In der Adventzeit sehen wir sie überall – ob auf dem Weihnachtsmarkt, in den Kirchen oder zu Hause unter dem Christbaum – die Krippe ist ein nicht mehr wegzudenkender Teil von Weihnachten geworden, ohne Ochse und Esel können wir uns Weihnachten kaum vorstellen.
Woher stammt aber diese Überlieferung der Geburt Christi ? Woher kommen die Krippe und die zwei Haustiere, die das Christkind mit eigenem Atem wärmen sollten?
Die Vermutung liegt nahe, dass diese Szene in der Bibel näher beschrieben ist, denn woher sonst könnte sie kommen. Begeben wir uns also auf die Suche nach dieser Geschichte.
Die wichtigste Quelle für die Weihnachttradition sollten natürlich die Evangelien sein. Nur das, was dort geschrieben ist, ist von der Kirche als Wahrheit anerkannt. Allerdings erleben wir beim Studium der Evangelien eine kleine Enttäuschung.
Markus und Johannes beschäftigen sich mit der Geburt Christi gar nicht. Es geht ihnen um die Mission, die mit der Taufe von Johann dem Täufer beginnt, die Geburt des Erlösers ist für sie hingegen nicht interessant. Interessant ist, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um die historische gesehen ältesten Evangelien handelt. Das Evangelium nach Markus stammt wahrscheinlich wirklich aus dem ersten Jahrhundert und wird offensichtlich zu Recht dem Sekretär des heiligen Petrus zugeschrieben (deshalb wird es manchmal als Petrusevangelium bezeichnet).
Das Evangelium nach Johannes entstand rund um Jahrhundertwende des ersten und zweiten Jahrhunderts, es handelt sich aber um ein so genanntes nicht synoptisches Evangelium, dass den anderen in vielen Dingen widerspricht. Es ist poetisch das beste der Evangelien und hat die Aufgabe die Gottheit von Christus zu beweisen, die Geschichte der Geburt des Erlösers wird aber ebenso nicht erwähnt.
Das Evangelium nach Matthäus wird traditionell für die älteste gehalten und deshalb im Neuen Testament auf der ersten Stelle gereiht – es wurde (irrtümlich) dem Apostel Matthäus zugeschrieben, da dieser der einzige Apostel war, der lesen und scheiben konnte. Diese Theorie wurde bereits verlässlich widerlegt, das Evangelium nach Matthäus übernimmt mehr als 600 Versen aus dem Markusevangelium, ist also wesentlich jünger. Hier werden das erste die Umständen der Geburt Christi erwähnt.
So heißt es:
„Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war, dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter, da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“
Vor einer Krippe hören wir also nichts, lediglich von einem „Haus“.
Wir müssen also weiter nach Esel, Ochse, Krippe suchen. Der letzte Evangelist ist „Kollege“ Lukas (ich nenne ihn deshalb „Kollege“, weil er wie ich Arzt von Beruf aber auch Schriftsteller abenteuerlicher Romane war, also kann er mir hoffentlich die Bezeichnung verzeihen). Und jetzt kommen wir schon wirklich weiter – Lukas ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Er schreibt:
„Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in die Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
Und der Engel teilt auf der gleichen Stelle der Hirten: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“
Mit Lukas sind wir also doch ein bisschen weiter gekommen, die Krippe hätten wir schon, was hat es aber mit dem Ochsen und Esel auf sich, die bei einer Weihnachtskrippe doch nicht fehlen dürfen.
Die Antwort findet sich in sogenannten Apokryphen – also Evangelien, die bei der Selektion der kirchlichen Texte ausgeschlossen wurden. Es gab sehr viele davon, sogar ein Evangelium nach Judas. Und in einem der bekanntesten so genanntem Pseudo-Matthäusevangelium finden wir, wonach wir suchen:
„Am dritten Tage nach der Geburt unseren Herrn Jesus Christus trat die seligste Maria aus der Höhle, ging in einen Stall hinein und legte ihren Knaben in eine Krippe, und Ochs und Esel beteten ihn an. Da erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja verkündet ist, der sagt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“ So beteten sogar die Tiere, Ochs und Esel, ihn ständig an, während sie ihn zwischen sich hatten. Da erfüllte sich, was durch den Propheten Habakuk verkündet ist, der sagt: „Zwischen zwei Tieren wirst du erkannt.“
Die Entstehung diesen Legenden fand im 8-9. Jahrhundert statt, obwohl diese so genannte „Kinderlegenden“ bereits viel früher erzählt worden sind. Die Kirche hat sie nie gern gesehen, Hieronymus hat diese ganze Literatur abgelehnt, die Päpste Damasus, Inozenz I oder Gelasius verurteilten sie sogar. Das Kirchenvolk hielt aber an diesen Erzählungen fest und so ist dieses Sammelwerk (geschrieben in Latein – alle Evangelien sind in griechischer Sprache) entstanden. Trotz Ablehnung der offiziellen kirchlichen Stellen haben diese Geschichten einen festen Platz in der weihnachtlichen Tradition gefunden und großen Einfluss auf Kunst und Kultur gehabt. Dank dieser Geschichte haben wir unsere schöne Krippe mit Ochs und Esel, die unsere Kinder so lieben.
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