Möchten Sie sich im Dezember oder Januar wie in Kroatien im Juli fühlen? Dann reisen Sie nach Oman, genauer gesagt nach Salalah und übernachten Sie im Hotel Fanar. Hier stellen Tschechen definitiv die relative Mehrheit, zusammen mit ihren slowakischen Brüdern sogar die absolute Mehrheit. Sollten sich Polen und Ungarn hinzugesellen (was für Slowaken natürlich nicht in Frage kommt), könnten sie sogar eine verfassungsgebende Mehrheit erreichen. Nur einige verstreute Italiener und Deutsche erwecken den Eindruck, dass man sich tatsächlich im Ausland befindet.

Natürlich gilt das nicht für die örtlichen Strände: lang, breit, sandig, sanft abfallend und vor allem mit warmem Meerwasser. Zum Jahreswechsel erreicht das Wasser des Indischen Ozeans eine Temperatur von 25 Grad und lädt somit zum Baden ein. Aus Tschechien und der Slowakei gibt es Charterflüge direkt nach Salalah, aus Österreich noch nicht. Daher haben wir zu zweit mit meiner Frau Österreich vertreten – jedenfalls soweit wir das beurteilen können, da wir niemanden anderen aus Österreich entdeckt haben, obwohl es uns an Bemühung nicht gefehlt hat.

Für Tschechen und Polen baut das Unternehmen Amazi hier ein Sommerdomizil – eigentlich ein Winterdomizil –, damit Tschechen und Polen auch im Winter die Sonne genießen können. Es werden einstöckige und zweistöckige Villen mit zwei bis vier Schlafzimmern direkt am Wasser mit eigenem Bootsanleger angeboten. Die Preise beginnen bei rund 200 000 Euro. Am Anfang genügt eine Anzahlung von 20 % des Preises, danach zahlt man alle drei Monate 7,5 %. Das halte ich für ziemlich attraktiv und seriös. Wir reisen jedoch jedes Jahr gerne woanders hin und sind daher den Versuchungen nicht erlegen.

Positiv war für uns persönlich – ich möchte nicht für andere Gäste sprechen, insbesondere nicht für Ungarn und Slowaken –, dass wir hier keinen einzigen Russen getroffen haben (wenn man Nadia, die an der Rezeption arbeitete, nicht mitzählte). Ich weiß nicht, wie es mit den Visa aussieht oder ob für die Russen in Oman andere Regeln gelten als in den benachbarten Emiraten. Der Hauptgrund für ihre Abwesenheit könnte jedoch der eingeschränkte Zugang zum Alkohol sein. In den Hotels wird Alkohol vor 12 Uhr nicht ausgeschenkt, und freitags, wenn das große Mittagsgebet stattfindet, gibt es alkoholische Getränke erst ab 14 Uhr. Diese Regel gilt auch für Hotelgäste, die selbst nicht zum Freitagsgebet verpflichtet sind. Für einen Russen im Urlaub sind das also völlig unakzeptable Einschränkungen. Die Omaner sind zwar Ibaditen, eine Sekte, die mit dem intoleranten Wahhabismus nichts zu tun hat, und sie legen den Koran angeblich liberaler aus. Deshalb sollen sie farbenfrohere Gewänder tragen (wir haben keine gesehen, nur davon gehört). Was Alkohol betrifft, schreibt der Koran Gläubigen nur vor, dass sie nicht unter dem Einfluss berauschender Substanzen zum Gebet erscheinen sollen. Ein absolutes Alkoholverbot steht in dem heiligen Buch angeblich nicht. Logistisch kann es jedoch ein Problem sein. Wann sollte man bei fünf Pflichtgebeten am Tag Alkohol trinken, um zur Gebetszeit 0,0 Promille im Blut zu haben?

Oman gilt als das freundlichste und weltoffenste arabische Land. Ich kann das bestätigen. Schon bei der Ankunft am Flughafen scherzte der Zollbeamte mit uns, Taxifahrer bemühten sich die ganze Zeit, Gespräche aufrechtzuerhalten, und erstaunlicherweise kannten sie sich in der weltpolitischen Lage recht gut aus. Oman ist ein großes Land – mit einer Fläche von 309.500 km² und knapp fünf Millionen Einwohnern, davon nur drei Millionen einheimische Omaner. Der Rest sind Ausländer, die überall arbeiten, wo man hinschaut, meist aus Indien, Pakistan, Ägypten oder sogar aus der Türkei. Sie lächeln die ganze Zeit, scheinen gute Laune zu haben und scherzen auch miteinander. Das spricht für gute Arbeitsbedingungen. Angeblich verdienen sie hier deutlich besser als in Dubai oder den Emiraten und werden nicht als minderwertig angesehen. So habe ich es gehört.

Die Geschichte Omans ist tatsächlich nicht kompliziert und begann eigentlich erst 1970, als Sultan Qaboos ibn Said seinen Vater stürzte und das Land in eine moderne Richtung führte.

Sultan Quaboos ibn Said

Der Umsturz war nicht ganz friedlich. Der alte Sultan Said ibn Taimur weigerte sich, die Macht aufzugeben, und schoss mit einer Pistole um sich, bis er sich selbst ins Bein traf. Damit war sein Widerstand gebrochen, und sein Sohn konnte die Herrschaft übernehmen. Dieser Sultan hat den Omanern so viel Wohlstand gebracht, dass sie ihm bis heute dankbar sind und ihn dementsprechend verehren. Auch wenn seit 2020 sein Cousin Haitham ibn Tariq regiert, sind überall Fotos mit beiden Sultanen zu sehen. Das durchschnittliche Einkommen eines Omaners soll zwar 1.100 Euro nicht überschreiten, aber der Staat gewährt seinen Bürgern so viele Sozialleistungen, dass niemand klagen muss. Das ist Grund genug, ihren Sultan zu lieben (Oman ist eines von zwei Sultanaten auf der Welt; das andere ist Brunei auf der Insel Borneo).

Die Geschichte des Landes begann natürlich nicht erst 1970. Oman war seit jeher ein Exporteur von Weihrauch, der von hier aus in die ganze Welt verschifft wurde – auf Schiffen (Dhaus), die aus Palmstämmen gefertigt und mit Kokosfasern zusammengebunden wurden. Diese Boote, die zur Überraschung der Europäer tatsächlich schwimmfähig waren und sich auch für lange Reisen eigneten, lernten die Omaner erst später durch die Portugiesen mit Metallnägeln zu verstärken. Die Omaner kannten Seewege sowohl nach Osten als auch nach Westen, und da sie Fässer mit Datteln mitführten (die Dattelpalme gilt im Oman als wertvollster Baum und wird „Baum des Lebens“ genannt), litten sie – im Gegensatz zu europäischen Seeleuten – nicht an Skorbut, und ihre Zähne blieben ihnen bis ins hohe Alter erhalten. Selbst der Lotse Ahmed bin Majid, der Vasco da Gama nach Indien führte, war ein Omaner. Die Portugiesen „bedankten“ sich für diese Hilfe, indem sie die omanische Küste beherrschten und 150 Jahre lang hier regierten. Zwei Festungen am Eingang des Hafens von Alt-Maskat zeugen von dieser Zeit. (Die neue Stadt, die heutige Hauptstadt, hat – wie könnte es anders sein – das Geburtsjahr 1970.)

Die Straße von Hormuz, die den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean verbindet, war immer von strategischer Bedeutung, heute mehr denn je, da durch sie alle Öltanker fahren müssen, die Öl aus Saudi-Arabien, dem Irak und Kuwait transportieren. Das Gebiet an der Spitze der Halbinsel, das in die Straße von Hormuz ragt, ist eine omanische Exklave (es gibt eigentlich zwei, aber eine davon ist so klein, dass sie kaum der Erwähnung wert ist). Die dortigen Bewohner entschieden sich in einer Volksabstimmung im Jahr 1971, als die Vereinigten Arabischen Emirate gebildet wurden, dafür, nicht Teil des Zusammenschlusses zu werden, sondern bei Oman zu bleiben. Ein Sultan hat eben mehr Prestige als ein Emir (vergleichbar mit König und Fürst in unserer Terminologie). Der neue Sultan weckte offenbar schon damals bei der Bevölkerung Hoffnungen, die sich dann später als berechtigt erwiesen. Die Exklave ist gebirgig, die Berge fallen direkt ins Meer und bilden Fjorde wie in Norwegen. Die größte Stadt dort ist al-Hasab, und das Gebiet ist vom Oman aus nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar – und das nur bei gutem Wetter. Glücklicherweise gibt es dort fast immer gutes Wetter.

Über Maskat, wo die Berge bis zu 3.000 Meter hoch sind, bauen die Omaner Wanderwege und Klettersteige. Das ist ein Anreiz für Bergtouristen, denen die Alpen nicht genügen und der Himalaya zu weit entfernt oder zu hoch ist. Im Süden um Salalah gibt es ebenfalls Berge, die jedoch bereits zur jemenitischen Bergkette gehören. Der Jemen liegt nur 150 Kilometer von Salalah entfernt und zeigt, dass die Herrschaft eines aufgeklärten Sultans doch besser ist als ein kommunistisches Experiment, aus dem sich der westliche Nachbar Omans bis heute nicht erholt hat und das dort zu einem niemals endenden Bürgerkrieg führte. Davon bemerkt man im Oman allerdings nichts, abgesehen von den zahlreichen Kasernen der omanischen Armee und gelegentlichen Hubschrauberüberflügen. Jemeniten machen hier keine Probleme – sie haben genug eigene Sorgen und betrachten derzeit den jüdischen Staat im Norden als ihren Hauptfeind.

Die Kommunisten haben es allerdings auch im Oman versucht. 1965 gab es in der Provinz Dhofar, deren Zentrum Salalah ist, mit Unterstützung der jemenitischen Kommunisten einen bewaffneten Aufstand. Das führte in dieser Region zu einem Bürgerkrieg, der erst 1976 endete. Seitdem hat der Sultan die Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet – was aus meiner Sicht sehr positiv ist. In Salalah scheint die Sonne praktisch immer (das ist der einzige Punkt, der nicht dem Sultan zuzuschreiben ist), mit Ausnahme der Monate Mai bis Juli. Das ist die Monsunzeit, in der sich die Sonne nicht blicken lässt und es ununterbrochen regnet. Dieses Wetter ist ein weiterer touristischer Anziehungspunkt der Region. Während Europäer von September bis April nach Salalah reisen, um die Sonne zu genießen, kommen zwischen Mai und Juli Araber aus Saudi-Arabien und anderen Wüstenländern, um der Hitze zu entfliehen. Während dort die Temperaturen auf über 45 Grad steigen, sind es in Salalah zu dieser Zeit „nur“ 30 Grad. Die größte Hitze herrscht hier Ende April und Anfang Mai. Ein Taxifahrer erzählte uns, dass es letztes Jahr 41 Grad im Schatten gab, und ich war bereit, ihm das zu glauben. Obwohl Oman größtenteils aus Wüste besteht, sollen sich die Berge, die in dieser südlichen Provinz bis zu 2.100 Meter hoch sind, in den Sommermonaten grün färben. Für Araber ist das ein Wunder und ein Abbild des Paradieses – nicht umsonst hat jede arabische Flagge einen grünen Streifen (einschließlich der omanischen).

Auf einem Aussichtspunkt in 1400 Metern Höhe, der mit dem Auto erreichbar ist und tatsächlich das sprichwörtliche Ende der Welt darstellt, steht ein Hotel.

Es hat allerdings nur in den drei Sommermonaten geöffnet und richtet sich speziell an arabische Gäste, die das Wunder genießen möchten, im Regen und Nebel zu sitzen und darauf zu warten, dass es sich ein wenig lichtet, um die grünen Hänge unter ihnen zu betrachten. Einen Tschechen, Slowaken oder sogar Österreicher wird man dort kaum antreffen – sie haben genug Nebel zu Hause.

Wasser ist in einem Wüstenland ein Wunder. Als wir zu einem Ausflug in diese Berge aufbrachen, besuchten wir alle Orte, an denen es ein wenig Wasser gab. Das Wadi Darbat mit seinem Bach, einem kleinen See und einem Wasserfall von fast fünf Metern Höhe war eines dieser Ziele. Der Reiseleiter verriet uns, dass wir Glück hatten – im Januar war der Wasserfall noch aktiv. Irgendwann im Februar versiegt er, weil das Wasser ausgeht, und es muss auf die Regenfälle im Mai gewartet werden. Selbst der kleine See unterhalb des Wasserfalls, etwa 50 Meter lang und 20 Meter breit, ist für die Einheimischen eine touristische Attraktion. Es gibt dort einen Erholungspark, und man kann sogar ein Boot für fünf Rial pro Stunde mieten. Übrigens: Egal, welchen Ausflug man im Hotel bucht, das Wadi Darbat ist immer Teil des Programms.

Wadi Darbat

Der Rial, die lokale Währung, ist ein Erbe der Portugiesen, die hier zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihre Reals einführten, bevor sie um 1650 vertrieben wurden. Ein Rial entspricht etwa 2,60 Euro und ist damit eine der nominal höchsten Währungen der Welt. Nominal stärker ist nur das kuwaitische Dinar – für einen Dinar kriegt man 3,12 Euro.

Nach den Portugiesen hinterließen auch die Engländer ab 1798 ihren Einfluss in der Region. Trotzdem wird auf den Straßen Omans – die neu und in ausgezeichnetem Zustand sind – rechts gefahren. Alle Schilder im Land sind konsequent zweisprachig, mit arabischem Text und englischer Übersetzung. Nach der Vertreibung der Portugiesen übernahm die Said-Dynastie die Macht, die bis heute regiert. Besonders im 19. Jahrhundert expandierte das omanische Sultanat und eroberte 1730 die Insel Sansibar sowie angrenzende afrikanische Küstengebiete. Bis 1856 war Sansibar sogar die Hauptstadt des omanischen Reiches und die Residenz des Sultans. Nach dessen Verlust begann jedoch ein wirtschaftlicher Niedergang, da die Omanis ihre afrikanischen Plantagen und Einnahmen aus Hafengebühren verloren. Zudem hatten die dominierenden Europäer etwas gegen den Sklavenhandel, der damals die wichtigste Einnahmequelle des omanischen Staates war. Sklaverei blieb in Oman jedoch bis 1970 legal, bis der reformorientierte Sultan Qaboos an die Macht kam und die Sklaverei verbot.

Nicht weit vom Wadi Darbat befindet sich die Tawi-Attair-Schlucht, die durch Monsunregen bis zu 200 Meter tief ausgewaschen wurde. Im Januar war dort jedoch kein Wasser mehr sichtbar, und auch der Imbiss am Anfang des Wanderwegs war geschlossen.

Im Norden von Salalah liegt das Wadi Dawkah mit Plantagen von Weihrauchbäumen. Weihrauch war über Jahrhunderte der wichtigste Exportartikel des Landes und ist natürlich in Souvenirläden – sogar in Hotels – erhältlich. Den Laden findet man oft schon durch den angenehmen Duft von brennendem Weihrauch, den die Verkäufer als Köder einsetzen. Es gibt auch Weihrauchöl mit angeblich heilender Wirkung gegen nahezu alles, besonders wirksam soll es aber bei Hautkrankheiten sein. Ob das stimmt, sei dahingestellt – der Verkäufer wird Sie davon aber garantiert überzeugen, und zwar in jeder Sprache.

Das Weihrauchmuseum „Al Baleed“ befindet sich in Salalah. Die Anfahrt mit dem Taxi ist kein Problem – die Straßen in Oman sind durchweg asphaltiert und in gutem Zustand, allerdings mit zahlreichen Kreisverkehren, da Ampeln hier wenig Vertrauen genießen. Die Hauptprobleme im Straßenverkehr sind jedoch Kamele. Sie laufen in großen Herden, grasen am Straßenrand oder überqueren die Fahrbahn, unabhängig von deren Größe und Bedeutung. Die vierspurige Fahrbahn lieben sie offensichtlich noch mehr als zweispurige. Und das Kamel hat immer Vorrang – und weiß das auch.

Salalah ist eine komplett neue Stadt, deren Wachstum ausschließlich des Tourismus zu verdanken ist. Der englische Reisende Wilfred Thesiger beschrieb sie 1940 noch als ein Nest aus einigen Lehmhütten. Heute ist Salalah mit etwa 300.000 Einwohnern eine moderne Stadt mit Infrastruktur, Einkaufsstraßen und mit einem Flughafen. Logischerweise gibt es auch eine große Moschee, die Platz für 3200 Gläubige bietet. Ein Besuch ist auch für Nicht-Muslime möglich – jedoch ohne Schuhe, in langen Hosen, und Frauen müssen ein Kopftuch tragen, das vor Ort nicht ausgeliehen werden kann.

In der Nähe von Salalah befindet sich das Städtchen Taqah mit einer kleinen Festung, die im 19. Jahrhundert vom Scheich Timman al Ma’ashani erbaut wurde. Für drei Rial Eintritt kann man dort historische Einrichtungen besichtigen, einschließlich eines Schlafzimmers mit Baldachin und etwas verblassten Spiegeln. Bis 1984 diente die Festung als Sitz des Gouverneurs der Provinz, bevor dieser nach Salalah umzog. Heute ist sie eine Touristenattraktion.

Alles in allem bietet die Umgebung von Salalah für Historiker und Kulturinteressierte nicht allzu viel. Der Schwerpunkt liegt auf Sandstränden, gutem Essen (vor allem Fisch und Meeresfrüchte) und Erholung.

Und – Salalah war die erste Destination, die ich besucht habe, wo man den Sonnenaufgang sowie auch Sonnenuntergang über dem Meer beobachten konnte. Und im Dezember musste man nicht einmal zu früh aufstehen. Die Sonne ging gegen 6:45 Uhr auf und gegen 18 Uhr unten. Beides war ein schönes Spektakel, wenn es keine störenden Wolken am Horizont gab.

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