Dieses liebe Städtchen, am Ende der Welt, hat eine glanzvolle Geschichte hinter sich. Und keine andere Stadt in Italien ist Mussolini so verbunden wie Brindisi. Duce erhob wieder die bereits in Vergessenheit geratene Bedeutung und den Ruhm des alten römischen Brundisiums. Was natürlich auch einen Grund hatte. Unter Mussolini wandte sich die italienische Expansionspolitik nach Osten. Also wandte er seine Politik (vor Mussolini gab es eigentlich keine solche Politik), obwohl bereits ein italienisches Vizekönigreich in Afrika existierte, Richtung Libyen und später auch Habesch, so wie auch Äthiopien. Italien hatte zwischen den zwei Weltkriegen seine Interessen in Albanien, wo der albanische König Zog I. von der Gnade des italienischen Diktators abhängig war. Albanien war grundgenommen ein italienisches Protektorat, dieser Zustand beendete dann der Einmarsch italienischen Truppen in Albanien am 7. April 1939. Mussolini hatte damit nicht genug, er verwendete geschickt die erfolgreiche italienische Taktik sich auf die Seite des Siegers zu schlagen. Obwohl er bei seinem Einmarsch in Griechenland, im Frühjahr 1941, eine vernichtende Niederlage erlitt, schlug er sich auf Hitler´s Seite, dieser wurde unentbehrlich für ihn und eilte ihm zur Hilfe (der Balkanfeldzug kostete die Deutschen 3 Monate an Zeit die für den Barbarossa Plan fehlten, der nun anstatt im März erst im Juni beginnen konnte, was sich letztendlich als fatal erwies). Mussolini bekam,  nach dem deutschen Sieg über die Griechen und die mit ihnen verbundene Briten, die Insel nahe der griechischen Küste  (Korfu, Zakynthos, Itkaha und Kefalonia), außerdem gehörte Italien seit 1912 so genannter „Dodekanessos“ mit den Inseln Rhodos, Kos usw.  (insgesamt 12 Insel nahe der türkischen Küste).

Brindisi, als der dem Balkan nächste Hafen gewann unter diesen Umständen wieder an Bedeutung und wurde zum militärischen Hauptstützpunkt der italienischen Marine. Mussolini ließ die Stadt prächtig wiederaufbauen, beschenkte sie mit einem großen schönen Hafen, einem Denkmal der italienischen Matrosen und einer riesigen Fontäne zur Ehre von König Vittorio Emanuelle II. (die Fontäne war in der Zeit unseres Besuches wasserlos, dafür kann aber der Duce nichts, denn es war schließlich Sommer).

In den römischen Zeiten spielte Brindisi eine entscheidende Rolle, es war der wichtigste Hafen an der Ostküste Italiens. Von hier reiste man nach Griechenland und später dann auch nach Konstantinopel, in die zweite Hauptstadt des Römischen Reiches. In Brindisi hatte „Via Appia“ ihr Ende um sich am anderen Ufer der Adria in „Via Egnatia“ zu verwandeln, (hier gab es in Apollonia a Dyrrhachium gleich zwei Anlaufstellen) auf der man bis nach Konstantinopel fahren konnte. Das Ende der „Via Appia“ wird auch heute noch durch zwei Säulen in der Altstadt am Ufer der Bucht von Brindisi markiert. (Eigentlich nur von einem, der zweite wurde von Venezianern entwendet und an die Stadt Lecce verschenkt, dort steht er jetzt auf dem Platz des heiligen Orosio) Im Jahre 44 vor Christus erschien bei diesen Säulen ein unauffälliger neunzehnjähriger Mann. Er studierte gerade in Apollonia, im heutigen Albanien, Philosophie und Rhetorik um sich auf eine politische Karriere vorzubereiten, als er erfuhr, dass ihn sein Onkel zum Universalerben gemacht hatte und er dieses Erbe nach seinem Tod übernehmen sollte. Diese Situation ist gerade eingetreten, da der Onkel ermordet wurde. Weil der junge Student die Neider fürchtete und damit um sein Leben bangte, kaufte er ein normales Schiffticket wie ein normaler Reisender und ließ sich nach Brindisi bringen. Dort wurde er, unter den Säulen die hier bis heute als stumme Zeugen dieses Ereignisses stehen (eine davon bereits ordentlich von der Zeit gezeichnet), von Soldaten erkannt und zum Anführer ausgerufen. Danach folgten ihm die Soldaten von Brindisi nach Rom. Es begann eine der prachtvollsten Karrieren, eines der genialsten Herrscher der Menschengeschichte. Der Junge hieß Gaius Julis Octavianus und er sollte einmal zum ersten römischen Kaiser unter dem Namen Augustus werden. Die Schule in Apollonia hat ihm vielleicht auch dabei geholfen, aber in erster Linie war er ein außerordentliches politisches Naturtalent.

Nicht weit von hier, in einem Haus nahe der Säulen, verstarb einer Legende nach der römische Dichter Vergilius, der sich gerade auf dem Rückweg von Griechenland befand und einen anderen Weg als über Brindisi gab es damals kaum.

Das historische Stadtzentrum ist klein aber lieb und gepflegt. Die Kathedrale auf der Piazza del Duomo (Pontificia Basilica Cattedrale di Brindisi), nur ein paar Schritte von den historischen Säulen entfernt (in Brindisi ist aber alles nur ein paar Schritte voneinander entfernt), ist aus gelblichen Sandstein gebaut, der in der untergehenden Sonne wie Gold strahlt. Die Kathedrale ist zwar beinahe 1000 Jahre alt, aber nach einer Zerstörung durch ein Erdbeben vor 300 Jahren und durch die Luftangriffe der Alliierten im zweiten Weltkrieg hat sie sehr gelitten. (Das hing wieder mit Mussolini und dem Hafen zusammen) Im Inneren ist sie ziemlich schlicht und nicht sehr spektakulär. Nahe der Kathedrale ist das schönste Haus in Brindisi mit Loggia di Palazzo Balsa.

Man kann nicht an der Porta die Cavalieri Templari, mit ihren spitzigen Bögen, unbemerkt vorbeigehen, denn es ist das was aus der Kirche des Templerordens übrig blieb. Die Templer hatten logischerweise ihre Niederlassung in  Brindisi, von hier brachen die Kreuzzüge in das Heilige Land auf und hier wurden neue Ritter geworben. Ihr Palast war einmal das monumentalste Gebäude in der Stadt, bis mit ihrem Orden der französische König Filip IV. „der Schöne“, am schwarzen Freitag (13. Oktober 1307) kurzen Prozess machte.

Zum Essen gingen wir ins Restaurant „Il Giardino.“ Es ist eines der schönsten Restaurants die ich im italienischen Süden je besucht habe. Das Restaurant besaß einen  wundervoll rekonstruierten Innenhof im Still eines gotischen Palastes, der in einen Garten umgebaut wurde (daher der Name des Restaurants) unter den Blumen und Lampen, die von der Seniorin des Hauses angezündet wurden  (sicherlich „la mamma“ des jungen Mannes, der uns bediente) aßen wir. Das Essen war einfach herrlich und die Bedienung phänomenal. Die Mutter beobachtete alles aufmerksam bei der Zündung der Lampen und war mit ihrem Sohn offensichtlich zufrieden. Zu recht! Sollten Sie nach Brindisi kommen, vergessen Sie nicht „Il Giardino“ zu besuchen, sonst wäre ihr Besuch unvollkommen.

Der Spaziergang auf der Uferpromenade, mit ihren hohen Palmen, ist in der abendlichen Dämmerung wunderschön. Brindisi besitzt einen riesigen so genannten „Inneren Hafen“, nur in der Ferne sieht man die Einfahrt ins offene Meer. Auf der anderen Seite des inneren Hafens gibt es das „Denkmal der italienischen Matrosen“, das Duce im Jahr 1933 bauen ließ. Zu ihm fährt regelmäßig eine Fähre von der Promenade „Viale Regina Margharita“ und vom Denkmal aus gibt es die schönste Aussicht auf die Altstadt von Brindisi. Es ist kein Zufall, dass die Uferpromenade den Namen der Königin Margherita trägt. Die Königin Margherita (1851 – 1926) unterstützte Mussolini bei seiner Machtübernahme und Duce war ihr daher dankbar. Übrigens nach ihr ist auch die Pizza Margarita, eine traditionelle Pizza mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum (also in den italienischen Nationalfarben weiß, rot und grün) benannt. Margherita war eine brennende italienische Nationalistin.

Das Denkmal der gefallenen italienischen Matrosen ließ Duce auf einem wirklich sehr schönen Platz bauen. Italiener haben zwar keine Kriegshelden, sie wissen sie aber leidenschaftlich (einfach italienisch) zu feiern.  Wer sich ein Bild davon machen will, dem empfehle ich das Buch „Wie ich den Krieg gewann“ von Patrick Ryan.

 

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