heute ein Konzertsaal. Früher waren hier auch sehr prominente Gefangene inhaftiert, Grafen, Feldmarschälle oder sogar der Bischof Nadasdy. Aus den Zellen wurden Logen gemacht, die übrigen Zuhörer bevölkern den Boden der Kasematten, und das Beste ist, dass diejenigen, die keine Tickets bekommen haben, sich im Park zwischen den Bäumen hinlegen und Musik hören dürfen – auch wenn sie die Musiker nicht sehen können. An den Ecken des Plateaus befinden sich Metallplatten, die die Richtungen zu beinahe allen wichtigen Städten Europas anzeigen. Es fehlt nur eine – Prag. So viel also zu den harmonischen Beziehungen zu unserem nördlichen Nachbarn.

Am nördlichen Ende der Festung zeigten Ausgrabungen den gotischen Teil der Festung, wie er aussah, bevor Domenico d’Allio seine Arbeit aufnahm. Über diesen Ausgrabungen erhebt sich der Hackherlöwe.

Da kein Bild des tapferen Festungskommandanten erhalten geblieben ist, wurde beschlossen, sein Heldentum zum hundertsten Jubiläum im Jahr 1909 mit einem Metalllöwen zu ehren. Dieser wurde zwar während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen, aber dann wieder hergestellt und 1966 an seinen ursprünglichen Platz gebracht.

Der gesamte Schlossberg ist heute ein Park. Nach der Zerstörung der Festung gab es hier ein großes Ruinenhaufen, bis der Baron Ludwig von Welden im Jahr 1838 die Idee hatte, den Hügel in einen Park umzuwandeln. Es war eine großartige Idee, und ihr Urheber wurde dafür auf dem Schlossberg mit seiner Statue belohnt. Beim Abstieg in die Stadt kommen wir am “Französischen Kreuz” vorbei.

Ob an diesem Kreuz ein französischer Unterhändler von den Österreichern hinterhältig erschossen wurde oder ob es sich um den österreichischen Fähnrich Karl König handelte, der von den Franzosen getötet wurde, ist eine Frage der unterschiedlichen Interpretation. In jedem Fall durften bis zu diesem Punkt die Familienmitglieder die Verurteilten begleiten, die zur Vollstreckung seiner Strafe in die Schlossberg-Kasematten gebracht wurden.

Wenn wir zum Karmelitenplatz hinuntergehen, befindet sich links von uns das Paulustor als Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Hier wurden auf Anordnung des Erzherzogs und späteren Kaisers Ferdinand II. am 8. August 1600 “ketzerische” Bücher verbrannt, also alles, was mit dem Protestantismus zu tun hatte. Später stand hier das erste Krankenhaus in Graz. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Polizeidirektion.

Hinter dem Tor befindet sich der Stadtpark. Er ist riesig und bildet die grüne Lunge der Stadt. Seine Entstehung verdankt er einem glücklichen Zufall und einem fähigen Bürgermeister. Nach dem Abriss der Stadtmauern wurde das Glacis aufgehoben und zu begehrtem Baugrund umgewandelt. Ein Teil davon wurde jedoch von der Armee als Platz für Paraden und Marschübungen beibehalten und zu diesen Zwecken genutzt. Nach dem Krieg mit Preußen im Jahr 1866 geriet jedoch auch das österreichische Militär in große finanzielle Schwierigkeiten und wollte dieses Grundstück im Stadtzentrum verkaufen. Damals griff der aufmerksame Bürgermeister Moritz Franck ein und kaufte das ganze Grundstück im Jahr 1869 auf. Im Jahr 1872 wurde der Park feierlich eröffnet, seine ältesten Bäume sind daher bereits 150 Jahre alt. Der Bürgermeister verdiente sich mit dieser Tat nicht nur den Aufstieg in den Ritterstand, sondern auch seine Statue, die sich im Park neben einer riesigen Fontäne befindet.

Wenn wir vom Karmelitenplatz zur Sporgasse gehen, passieren wir den Saurau-Palast. Aus dem Dachfenster schaut uns ein hölzerner Türke an, der aus dem Fenster ausgelehnt ist.

Der Legende nach haben die Türken im Jahr 1532 Graz besetzt und die Bevölkerung flüchtete auf den Schlossberg. Ibrahim Pascha, der Kommandant der türkischen Armee, wollte gerade im Saurau-Palast speisen, als die Verteidiger vom Schlossberg eine Kanonenkugel abschossen, die den gedeckten Tisch traf. Daraufhin soll Ibrahim Pascha außer sich vor Wut gewesen sein. Er erklärte, dass er nicht in einer Stadt bleiben würde, in der er nicht in Ruhe essen könne, lehnte sich aus dem Fenster und gab den Befehl zum Abzug aus der Stadt. Bösartige Zungen behaupten außerdem, dass er aufgrund seiner korpulenten Statur im Fenster steckenblieb und die Türken auf den Rückzug aus der Stadt warten mussten, bis der Kommandant etwas abgenommen hatte, damit ihn die Soldaten wieder ins Haus ziehen konnten. Das ist aber nur eine Legende. Tatsächlich haben die Türken Graz nie erobert, und jener Türke im Fenster des Palastes war wahrscheinlich ein Hauszeichen.

Von der Sporgasse biegen wir in die Hofgasse ab, wo sich einst die Münze des Inneren Österreichs befand und wo Balthasar von Eggenberg seine unlauteren Geschäfte betrieb. An der Ecke befindet sich der Palast des Deutschen Ordens und ein Stück weiter der wunderschön geschnitzte hölzerne Eingang des Bäckerei Edegger-Tax.

Franz Tax, der Besitzer der Bäckerei, bat bereits im Jahr 1883 bei einem Besuch von Kaiser Franz Josef, dem er seine Produkte lieferte, um den Titel des Hofbäckers. Der Bitte wurde nicht entsprochen, warum, ist nicht bekannt. Franz Tax war jedoch ein beharrlicher Mensch, und als im Jahr 1888 Kronprinz Rudolf nach Graz kam, versuchte er es noch einmal und hatte diesmal Erfolg. Die Familie Tax backt hier nicht mehr, auch nicht ihre Nachkommen, die Familie Edegger. Der wunderschöne Eingang der Bäckerei steht jedoch seit 1950 unter Denkmalschutz. Die Hofgasse führt uns zum Beginn unserer Stadtführung, zum Dom und zur Burg mit ihren Gärten. Ich denke, ihr seid genauso erschöpft wie ich. Also, obwohl es in Graz noch viel zu besichtigen gibt – zum Beispiel sind wir nur am Opernhaus vorbeigekommen, sowohl am historischen als auch am modernen Gebäude – beenden wir unseren Spaziergang. Diejenige, die noch etwas weiteres besichtigen möchten, ebenso wie diejenige, die von der Wanderung schon mehr als genug haben, bitte ich um Verzeihung.

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