Vom Goetheplatz geht man weiter zur Station Hauptwache und biegt nach rechts. Mit der Besichtigung der Altstadt kann man in einer Stunde fertig sein.

               Der Hauptplatz wurde erfolgreich rekonstruiert. Hier steht das historische Rathaus Römerberg. In den Jahren 1405 – 1408 wurde hier das Rathaus aus zwei Häusern „Römer“ und „Goldener Schwann“ errichtet und am Ende des neunzehnten Jahrhunderts nach Zukauf weiterer sechs Patrizierhäusern vom Architekten Max Meckel im neugotischen Stil umgebaut. Vor dem Rathaus steht ein Brunnen mit der Statue der „Justitia“.

               Auf dem Hauptplatz steht auch die Nikolauskirche. Die erinnert in ihrem Inneren an den Weg Martin Luthers nach Worms im Jahr 1521. Es gibt einen Pilgerweg Martin Luthers von Eisenach nach Worms, ein Pilgerort auf diesem Weg ist auch Frankfurt. Luther wurde in Frankfurt sehr freundlich empfangen, letztendlich wurden seine Bücher hervorragend verkauft, nur im Jahr 1520 verkaufte ein Buchhändler in Frankfurt 1400 seiner Schriften – für diese Zeit war das ein enormer Umsatz – zu Vergleich die Auflage von der Guttenbergs Bibel betrug 500 Stück). Im Jahr 1533 führte die Stadt die Lehre Luthers ein und bis zum neunzehnten Jahrhundert konnten die Katholiken trotz der anerkannten Bekenntnisfreiheit das Frankfurter Bürgerrecht nur in sehr seltenen Fällen gewinnen – sie mussten dafür sehr viel Geld haben.

               Die Hauptkathedrale ist die Bartholomäuskirche. Ein monumentales gotisches Gebäude nur ein paar Schritte vom Hauptplatz entfernt wirkt in seinem Inneren verhältnismäßig bescheiden. Auf seiner Wand gibt es eine Gedenktafel seines Erbauers, des Architekten Madern Gerthener, der aber die Vollendung des Baus nicht mehr erlebte.

               Viel mehr blieb von der mittelalterlichen Stadt nicht erhalten, mit der Ausnahme des Eschenheimerturmes, des einzigen Turmes der Stadtbefestigung, wo es heute ein Restaurant gibt. 

Von den alten Palästen blieb der Palast Thurn und Taxis stehen, komisch eingepresst zwischen moderne Glashäuser. Diese sind übrigens überall, nicht nur in der Finanzcity. Die Kaufmeile gibt es in der Galeria Kaufhof Hauptwache – Shopping darf beim Besuch von Frankfurt nicht fehlen und die Besucherinnen der Stadt loben es sehr.

               Die Museen befinden sich auf dem anderen, also südlichen, Mainufer. Über den Main führen mehrere Brücken und zwei Stege für Fußgänger. Einer davon endet gerade beim Museum, wo in der Zeit meines Busches eine Renoir-Ausstellung war, der zweite Steg ist der legendäre Eiserner Steg, der am Rande der Altstadt beginnt. Er wurde im Jahr 1868 gebaut und verbindet das historische Stadtzentrum mit dem Stadtviertel Sachsenhausen auf dem anderen Mainufer. Dass dieses Stadtviertel seinen Namen nach einer Sachsenkolonie bekommen hätte, die hier Karl der Große als seine Gefangene ansiedeln sollte, ist nur eine Legende.

               Im Gegensatz von Museen, die auf das südliche Ufer verbannt wurden – mit der Ausnahme des Geburtshauses von Goethe, das ebenfalls in ein Museum verwandelt wurde und des Struwwelpetermuseums, das dem Buch von Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1844 gewidmet ist, das Generationen von Kindern Angst vor ihren bösen Taten einjagen sollte, hat Frankfurt zwei Opernhäuser und beide auf dem richtigen – also nördlichen – Ufer. Die Alte Oper wurde im Jahr 1880 gebaut. Die geplanten Baukosten von 2 Millionen Gulden wurden von den sonst so sparsamen Frankfurter Bürgern so großzügig überzogen, dass Kaiser Wilhelm, der die feierliche Eröffnung beiwohnte, angeblich jammern sollte „Das kann ich mir nicht leisten!“

               Außer dieses historischen Gebäudes hat Frankfurt noch eine Oper in der Nähe von der City neben dem Weg von Hauptbahnhof in die Stadt. Sie wurde im Jahr 1963 gebaut und als sie durch eine Brandstiftung im Jahr 1987 ausgebrannt war, wurde sie im Jahr 1992 erneuert.

               Zum Besuch einer Stadt gehört natürlich auch das Essen. Mit meiner üblichen Neugier suchte ich nach örtlichen Spezialitäten. Neben den Käsebrezeln, die überall angeboten werden, sind sehr populär die „Mettbrötchen“, das sind Brötchen für Schnellimbiss mit faschiertem frischem Fleisch und Zwiebel.

               Allerdings wer Frankfurt besucht, sollte unbedingt die legendäre „Grüne Soße“ kosten. Keine Angst, sie schmeckt nicht schlecht, eigentlich schmeckt sie nach nichts. Was in Betracht ihrer Zusammenstellung wie ein Wunder wirkt. Der Grund wird von sieben Kräuter gebildet: das sind der Boretsch, der Kerbel, die Kresse, die Petersilie, die Pimpinelle (auch Bibernelle genannt) der Sauerampfer und der Schnittlauch. Es wird normalerweise mit hartgekochten Eiern und Kartoffel serviert, ich habe mich für die Variante des „Frankfurterschnitzels“ entschieden. Das ist eigentlich das übliche Wiener Schnitzel (sehr dünn geklopft) eben mit der grünen Soße.

               Der Ursprung dieser geheimnisvollen Mischung ist unbekannt. Eindeutig falsch ist die Legende, nach der die Soße Goethes Mutter Aja erfunden haben soll. Entweder brachten das Rezept nach Frankfurt im sechszehnten Jahrhundert französische Hugenotten oder katholische Handelsmänner aus Lombardei im achtzehnten Jahrhundert. Aufgrund des fehlenden Geschmacks dieser Spezialität würde ich eher die Hugenotten, also die Folgenmänner Calvins – dahinten vermuten. Die Gründe für diese meine Hypothese habe ich in meinem Artikel „Calvin ist an allem Schuld“ erörtert.

               Zum Trinken gibt es in Frankfurt den legendären Apfelwein.

Ein Fass mit Apfelwein

Bereits im Jahr 1754 erhielten die Frankfurter Bürger die Schankerlaubnis, dieses derbe Getränk aus sauren Äpfeln (sogar die Holzäpfel dürfen verwendet werden) zu verkaufen. Seit diesem Jahr ist sein Verkauf auch versteuert. Das Getränk hat 5-7% Alkohol und man soll es bei einem Frankfurter Besuch unbedingt ausprobieren. Gerüstet mit einer Tablette Pantoprazol muss man davor keine Angst haben.

               Die aufmerksamen Leser wurden wahrscheinlich hellhörig, wenn man den Zusammenhang Frankfurt – Wien bemerkte. Natürlich – es geht um die legendären Würstchen, die in Wien „Frankfurter“ heißen und in Deutschland allgemein „Wiener“ als ob sich niemand zu der Spezialität bekennen möchte. Die Wirklichkeit ist viel einfacher. Das Rezept wurde in Wien von Metzger Johann Georg Lahner erfunden, der aus Frankfurt stammte. Deshalb entstand in Wien der Name „Frankfurter Würstel“. In Deutschland wurden aber diese Würstchen durch das Urteil des Berliner Gerichtes im Jahr 1955 für eine „lokale Spezialität“ erklärt, also darf der Name Frankfurter Würstchen in Deutschland nur in Frankfurt benutzt werden, genauer gesagt, dürfen so nur Würstchen genannt werden, die in Frankfurt produziert wurden. Aus diesem Grund verhalf sich der Rest Deutschlands damit, dass diese Spezialität nach der Stadt genannt wird, wo sie entstanden ist – also „Wiener Würstchen“. In Österreich ist dann die Gerichtsentscheidung eines deutschen Gerichtes irrelevant und so können sie dort weiterhin „Frankfurter“ genannt werden. Aber Hauptsache, sie schmecken gut!

               Frankfurt ist nicht dazu da, um hier das Leben zu genießen, sondern um hier das Geld zu verdienen. Das Geld kann man dann viel angenehmer ausgeben, zum Beispiel in der nahen Hauptstadt des Landes Hessen, in Wiesbaden. Also, wenn man genug davon verdient hat…

               Übrigens, es gibt neben den Würsteln noch eine Verbindung zwischen Frankfurt und Österreich, nämlich den Fußball. Der traditionelle Klub Eintracht Frankfurt hat offensichtlich eine Schwäche für österreichische Trainer. Der Klub hat sein Stadion am südlichen Mainufer auf der Strecke vom Stadtzentrum zum Flughafen, man kann es mit der S-Bahn erreichen. Nicht verwunderlich ist die Tatsache, dass der Platz, wo die Spiele ausgetragen werden, Deutsche Bank Park heißt. Der Klub hat gute, sowie auch schlechte Zeiten, erlebt. Neben dem deutschen Meistertitel aus dem Jahr 1959 und UEFA Pokal aus dem Jahr 1980, erlebte er in den Jahren 1996 – 2012 ein „Pater noster“ Phänomen, wann er immer wieder in die zweite Liga abstieg und um den Aufstieg zurück in die Bundesliga kämpfen musste. In den letzten Jahren allerdings blüht Eintracht Frankfurt wieder auf. Nach dem ersten österreichischen Trainer Adi Hütter übernahm heuer den Klub der Salzburger Oliver Glassner, der Eintracht Frankfurt bis zum Europa League Titel geführt hat. Nach 42 Jahren versetzte er also die Frankfurter Fans wieder in den Siegesrauschzustand. Also Österreich begegnet man hier nicht nur beim Würstelessen.

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